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BERGRHEINFELD: Kampagne für die beste Vanille der Welt

BERGRHEINFELD

Kampagne für die beste Vanille der Welt

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    In Xanath hat Sebastian Berlein mit José Luis Hernández Decuir einen Vanille-Experten kennengelernt.
    In Xanath hat Sebastian Berlein mit José Luis Hernández Decuir einen Vanille-Experten kennengelernt. Foto: Foto: Berlein

    Es riecht ein bisschen wie in einer Eisdiele oder einer Konditorei. Nur intensiver. Und es hallt lange nach. In einem kleinen Haus in Bergrheinfeld wird mit Vanille gearbeitet. Mit einer besonderen Vanille. Sie stammt aus Mexiko. In kiloschweren Gebinden wird sie geliefert und in handelsübliche Portionen umgepackt.

    Sebastian Berlein, der vor 15 Jahren am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Abitur gemacht hat, hat im Junkersgarten, im Haus seiner Mutter Ingrids Berlein-Morawe, so etwas wie die Zentrale seines kleinen Start-up Unternehmens aufgeschlagen. Berlein will im großen Rahmen Vanille importieren. Aus dem Land, aus dem sie, was hierzulande kaum einer weiß, ursprünglich stammt: aus Mexiko, wo sie von besonderer Qualität ist.

    Vier Jahre in Mexiko

    Die Geschichte dieses Unternehmens beginnt damit, dass Berlein Kunst- und Grafikdesign in Karlsruhe und romanische Sprachen in Konstanz studiert. Er wird Lehrer und landet an einer deutschen Schule in Mexiko City. Danach arbeitet er as Kunstlehrer in einem Surfparadies an der Pazifikküste. Vier Jahre ist er im Land. Dabei lernt er den Chefkoch eines der besten Burger-Restaurants von Mexiko-Stadt kennen und der erzählt ihm von der Einzigartigkeit der mexikanischen Vanille.

    Die Früchte sind fast doppelt so lang wie die der Bourbon-Vanille aus Madagaskar „und nehmen mehr ätherische Öle auf“, erklärt der 35-Jährige die besondere Qualität.

    Ein wichtiges Anbaugebiet für die Vanille liegt in der Region Papantia im Bundesstaat Veracruz, wo José Luis Hernández Decuir auf einer ehemaligen Müllhalde einen 22 Hektar großen Ökopark besitzt, Vanille anbaut und als Experte für das zweitteuerste Gewürz der Welt, nach Safran, gilt. Von ihm hat sich Berlein anstecken lassen und die „Vanilla Campaign“ nach dem Vorbild der Teekampage Mitte der 1980er-Jahre ins Leben gerufen.

    Erste Ware im Koffer mitgebracht

    Mit fünf Kilo Vanille im Koffer ist er im Frühjahr nach Deutschland gereist, um mit dem Vertrieb des Gewürzes via Internet zu beginnen. In kürzester Zeit war die Menge aufgebraucht, musste nachbestellt werden.

    Da es keinen Zwischenhandel gibt, kann Berlein „eine bessere Vanille zu einem günstigeren Preis anbieten“. Eine Schote aus Mexiko ist mit gut 20 Zentimeter Länge deutlich größer als ihre Verwandte aus Madagaskar oder Tahiti, kostet jedoch ein Drittel weniger.

    Kunden sind Eisdielen, Bäckereien und Konditoreien, aber auch Einzelpersonen, die ihrem Käsekuchen oder selbst gemachten Eis eine besondere Note geben wollen. Für sie bietet er Jahrespackungen an. „Ich schätze dass zehn Schoten reichen.“

    Wenn die Vanille grün geerntet wird, ist sie noch völlig geruchs- und geschmacksfrei. Erst nach dem viermonatigen Reifeprozess werden die Schoten dunkel und wandeln sich zum intensiven Gewürz.
    Wenn die Vanille grün geerntet wird, ist sie noch völlig geruchs- und geschmacksfrei. Erst nach dem viermonatigen Reifeprozess werden die Schoten dunkel und wandeln sich zum intensiven Gewürz. Foto: Foto: Berlein

    Künstler und Start-up-Berater

    Berlein, der schlaksige junge Mann, der immer ein Lächeln im Gesicht trägt, hat zwei Seelen in seiner Brust. Er sieht sich als Künstler und als Berater für Start-up-Unternehmen – in Mexiko, aber auch in Berlin, wo er einen Wohnsitz hat. „Ich will Gesellschaft, Umwelt und Ökonomie zusammenführen“, beschreibt er seine Philosophie. Geld sei ihm nicht besonders wichtig und er sei dagegen „geldgierig Produkte zu kreieren, die keinen Wert haben.“

    So sieht er auch die „Vanilla Campaign“. Mit deren Erlösen will er die Kleinbauern in Papantia unterstützen. Obwohl das Land sehr fruchtbar sei, es werden unter anderem Apfelsinen und Pfeffer angebaut, müssen sie ständig um ihre Existenz kämpfen. Und er will José Luis Hernández Decuir helfen, der in seinem Ökopark die winzige und seltene Euglossa-Biene züchtet. Die einzige, die in die Vanilleblüten hineinschlüpfen kann. In Madagaskar, dem größten Anbaugebiet, bestäuben Arbeiter die Pflanzen mit Stäbchen.

    Sollte es gelingen, Vanille in Bio–Qualität zu exportieren, könnten die Bauern teurer verkaufen, würden ihnen mehr bleiben.

    Sebastian Berlein portioniert mit seiner Mutter Ingrid Berlein-Morawe Vanille-Pakete aus Mexiko.
    Sebastian Berlein portioniert mit seiner Mutter Ingrid Berlein-Morawe Vanille-Pakete aus Mexiko. Foto: Foto: Körblein

    Mit einer Biokette im Gespräch

    Dafür sieht Berlein gute Chancen. Mit einer großen deutschen Bio-Kette habe er bereits gute, erfolgversprechende Gespräche geführt. Während die Frucht als „bio“ gilt, gehe es jetzt darum, den gesamten Prozess der Weiterverarbeitung und des Vertriebs als biologisch einwandfrei zu zertifizieren. Auf 5000 bis 10 000 Euro schätzt er die Kosten dafür.

    Das Geld soll über ein Crowd-Funding (Stichwort: Vanille tut gut) bis Mitte Oktober zusammenkommen (www.startnext.com). Kleine Geschenke für die Spender hat der junge Unternehmer schon vorbereitet, mit echter intensiv duftender mexikanischer Vanille verfeinert: Zucker, Öl, Tee, Marmelade, Wodka, Rum und Salz.

    Kontakt: www.vanillacampaign.com

    Vorbild Teekampagne Sebastian Berlein hat seine Vanilla Campaign auch in einem Seminar bei Professor Günter Faltin in Berlin vorgestellt. Der gebürtige Bamberger lehrt an der Freien Universität Berlin „Entrepreneurship“ und war Mitte der 1980er-Jahre Initiator der Teekampagne. Das Besondere daran, die bewusste Beschränkung auf nur eine Sorte. Seine Projektwerkstatt ist heute der weltweit größte Importeur von Darjeeling-Tee aus Indien. Er führte unter Umgehung von Zwischenhändlern große Mengen direkt ein und drückte so mächtig auf die Preise, was in der Branche auf heftige Kritik stieß. Faltin hat das Buch „Kopf schlägt Kapital“ geschrieben. Er rät zur Einfachheit und Reduktion auf das Wesentliche. So fing er den Vertrieb auf einem Tapeziertisch in der Uni an, erkannte aber schnell, dass der Versandverkauf besser funktioniert. Er will zeigen, dass heutzutage jeder durch Gründen Unternehmer werden kann. kör

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