Es ist nicht so, als ob Stefanie Bock mit ihrer Hundepension im Lohmühlenweg in Gerolzhofen nicht genug beschäftigt wäre. Die Nachfrage nach den zehn vorhandenen Betreuungsplätzen sei gut, sagt sie. Und das nicht nur während der Urlaubszeit. Dennoch hat sie neben den eigentlichen Pensionshunden gerade zwei vierbeinige Gäste, für die keiner zahlt. Die einstigen Streuner – Mutter und Sohn – stammen aus Rumänien, wo sie wie so viele ihrer Artgenossen unter kaum artgerechten Bedingungen auf der Straße lebten. Jetzt haben sie bei Bock ein liebevolles Zuhause gefunden.
Die 46-Jährige, die seit Anfang des Jahres zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin für Hunde ist, würde gerne nicht nur den beiden einstigen Straßenhunde helfen. Doch ohne Unterstützung in Form von Geld, Sachspenden und und helfenden Händen geht das nicht. Aus diesem Anlass gründete sie mit sechs weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Juli den Verein "Hundstage Herzensangelegenheiten". Stefanie Bock ist dessen Vorsitzende, ihr Vater Hans-Jürgen Bock ihr Stellvertreter.
Tierschutzverein sucht weitere Mitglieder
Erklärtes Ziel des als gemeinnützig anerkannten, eingetragenen Tierschutzvereins mit Sitz in Gerolzhofen ist es, Hunden in Not zu helfen - "ohne Einschränkungen", wie Bock ihr Ziel vorgibt. "Ohne finanzielle Hilfe geht das nicht", gibt sie allerdings zu bedenken. Hier soll der Verein über Spendendosen, die zwischenzeitlich in einigen Gerolzhöfer Geschäften stehen, einen wichtigen Beitrag leisten. Schön wäre ihrer Ansicht nach, wenn noch mehr Unternehmen, auch in der Umgebung, bereit wären, die kleinen Spendendosen des Vereins bei sich aufzustellen. Doch auch weitere Vereinsmitglieder, die bei der Werbung, etwa in den sozialen Medien oder auf einer eigenen Webseite mithelfen, sind gefragt. Den Mitgliedsbeitrag, erklärt die Vorsitzende, könne jede und jeder entsprechend seinen Möglichkeiten selbst bestimmen.

Bocks Ziel ist es nicht, von sich aus Hunde aus dem Ausland herbeizuschaffen, um diese bei sich aufzupäppeln. Im Gegenteil: Bock rät zur Vorsicht, was die Anschaffung eines Hundes aus dem Ausland angeht. Sie hat damit selbst schlechte Erfahrungen gemacht, sich aus Tierliebe eines solchen Hundeschicksals, von dem man nur ein Foto kennt, anzunehmen. Dabei bestehe immer die Gefahr, sich ein "Überraschungsei" ins Haus zu holen. "Ich rate dringlichst davor ab", sagt sie in aller Deutlichkeit.
Nicht alle Hunde können mit Menschen umgehen
Vor allem Angsthunde aus dem Ausland müssten sich an das Leben, das sie hier erwartet, erst langsam gewöhnen, schildert Bock. "Viele lassen sich nicht anfassen, kennen keine Innenräume, keine Leine, Halsband oder Geschirr." Sie sieht es dennoch als Aufgabe an, solche Hunde, wenn sie denn schon einmal da sind, auf das Leben mit Menschen vorzubereiten.

Dies verlangt Zeit und viel Geduld, aber auch Sachkenntnis. Die beiden rumänischen Streuner, die bei Bock untergebracht sind, werden sicherlich ein Vierteljahr brauchen, bis sie soweit sind, dass für sie ein neues Frauchen oder Herrchen gesucht werden kann, schätzt die Hundetrainerin. "Interessenten sollten die Möglichkeit haben, oft vorbeizukommen, sich mit dem Wesen des Hundes auseinanderzusetzen und erst dann entscheiden, ob dieser Hund wirklich zu ihnen passt", meint sie. Die Beschäftigung mit Angsthunden nennt sie ihr "Steckenpferd".
Wenn Hunde ihr Zuhause verlieren
Daneben möchte Bock sich mit Unterstützung des von ihr geleiteten Vereins auch um Hunde kümmern, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause verlassen müssen. Das können laut Bock Hunde sein, deren Besitzer erkrankt sind und die sich nicht mehr um ihre Lieblinge kümmern können. Andere Besitzer könnten sich den Unterhalt ihres Hundes aus irgendwelchen Gründen plötzlich nicht mehr leisten. Es fallen aber auch Hunde darunter, die übereilt angeschafft wurden, und deren Besitzer dann schnell festgestellt haben, dass sie mit dem Tier überfordert sind. "Hier leisten wir Vermittlungshilfe oder nehmen die Hunde bei uns auf, um für sie ein geeignetes Zuhause zu finden", sagt Bock.

Bedarf gebe es in diesem Bereich mehr als genug, bestätigt Bock. So sieht sie auch keine Konkurrenz zu der in den Tierheimen geleisteten Arbeit. Denn diese seien in der Regel übervoll, unter anderem mit Fundtieren, die bei ihnen landen. Ihr Verein möchte deshalb auch mit anderen Tierschutzvereinen zusammenarbeiten, sagt Bock, beispielsweise, indem sie in Gerolzhofen auch Tiere anderer Vereine aufnehme. Als Beispiel nennt sie den Donnersdorfer Verein "Treue-Pfötchen", mit dem sie bereits gut zusammenarbeiten würden, wenn es darum geht, Hunde zu übernehmen, die aus verschiedenen Gründen so gut wie keine Chance hätten, ein neues Zuhause zu finden.
Nicht alle Tiere können aufgenommen werden
Wer weiß, dass Bock für jeden Hund, den sie in ihrer Pension betreut, 30 Euro pro Tag erhält, kann leicht nachvollziehen, dass sie, wie sie sagt, nicht unbegrenzt Plätze für Tierschutzhunde hergeben kann. Schließlich verdiene sie mit ihrer Pension ihr "täglich Brot". Ihr Wunsch ist es, mit der über den Verein organisierten Hilfe in Form von Geld, Futter- oder sonstigen Sachspenden, "wenigstens ein paar der Hundenotfälle aufnehmen zu können", die an sie herangetragen werden. Solche Hunde, teils mit immensen Pflegebedarf, gebe es "ohne Ende", sagt Bock. Bei der Aufnahme von Hunden gibt es für sie aber eine Grenze: "Komplett aggressive Hunde, richtige Rambos, nehme ich nicht auf." Hierfür sei ihre Einrichtung nicht ausgelegt.
Fragen zum Tierschutzverein "Hundstage Herzensangelegenheiten" beantwortet die Vorsitzende Stefanie Bock unter Tel. 0151-16962000 oder per E-Mail an herzensangelegenheiten@hundstage-steigerwald.de