Während Beherbergungsbetriebe pandemiebedingt für lange Zeit keine Gäste aufnehmen durften, hatten Insektenhotels dagegen durchgehend geöffnet. Je nach Zielgruppe gibt es auch hier die unterschiedlichsten Baustile und Einrichtungsarten.
Ins Thema eingearbeitet
Dass das Vorkommen von Insekten vor allem im Vergleich zur Zeit vor 20 bis 30 Jahren heute so rapide abgenommen hatte, ließ Walter Wieland aus Stammheim keine Ruhe. Als Rentner nutzte er schließlich seine neu gewonnene Freizeit, sich in das Thema einzuarbeiten und auch selbst aktiv etwas gegen das fortschreitende Artensterben zu tun. So hat er inzwischen über einige Jahre fleißig gewerkelt, gebohrt, gesägt, beobachtet und sich fortgebildet. Zu seinem Geburtstag hatte sich der handwerklich versierte Rentner eine Ständerbohrmaschine gewünscht, um jetzt noch akkurater Löcher und Höhlen für die Insekten in ausgewählte, gut abgelagerte Hartholzstücke bohren zu können.

"Billig-Hotels" oft mangelhaft
Insektenhotels würden von diversen Handelsketten inzwischen zu sehr günstigen Preisen angeboten, die Einrichtung dieser "Hotels" sei aber gerade für Wildbienen oft mangelhaft und ungeeignet zusammengestellt, analysiert Walter Wieland. Auch muss er bei seinen Touren durch die Region immer wieder feststellen, dass viele Kästen der Marke Eigenbau zwar mit viel Liebe gebaut wurden, aber leider aus den falschen Materialien bestehen und so nach einigen Jahren in einem ungepflegten Zustand sind. "Für Vorbeikommende ist es ein trauriger Anblick, wenn dort kein Leben zu sehen ist", meint der engagierte Bienenfreund.
Letztlich komme es bei den Insektenhotels vor allem auf die Details an und natürlich auf die Beschaffenheit der Umgebung, erklärt Walter Wieland. Essentiell sei auch eine ausreichende Verpflegung der Insekten außerhalb des Hotels mit einem bereits im Frühjahr vorhandenen Nektar- und Pollenreichtum an, fügt er an.

Schutz aus Draht ist wichtig
Zum Schutz vor Fressfeinden, so der Experte, sei es dringend geboten, das Insektenhotel mit einem grobmaschigen Draht zu schützen. Dieser sollte mindestens fünf Zentimeter von den Hölzern und Röhrchen entfernt angebracht werden. Regelmäßig beobachte Wieland, dass die Brutzellen in den Nisthilfen zum Beispiel von Spechten mit ihren langen Schnäbeln fast zur Hälfte leergeräumt werden, wenn kein ausreichender Schutz vorhanden ist.

"Von Menschenhand gebaute Nisthilfen sind sicher eine gute Sache", sagt auch die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Schweinfurt, Brigitte Goss. Die Röhren würden hauptsächlich von den Osmia-Mauerbienen genutzt, die wichtige Bestäuber der heimischen Obstgehölze sind, so die Expertin, die regelmäßig im Fernsehen für das Magazin "MDR-Garten" Zuschauer und Leser mit Tipps und Tricks rund um die Arbeit im heimischen Grün versorgt.

Alte Stickel eignen sich gut
Ausrangierte Weinbergsstickel aus Akazien- und Rubinienholz eignen sich hervorragend zum Bau, erzählt Wieland, der stets einige Probehölzer und -höhlen aufgebaut hat, um immer weiter neue Erfahrungswerte zu sammeln und so die Lieblingshölzer für die Wildbienen und Hummeln herauszufinden. Nicht sinnvoll seien dagegen Materialien wie Tannenzapfen, Stroh oder scharfkantige Ziegelsteine, berichtet der Stammheimer. Schlecht ist auch, wenn die Nisthöhlen dem Regen ausgesetzt sind und dann schimmeln. Auch zu kurze Röhren oder zu raue Hölzer gefallen den Insekten nicht.

Den Schwerpunkt seines Wirkens rund um die kleinen Bestäuber, betont Walter Wieland, liege aber auf der Impulsgebung. Er wolle bei möglichst vielen Menschen das Bewusstsein für eine insektenfreundliche Garten- und Landschaftsgestaltung wecken. Insektenhotels könnten hier ein starkes Symbol zum Erhalt der Artenvielfalt sein.
Hotel in Bocksbeutelform
Ein Vorzeigeprojekt ist in Stammheim in der Nähe des Radweges entlang der Kreisstraße zu bestaunen. Das Insektenhotel wurde hier auf dem Grundstück des Bocksbeutelweingutes Scheller direkt in einem Blühstreifen platziert. Dazu wurde passenderweise die Form eines Bocksbeutels nachgebildet, was Ausdruck der Identität des Weingutes ist, das bereits seit vielen Jahren einen Schwerpunkt im Bereich Ökologie setze, betont Winzer Michael Scheller. Das Innenleben des Bocksbeutel-Insektenhotels wurde von Walter Wieland fachmännisch ausgestattet, die äußere Form hatte Schellers Vater Gerhard zuvor ausgearbeitet.

Seine über die Jahre gesammelten Erfahrungen beim Bau von Insektenhotels aller Art will Walter Wieland auch gerne weitergeben: Obst- und Gartenbauvereine in der Region berät und unterstützt er bereits, wenn es darum geht, bestehende Nisthilfen zu renovieren, zu warten oder neue einzurichten. Aber auch andere Organisationen oder Privatpersonen, die sich für die Thematik interessieren und Unterstützung suchen, könnten gerne auf ihn zukommen, betont er. Denn die Nachfrage bei den Insekten ist offensichtlich riesig. Werden die unter Beachtung der Vorgaben gebauten Hotels in der richtigen Lage eröffnet, haben sie definitiv Fünf-Sterne-Qualität. Echte Wellness also vor allem für Wildbienen und Hummeln. Nicht verwunderlich ist, dass die Plätze in Wielands Hotels im Frühjahr stets schnell belegt sind.

Nisthilfen einfach selber bauen und anlegenWer sich selbst ein Insektenhotel bauen will, kann die Sommerzeit zur Suche von geeigneten trockenen Hölzern nutzen. Mit ausreichend Abstand, damit keine Risse im Holz entstehen, sollten dann drei bis zwölf Zentimeter tiefe Bohrungen auf der Längsseite des Holzes (d. h. senkrecht zur Faserrichtung und nicht in die Baumscheibe, da sonst Risse entstehen, Feuchtigkeit eindringt und Schimmel und Pilze auftreten) mit unterschiedlichstem Durchmesser (zwei bis neun Millimeter) gebohrt werden. Wichtig ist auch, dass das Holz an der Oberfläche und die Löcher innen so glatt wie möglich sind, damit sich die Kleintiere nicht verletzen.In einem stabilen Gehäuse, das an der Hinterseite verschlossen ist, werden die Hölzer und Röhren nun angeordnet und etwas fixiert. Vorne ist mit mindestens fünf Zentimetern Abstand zu den Löchern ein Netz oder Draht anzubringen, sodass Vögel die Larven nicht herausziehen können. Idealerweise ist das fertige Insektenhotel daher schon im Februar im Garten oder der Natur zu platzieren, wind- und regengeschützt und ausgerichtet in Süd-/Südost-Richtung. Je nach Wetterlage fliegen die ersten Wildbienen schon ab Anfang März. Nachdem aber auch eine ganze Reihe an Wildbienenarten ihre Nester am Boden anlegen, kann auch eine trockene und warme Erdfläche im Garten mit etwas Sand schon als geeignete Nistmöglichkeit dienen. Die Bücher und Videos des sehr erfahrenen Wildbienenfreundes David Werner empfiehlt auch das Team der Umweltstation Reichelshof bei Sennfeld diesbezüglich allen Interessierten zum Eigenstudium. Quelle: dd