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GEROLZHOFEN: Im Gerichtsgebäude ist es still geworden

GEROLZHOFEN

Im Gerichtsgebäude ist es still geworden

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    Post nur für Gerichtsvollzieherin: Ein schlichter Zettel weist darauf hin, dass die Zeiten des Amtsgerichts vorbei sind.
    Post nur für Gerichtsvollzieherin: Ein schlichter Zettel weist darauf hin, dass die Zeiten des Amtsgerichts vorbei sind. Foto: Foto: N. Finster

    Einen ziemlich verlassenen Eindruck macht zurzeit das ehemalige Amtsgericht Gerolzhofen. Dass hier bis vor Kurzem einmal Recht gesprochen wurde, zeigen nur noch die große Moses-Figur mit den Gesetzestafeln rechts vom Eingang und die weniger große Metalltafel mit dem Hinweis „Amtsgericht Schweinfurt“. Die Tafel macht allerdings schon einen ziemlich geknickten Eindruck.

    Am Haupteingang des Gerichtsgebäudes an der Hermann-Löns-Straße steht Klartext: „Zweigstelle Gerolzhofen aufgelöst. Bitte wenden Sie sich an Amtsgericht Schweinfurt...“

    Ein zweiter notdürftig angebrachter Zettel verweist darauf, dass Gerichtsvollzieherin Andrea Schneider noch da ist und ihren Dienst nach wie vor verrichtet. Zufällig ist sie gerade im Haus. Aber nicht mehr lange. Denn auch sie soll ausziehen. Andrea Schneider sagt, sie möchte schon gerne in Gerolzhofen bleiben und sich neue Räume suchen.

    Nach Angaben von Reinhard Pfingstl, Präsident des Landgerichts Schweinfurt, sind diese Räume in der Stadt bereits gefunden. Dass eine Gerichtsvollzieherin direkt im Justizgebäude sitzt, sei ohnehin ungewöhnlich. Gerolzhofen sei der einzige ihm bekannte Gerichtsstandort gewesen, wo das so war.

    Das Personal der bisherigen Zweigstelle arbeitet jetzt in Schweinfurt. Sie sind weiter in ihren angestammten Tätigkeitsfeldern beschäftigt.

    Im ehemaligen Gerichtsgebäude patroulliert aktuell noch ein Justizsicherheitssekretär. Der Sekretär ist notwendig, weil bereits jetzt ein Archiv im Haus liegt und ab und zu mal jemand kommt, um sich Akten zu holen. Auch der Metalldetektor, mit dem früher Teilnehmer und Besucher von Gerichtsverhandlungen kontrolliert wurden, steht noch da.

    Bei diesen Gerichtsverhandlungen traten auch immer wieder Beamte der Polizeiinspektion Gerolzhofen als Zeugen auf. Sie müssen jetzt nach Schweinfurt. Ein- bis zweimal in der Woche kommt das vor, berichtete Inspektionsleiterin Margit Endres. Als Nachteil empfindet sie das nicht, höchstens als Veränderung.

    Und dann ist da noch Gerald Eser vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt. Aber auch er wird sich ein neues Domizil suchen müssen, sagt Reinhard Pfingstl. Eser selbst sagt auf Anfrage, dass noch nicht sicher ist, wo er künftig untergebracht sein wird. Es gebe auch keinen keinen definitiven Termin, zu dem er ausziehen muss.

    Gerald Eser ist Revierförster und berät Waldbesitzer im Raum Gerolzhofen zu Themen wie Waldpflege, Aufforstung, staatliche Fördermöglichkeiten und standortgerechte Baumarten. Esers Vorgesetzter, Forstdirektor Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sagt, es werde angestrebt, diese Stelle ebenfalls in Gerolzhofen zu belassen.

    Draußen am Eingang prangt trotz Forstreform aus dem Jahr 2005 noch immer das Wort Forstamt. Das ist ebenso überholt wie jetzt das Wort Amtsgericht. Es sind zwei Relikte, die sehr schön zeigen, wie eins nach dem andern aus Gerolzhofen verschwindet.

    Im Moment sind die Statiker am Prüfen, was an dem Gebäude zu machen ist, wenn es dereinst die gesamte Last der Akten von Land- und Amtsgericht Schweinfurt sowie der Staatsanwaltschaft Schweinfurt zu tragen haben wird. Wie berichtet soll das Gebäude mit einem Aufwand von etwa einer Million Euro tauglich für das Archiv gemacht werden. Wenn alles fertig ist, kommen vier Bedienstete aus Schweinfurt, um das Archiv zu betreuen.

    Innenstaatssekretär Gerhard Eck beteuerte am Freitag, dass dieses Archiv keine vorübergehende, sondern eine dauerhafte Einrichtung sein wird, auch nach Fertigstellung des Justiz-Neubaus in Schweinfurt. Eck wehrt sich deshalb gegen das Wort „Auflösung“ des Amtsgerichts, obwohl es schwarz auf weiß auf dem Zettel am Eingang steht. Ihm sei es wichtig gewesen, dass das Haus in staatlicher Hand bleibt und nicht wie zunächst geplant verkauft wird. Neben der statischen Sanierung sollen auch die Außenanlagen aufgewertet werden.

    Das alles liest sich wie ein unumkehrbarer Prozess. Bleibt also die Frage, was eigentlich aus der Resolution geworden ist, die im Stadtrat am 20. April mit den elf Stimmen von Freien Wählern, SPD und geo-net gegen die sieben Vertreter von CSU sowie den Einzelkämpfern der Jungen und Bürger für Gerolzhofen durchging. Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte die Resolution, die sich gegen die Umwandlung der Gerichtsaußenstelle in ein Archiv wandte, an Innenminister Joachim Herrmann, Innenstaatssekretär Gerhard Eck, Heimatminister Markus Söder, Justizminister Winfried Bausback und an Staatskanzleichef Marcel Huber geschickt und wochenlang keine Antwort erhalten.

    Erst am vergangenen Montag verwies der Bürgermeister am Ende der Stadtratssitzung kurz auf ein Antwortschreiben aus München, ohne allerdings wegen der fortgeschrittenen Zeit auf den Inhalt einzugehen. Auf Nachfrage erklärte er am Freitag, dass der Absender dieses Schreibens Justizminister Winfried Bausback im Namen aller Adressaten war. Der Minister verwies drauf, dass der Betrieb von Amtsgerichtszweigstellen sehr teuer komme, Gerolzhofen aber trotzdem Justizstandort bleibe.

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