Gerade an den Wochenende, wenn keine Schule ist und kaum jemand zur Arbeit fahren muss, ist der Busfahrplan im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) merklich ausgedünnt. Abhilfe sollen hier so genannte Freizeitlinien schaffen, die die Lücken im Fahrplan füllen und von Landkreisen und Gemeinden finanziert werden. Nun bietet sich die große Chance, den Bus-Fahrplan zwischen Steigerwald und Mainschleife deutlich engmaschiger zu machen: Gerolzhofen könnte Anschluss finden an die Freizeitlinie, die sich Mainschleifen-Shuttle nennt.
Marco Maiberger, der Leiter des Volkacher Tourismusbüros, war dazu am Montagabend in den Stadtrat gekommen. In den vergangenen zehn Jahren hatten sich Wipfeld, Kolitzheim, Nordheim, Sommerach, Schwarzach, Volkach und Eisenheim sowie die Landkreise Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt am Mainschleifen-Shuttle beteiligt. Die Konzession ist ausgelaufen. Diese Freizeit-Buslinie bediente an den Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von Mai bis Oktober mehrmals täglich die teilnehmenden Kommunen. Im vergangenen Jahr fuhren laut Maiberger 5597 Personen mit, im Jahr 2016 waren es 6219.
Damals noch abgelehnt
Auch die Stadt Gerolzhofen war damals von den Planern des Mainschleifen-Shuttle gefragt worden, ob man sich eine Beteiligung an der Freizeit-Buslinie vorstellen könne. Im März 2009 fand sich in nichtöffentlicher Sitzung des Stadtrates allerdings keine Mehrheit für eine Beteiligung. Die Abstimmung endete mit einem Patt. In den vergangenen Wochen nun liefen Gespräche, ob bei der Regierung von Unterfranken wieder eine neue, diesmal nur fünfjährige Konzession für das Mainschleifen-Shuttle bis 2022 beantragt wird. Nachdem vor zehn Jahren nur eine „kleine Lösung“ rund um Volkach möglich war, wolle man nun nichts unversucht lassen, auch Gerolzhofen ins Boot zu holen, sagte Maiberger.
Künftig sollen zwei Busse auf Rundkursen an der Mainschleife und in Richtung Gerolzhofen unterwegs sein, die sich jeweils in Volkach treffen, wo man dann auch umsteigen kann. Zwischen Volkach und Gerolzhofen sind in der Saison vom 10. Mai bis 14. Oktober freitags und samstags jeweils fünf Fahrten zwischen 16.35 und 1 Uhr geplant, sonntags ebenfalls fünf Verbindungen im Zeitraum von 11.35 bis 23.25 Uhr. In Gerolzhofen seien mehrere Haltestellen, etwa direkt am Geomaris, denkbar.
Das Mainschleifen-Shuttle würde das Angebot auf der schon bestehenden ÖPNV-Linie zwischen beiden Städten, die vom Busunternehmen Kleinhenz eigenwirtschaftlich betrieben wird, ideal ergänzen. Zudem sei geplant, dass auch noch die ÖPNV-Linie ausgebaut wird. „Bei einer Fahrtzeit von nur 15 Minuten muss zwischen Gerolzhofen und Volkach dann keiner mehr das Auto benutzen“, machte Maiberger deutlich. Der Fahrpreis betrug bislang 2,15 Euro für die einfache Fahrt und 3,70 Euro für eine Tageskarte zur mehrfachen Nutzung des Busses.
Ein Blick auf die Kosten: Man hoffe, die Fahrgastzahlen durch die Einführung einer zweiten Schleife in Richtung Gerolzhofen verdoppeln zu können, sagte Maiberger. Allerdings würden sich dadurch auch die Kosten auf rund 120 000 Euro verdoppeln. „Wir fahren ja dann auch rund 46 000 Kilometer pro Saison.“ Angedacht ist, dass sich wieder die drei Landkreise und die Kommunen die Kosten teilen. Die Landkreise Würzburg und Kitzingen haben bereits signalisiert, dass sie wieder zahlen wollen, allerdings nur die bisherige Fördersumme. In den Stadt- und Gemeinderäten der bislang schon teilnehmenden und in den möglicherweise neu hinzukommenden Kommunen läuft gerade die Entscheidungsfindung.
Maximal 22 000 Euro im Jahr
Auch der Gerolzhöfer Stadtrat war am Montagabend nach der Ablehnung vor zehn Jahren erneut gefragt, ob die Stadt dem Mainschleifen-Shuttle diesmal beitritt. Nach der bisherigen Kostenkalkulation und unter der Voraussetzung, dass alle Landkreis und Kommunen wie geplant sich beteiligen, entstünden der Stadt jährliche Ausgaben von maximal 22 000 Euro – die sich allerdings verringern, je mehr Fahrgäste in die Busse einsteigen. Eines war klar: Wenn Gerolzhofen diese Kosten nicht trägt, wird es keinen Anschluss des Steigerwaldvorlands an das Mainschleifen-Shuttle geben, denn Frankenwinheim und Kolitzheim werden sich alleine wohl kaum an einer Buslinie beteiligen, von der auch Gerolzhofen profitiert.
Bürgermeister Thorsten Wozniak warb deshalb intensiv für das neue Konzept. Er sehe hier eine große Chance für die Region, um weiter zusammenzuwachsen. „Es wäre eine Bereicherung für den Tourismusbereich und die Menschen, die hier leben.
“ Man sei seit Monaten mit den Bürgermeisterkollegen und Tourismusexperten der Region in intensiven Gesprächen und er könne nur an den Stadtrat appellieren, dem Anschluss an das Mainschleifen-Shuttle zuzustimmen. Dabei verhehlte Wozniak nicht, dass er vor zehn Jahren noch zu den Stadträten gehört hatte, die dagegen gestimmt hatten.
Wozniak hatte auch noch eine topaktuelle Nachricht für Marco Maiberger dabei: Auch Bürgermeister Lothar Zachmann habe für die Gemeinde Dingolshausen ein starkes Interesse signalisiert, ebenfalls sich am Mainschleifen-Shuttle zu beteiligen. „Wenn der Bus schon am Geomaris ist, kann er auch schnell hoch zum Ortseingang von Dingolshausen fahren.“ Maiberger vernahm's mit Interesse.
Breite Zustimmung
Arnulf Koch (CSU) sagte, das von Maiberger vorgelegte Konzept habe Hand und Fuß. Er rechne zwar damit, dass Volkach als Knotenpunkt der verschiedenen Buslinien den größten Nutzen habe. Doch aus Gerolzhöfer Sicht sei es zu begrüßen, dass die Erreichbarkeit des Geomaris verbessert werde. Insofern seien die Kosten für das Mainschleifen-Shuttle auch eine Marketingmaßnahme für das Schwimmbad. Zumindest für einen Großteil seiner Fraktion fasste es Koch so zusammen: „Wir sollten es mal ausprobieren.“
Für die Fraktion der Freien Wähler betonte Günter Iff, es sei wichtig, die Region weiter zu vernetzen. Allerdings müsse man sehen, dass nach den Fahrgastschätzungen und der Kostenkalkulation die Stadt dann pro Fahrgast, der mit der neuen Buslinie nach Gerolzhofen komme, rund fünf Euro zuschießen müsse. Zudem würden die Fahrzeiten der Busse (noch) nicht mit den Kernzeiten der hiesigen Wirtschaft und Gastronomie übereinstimmen. Es sei aber denkbar, dass das Mainschleifen-Shuttle dann auch für neue Strukturen bei den Öffnungszeiten in Gerolzhofen sorge. Da das Bus-Projekt erst einmal auf fünf Jahre begrenzt sei, seien die Kosten aus Sicht der Freien Wähler letztlich hinnehmbar.
Städte wie Geschwister
Gerolzhofen und Volkach seien wie Geschwister, sagte Thomas Vizl, der für Geo-net ebenfalls Zustimmung signalisierte: Man streite sich zwar ab und zu, sei aber trotzdem eng miteinander verbunden. Durch das Mainschleifen-Shuttle würden sich beide Städte künftig „wunderbar ergänzen“.
Mittelfristiges Ziel müsse es zudem sein, die drei bestehenden Freizeit-Buslinien Kitzingen-Volkach, Iphofen-Prichsenstadt und von Bamberg zum Baumwipfelpfad bei Ebrach jeweils bis Gerolzhofen zu verlängern. Dann sei nicht nur Volkach ein Knotenpunkt, sondern Gerolzhofen auch.
Kurz und bündig verkündeten auch Erich Servatius für die SPD („Das Geld ist gut eingesetzt“) und Heinz Lorz („Ein Gewinn der Attraktivität“) ihre Zustimmung.
Mit der deutlichen Mehrheit von 14:2 Stimmen beschloss der Stadtrat schließlich, sich mit maximal 22 000 Euro im Jahr am Mainschleifen-Shuttle zu beteiligen, unter der Voraussetzung, dass sich auch Frankenwinheim und Kolitzheim an den Gesamtkosten finanziell beteiligen und der Landkreis Schweinfurt wie gehabt die Freizeitlinie mit Zweidritteln bezuschusst. Nur Christine Dittmeier und Christian Ach (beide CSU) stimmten ohne Angaben von Gründen dagegen.
Das geplante Mainschleifen-Shuttle In dem neuen Konzept des Mainschleifen-Shuttles würden in den warmen Monaten des Jahres von Mai bis Oktober zwei Busse als Ergänzung zu den schon bestehenden Linien des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Region kreisen. So sehen die bisherigen Planungen aus: Der Bus 1 fährt abwechselnd zwei Schleifen: Volkach, Fahr, Stammheim, Lindach, Kolitzheim, Gernach, Unterspiesheim, Oberspiesheim, Herlheim, Zeilitzheim und über Gaibach zurück nach Volkach. Die Gesamtfahrzeit für diese Schleife beträgt 45 Minuten. Die andere Schleife führt von Volkach über Obervolkach, Krautheim und Frankenwinheim auf direktem Weg (Fahrzeit 15 Minuten) nach Gerolzhofen (mehrere Haltestellen). Von dort geht es über Brünnstadt, Zeilitzheim und Gaibach zurück nach Volkach. Die Gesamtfahrzeit für diese Schleife beträgt 35 Minuten. Der Bus 2 fährt zwei Schleifen direkt an der Mainschleife. Von Volkach geht es über Astheim, Escherndorf, Untereisenheim, Obereisenheim und Wipfeld zurück nach Volkach. Dann geht es von Volkach über Nordheim, Sommerach nach Schwarzach und wieder zurück. Der Fahrplan der Busse soll so gestaltet sein, dass man am Busbahnhof in Volkach bequem die Busse und somit auch die Routen wechseln kann. Von Volkach aus kann man über die VGN-Freizeitlinie 107 auch per Bus den Bahnhof Kitzingen erreichen. (kv)