Der Hörnauer Wald ist als Naturschutzgebiet ein sensibler Bereich. Holz darf dort dennoch eingeschlagen werden. Es muss dabei aber besonders vorsichtig vorgegangen werden. Diese Rücksichtnahme auf die Natur hat Herbert Heger mit Blick auf die im jüngst dort durchgeführten Forstarbeiten vermisst.
Der 66-Jährige aus Brünnstadt ist häufig im Hörnauer Wald. Er kennt diesen von Kindesbeinen an. Veränderungen fallen ihm sofort ins Auge. Doch das, was er vergangenen Dezember dort zu sehen bekam, dürfte auch weniger Versierten aufgefallen sein. Breite Rückegassen, abgerissene Äste an verbliebenen Bäumen, liegen gebliebenes Reisig, Wurzeln und Totholz lagen "kreuz und quer" – beschreibt er seine Eindrücke. "Die entstandenen Verwüstungen und Naturschäden sind erheblich", hielt er damals fest.
Beteiligte klären auf, worum es geht
Heger hat sich mit seinen Beobachtungen an diese Redaktion gewandt. Deren Rückfragen bei der Naturschutzbehörde im Landratsamt und beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt haben zu einem Ortstermin mit Vertretern beider Behörden im Hörnauer Wald geführt. Zu dem Termin vor wenigen Tagen ist auch Frankenwinheims Bürgermeister Herbert Fröhlich gekommen. Ein Großteil des Hörnauer Waldes, etwa 95 Hektar, liegt auf Brünnstädter Gemarkung. Besagte Waldarbeiten hat dort eine Fachfirma im Auftrag der Gemeinde durchgeführt.

Zwischenzeitlich sehen die Flächen, auf denen Bäume gefällt wurden, weit aufgeräumter aus als vor wenigen Wochen. Die meisten Polterholz-Stapel sind abtransportiert. Aber noch immer sind vereinzelt abgesägte Baumstümpfe zu sehen. Haufen mit Kronenholz und Reisig liegen noch herum. "So hinterlässt man keinen Arbeitsplatz", sagt Heger.

Über diese, wie er es nennt, "ästhetische Frage", möchte Stephan Thierfelder nicht streiten. Dem Bereichsleiter Forsten am AELF ist gleich zu Beginn wichtig, eines zu unterstreichen: "Dem Wald ist kein Schaden entstanden." In diesem Punkt gibt ihm auch der Mann aus Brünnstadt Recht.
Absprache vermeidet unnötige Schäden
Philipp Keller, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, bestätigt: Die Forstarbeiten haben nicht gegen Naturschutzbelange verstoßen. Der zuständige Förster des AELF habe die Naturschutzbehörde im Juli 2024 frühzeitig über die im September begonnenen Maßnahmen informiert. Die Absprache bezeichnet Keller als vorbildlich. Beispielsweise sei beim Anlegen der Rückegassen darauf geachtet worden, diese möglichst geradlinig durch Bestände zu führen. Horst- und Hohlbäume wurden markiert und blieben stehen. Manche Kronen wurden liegen gelassen, um Rückeschäden am Boden zu vermeiden, zählt Keller auf.

Bei den rund 700 Festmeter Holz, die im Hörnauer Wald eingeschlagen wurden, handelt es sich laut Thierfelder vor allem um schadhafte Kiefern, aber auch um Fichten und Birken mit Trockenschäden. Diese zu fällen, sei auch deshalb nötig gewesen, um die Naturverjüngung mit standortheimischen Baumarten voranzubringen. Dies diene dem Zweck des Naturschutzgebiets, bestätigt Keller.
Bürgermeister Fröhlich zufolge werden die vier Hiebflächen umzäunt, um die Aufforstung vor Wildverbiss zu schützen. Bei den Bäumen, die gezielt gepflanzt werden, handelt es sich hauptsächlich um Stileichen sowie Mischbaumarten, sagt Thierfelder. Klar sei: Birken kämen im Hörnauer Wald aufgrund zunehmender Trockenheit an ihr "natürliches Lebensende". Und auch für Kiefern sähe die Zukunft düster aus. Zwar kämen diese mit Trockenheit ganz gut zurecht, doch die zunehmende Hitze machten diesen zu schaffen. Hinzu kämen Schädlinge, wie zuletzt der Blaue Kiefernprachtkäfer.
Einsatz von Harvestern minimiert Gefahren
Der Einsatz von Maschinen ist aus Sicht aller Beteiligten bei solchen Holzeinschlägen unumgänglich. Nicht nur, um möglichst schnell und einfach voranzukommen. Gerade Bäume mit vertrockneten Baumkronen, die vom Boden aus nicht immer zu erkennen sind, stellten für Forstarbeiter eine große Gefahr beim Fällen mit der Motorsäge per Hand dar. Große Äste oder gar ganze Kronen könnten unvermittelt herunterfallen und Menschen tödlich verletzen. Deshalb müssten heute immer mehr Holzeinschläge mit Harvester-Maschinen erfolgen, schildert Thierfelder.
Mit Blick auf etwa zehn Hektar Kiefernbestand im Hörnauer Wald sagt der Forstbereichsleiter des AELF für die kommenden Jahre weitere Baumfällungen voraus. Ohne menschliche Unterstützung würde die Waldverjüngung, also der Umbau hin zu einem klimastabilen Laubmischwald, kaum funktionieren. Bei der Durchforstung käme es darauf an, die Kronen von starken Alteichen, die typisch sind für den Hörnauer Wald sind, zu erhalten. Hierfür müssten von unten nachwachsende, bedrängende Nachbarbäume, etwa Eschen oder Linden, gefällt werden. Zugleich müsse man jungen Eichen Platz schaffen, damit deren Kronen sich entwickeln können.