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SCHWEINFURT: Ihre Problemkunden hat die Polizei im Auge

SCHWEINFURT

Ihre Problemkunden hat die Polizei im Auge

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    Die Polizei erhöht trotz guter Sicherheitslage die Präsenz, was für den einen oder anderen Bürger durchaus beruhigender ist. Im Bild die beiden Polizeibeamten Jana Jordan und Sebastian Hertam am Donnerstag auf Streife in der Spitalstraße.
    Die Polizei erhöht trotz guter Sicherheitslage die Präsenz, was für den einen oder anderen Bürger durchaus beruhigender ist. Im Bild die beiden Polizeibeamten Jana Jordan und Sebastian Hertam am Donnerstag auf Streife in der Spitalstraße. Foto: Foto: Martina Müller

    Weihnachten war aus polizeilicher Sicht kein Problem. Mit Silvester und Faschings stehen die nächsten größeren „Termine“ an. Müssen wir uns wegen der Terrorgefahr Sorgen machen? Die Antwort der Schweinfurter Polizeispitze ist eindeutig: „Trotz des verheerenden Anschlages in Berlin können wir diese Frage mit einem klaren Nein beantworten.“ Eine Reaktion auf Berlin sei gleichwohl gewesen, die Präsenz – zuletzt auf dem zu Ende gegangenen Weihnachtsmarkt – zu erhöhen.

    Kriminalität ist nicht angestiegen

    Der Leitende Polizeidirektor Detlev Tolle und sein Stellvertreter in der Inspektion, Polizeioberrat Michael Libionka, erwähnen gegenüber der Redaktion allerdings Aussagen von Bürgern, dass in den letzten Jahren „alles immer schlimmer“ geworden, die Kriminalität also gestiegen sei. „Aber das genaue Gegenteil ist der Fall und dies schon seit vielen Jahren“, sagen die Polizeiführer.

    Sie sagen aber auch, dass für Opfer einer Straftat Statistiken keinen Sinn machen. Wenn in die eigene Wohnung eingebrochen worden ist, bleibt Verunsicherung zurück. „Deshalb legen wir auch so großen Wert auf Prävention und bitten die Bevölkerung bei jeder Gelegenheit darum, uns verdächtige Beobachtungen sofort mitzuteilen“, sagt Libionka.

    Viele, die von Schlägereien oder anderen körperlichen Angriffen hören, machten sich Gedanken. Das weiß die Polizei. Nötig sei das häufig aber nicht, weil es bei diesen Straftaten zwei Schwerpunkte gibt. Das sind zum einen Auseinandersetzungen zwischen oft stark alkoholisierten Gleichaltrigen, meist in den Abend- und Nachtstunden beispielsweise in einer Diskothek. Zum Zweiten die Gewalt innerhalb von Familien und Partnerschaften.

    Aufklärungsquoten sind hoch

    Das heißt im Umkehrschluss: Es besteht keine Gefahr für den, der am Abend mit seiner Familie zum Essen geht oder ein Kino besucht. Libionka verweist auch auf Konzerte oder sportliche Events mit tausenden Besuchern in Schweinfurt, bei denen absolut nichts passiert ist. „Die häufigsten Verletzungen im Sommer sind Wespenstiche oder dehydrierte Personen“, beruhigt die Polizei.

    Andererseits: Es gibt Personen, die immer wieder und vorsätzlich Straftaten begehen und dabei auch vor schwerer Kriminalität nicht zurückschrecken. Diese Straftäter möglichst schnell zu identifizieren und vor Gericht zu bringen, das steht bei der Schweinfurter Polizei oben an. Die hohe Aufklärungsquote zeigt die Erfolge. „Da sind wir in Schweinfurt bayernweit deutlich über dem Durchschnitt“, so Tolle.

    Mord und Totschlag sei anders als in vielen anderen Ländern in Deutschland absolute Ausnahme und die hierfür zuständige Kriminalpolizei sei mit Aufklärungsquoten von deutlich über 90 Prozent sehr gut dabei. „In Bayern lebt es sich tatsächlich sehr sicher, es wird weniger eingebrochen und es werden weniger Fahrzeuge gestohlen“, sagen die Polizeichefs.

    Nur beim Autofahren scheint es in Schweinfurt nicht ganz so zu klappen. Das drückt sich bei der Kfz-Versicherung aus, die nicht zur preiswertesten Kategorie gehört. Also ist alles gut, die Bevölkerung hat nur eine falsche Wahrnehmung?

    Problemkunden sind bekannt

    „Nein, natürlich nicht“, sagen Tolle und Libionka. Man müsse sich trotz der jüngsten Ereignisse aber bewusst machen, dass wir keine Angst vor Krieg haben müssen, in aller Regel ein Dach über dem Kopf, ausreichend zu essen und zu trinken haben und großteils gut sozial integriert seien. „Deshalb gibt es bei uns viele Kriminalitätsformen überhaupt nicht in dem Ausmaß wie andernorts.“

    Problemkunden gibt es dennoch auch in Schweinfurt und Umgebung. Drogenkonsumenten etwa, die täglich viel Geld benötigen, um sich den Nachschub zu sichern. Oftmals seien das die gleichen Personen, die beim Ladendiebstahl erwischt werden, um sich aus dem Erlös von Parfums oder Alkoholika die nächste Ration zu sichern.

    Auffällig sind auch 14- bis 21-Jährige, die „eine kriminelle Karriere“ starten. Sie organisierten sich meist in kleineren Gruppen und motivierten sich gegenseitig. „Das ruft dann uns, das Jugendamt, die Eltern und viele andere Partner auf den Plan“, sagt die Polizei. Hilft das alles nichts, setzt sich dieser Weg so lange fort, bis die ersten jungen Straftäter vor dem Jugendrichter stehen. In der Regel mache der unmissverständlich klar, dass jetzt Schluss sein und der nun Angeklagte einen anderen Weg einschlagen müsse.

    Aus dieser Delinquenz, also der Neigung rechtliche Grenzen zu überschreiten, kämen viele junge Erwachsene von alleine, so die erfreuliche Erfahrung der Polizei. Der Grund sind oft eine feste Beziehung oder der Berufseinstieg. „Das ist für uns sehr schön zu sehen, wenn man erkennt, dass die jungen Menschen ihren Weg gefunden haben.“

    Zum Hintergrund dieser Serie Die Erstaufnahmeeinrichtung in der Ledward-Kaserne ist im Juli 2015 eröffnet worden. Das löste in der Bevölkerung viele Fragen und auch Befürchtungen aus. Bei den Bürgerversammlungen spielte das Thema eine große Rolle wie es erwartbar auch bei der Polizei aufschlug, die ja in erster Linie für die Sicherheit zuständig ist. Die Polizei reagierte und setzte stark auf das Instrument Öffentlichkeitsarbeit. Sie klärte auf, stellte aber auch viel Falsches richtig. Eine Vergewaltigung gab es trotz sich hartnäckig haltender Gerüchte in der Aufnahmeeinrichtung eben nicht. Das Axtattentat in Würzburgoder zuletzt die schreckliche Tat in Berlin sorgen nun für neue Diskussionen. Die Schweinfurter Polizei hat sich allerdings schon weit vor Berlin entschieden, die am häufigsten gestellten Fragen von Bürgern zu sammeln, aufzubereiten und zu veröffentlichen und so dem Informationsbedürfnis zur aktuellen Sicherheitslage in Schweinfurt Rechnung zu tragen. Dieser zusätzliche Einblick in die polizeiliche Arbeit erfolgt durch die Redaktion in einer Artikelserie. Über das Thema Asyl wurde in Teil eins vor Weihnachten berichtet. Heute geht es um die Bereiche Schlägereien, Drogenkonsume, junge Tätergruppen und den Umgang damit. In einer nächsten Folge wird auf die bedauerlicherweise wachsende Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten eingegangen.

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