Als sich das Jahr 2020 zu Ende neigte, war auch ein lang andauerndes Großprojekt vollendet: der vierspurige Ausbau der B 286 zwischen Schweinfurt und Schwebheim. Knapp drei Jahre hat er gedauert und 45 Millionen Euro gekostet. Grünen-Abgeordneter Paul Knoblach kritisierte die CSU, zu sehr auf den Straßenbau zu setzen.

Während dessen setzte sich in und um Bergrheinfeld ein Thema fort, das die Gemüter seit Jahren bewegt: Der Bau neuer Stromtrassen mit Endpunkt in der Gemeinde. Die Proteste hielten an, Politiker reisten ins Wirtschaftsministerium nach Berlin, im Kreistag fanden Kommunalpolitiker deutliche Worte. Verärgerte Grundstücksbesitzer weigerten sich, Vermesser auf ihr Land zu lassen. Währenddessen haben die Netzbetreiber im November die Pläne für die Gleichstromleitung Suedlink konkretisiert.

Auch in Grafenrheinfeld hielt der Widerstand an: Dort geht es um den Wunsch eines Unternehmens, großflächig Sand und Kies abzubauen. Im Juli schauten zwei Vertreter des Petitionsausschusses des Landtags vorbei. Um etwas ganz anderes ging es in Schwanfeld: Dort wehrten sich Anwohner gegen das Läuten der Kirchenglocken: Es sei zu laut. Die Gemeinde fand einen Kompromiss: Nachts soll das Läuten gedämpft werden.

Ein weiterer Aufreger hat sich auch 2020 wie ein roter Faden durch das Jahr gezogen: Der politische Streit um eine mögliche Wiederbelebung der Steigerwaldbahn. Ausgetragen vornehmlich zwischen den Grünen und CSU-Staatssekretär Gerhard Eck, dessen Partei selbstfahrende Busse für die Strecke ins Spiel brachte.

Gerade für ältere Menschen und andere, die nicht sehr mobil sind, ist ein Arzt am Ort ein wichtiger Anker. Doch viele Praxen haben Nachwuchssorgen: Zu Jahresbeginn waren im Norden des Landkreises 6,5 Hausarztstellen unbesetzt. Positive Beispiele gab es in Obbach und Werneck, wo Gerhard Müller sowie Alois und Karola Dösch Nachfolger gefunden haben.
Freude verbreiteten Auszeichnungen: Im Januar erhielt das Gut Obbach den Bundespreis für ökologischen Landbau, im März wurde der Windstützpunkt Schwanfeld zum Zentrum für Erneuerbare Energien aufgewertet und die Sömmersdorfer jubelten über den Deutschen Amateur-Theaterpreis.

Nach vielen Jahren der Planung war es im September so weit: Die Bagger rollten am Berufsschulzentrum Alfons Goppel an und hoben die Baugrube für den Neubau aus. Er ist mit 53 Millionen Euro das größte Einzelprojekt in der Geschichte des Landkreises, dem die Liegenschaft in Schweinfurt gehört. Lehrer und Schüler sollen zum Schuljahresbeginn 2022/23 einziehen.
Einst durch den lange andauernden Altlastenfall in den Schlagzeilen, produzierte Schonungen 2020 andere Nachrichten: Schonungens Mitte hat sich mit Bauprojekten immer weiter entwickelt. Die Gemeinde schätzt den Einsatz der Investoren auf über 60 Millionen Euro. Investiert hat ein Branchenriese im Gewerbegebiet an der Autobahn 71 bei Pfersdorf: Der Online-Händler Amazon hat im September mit dem Bau eines Logistikzentrums begonnen, was nicht überall Freude ausgelöst hat.

Beim Rückbau des AKW Grafenrheinfeld hat Betreiber Preussen-Elektra einen wichtigen Meilenstein erreicht: Am 15. Dezember ist der Castor mit den letzten Brennelementen, die fünf Jahre im Abklingbecken verbracht haben, aus dem Reaktorgebäude ins Zwischenlager umgezogen. Nun kann der Rückbau richtig durchstarten. Wochen zuvor gab es vehemente Kritik am Umstand, dass so genannter "frei gemessener" Müll aus dem AKW auf der Deponie Rothmühle entsorgt werden soll. Dabei geriet auch Landrat Florian Töpper ins Visier.
Und auch das noch: Landauf und landab wurden Ortsschilder versetzt, was nicht nur manchen Bürgermeister, sondern auch einige Einwohner verwirrt hat. Dabei ist "nur" eine Verwaltungsverordnung umgesetzt worden.