Den Ehrentitel „Alt-Kreisheimatpfleger“ gibt es nicht. Aber für Karl-Heinz Hennig könnte er angesichts seines leidenschaftlichen Einsatzes für die Heimatpflege gelten. Der 78jährige wurde nach insgesamt 35 Jahren im Amt bei einer Feier im Landratsamt offiziell verabschiedet.
Unausgelastet wird der Hambacher auch in seinem Ruhestand nicht sein, zeigte sich Landrat Florian Töpper beruhigt, angesichts von Führungen und Vorträgen, die Karl-Heinz Hennig auch weiterhin anbieten wird. Als knorrig, witzig, gesellig und liebenswert charakterisierte er den Mitbürger seiner Heimatgemeinde Dittelbrunn. Dort habe er ihn unter anderem schätzen gelernt, als es um die Umbenennung von doppelten Straßennamen ging. Dass die alten Flurbezeichnungen zu ihrem Recht kamen, habe er gemeinsam mit ihm im Gemeinderat erreicht.
Zwar sei der ausgeschiedene Kreisheimatpfleger für den nördlichen Landkreis immer deutlich in seiner Sprache gewesen, aber immer kommunikativ und bemüht, zu vermitteln. Auf vielen Feldern habe er gewirkt, von Baudenkmälern über Jugendarbeit bis zur Ortsgeschichte und Mundart- sowie Brauchtumspflege. Unter Hennigs zahlreichen Veröffentlichungen nannte Töpper den Kunst- und Kulturführer des Landkreises, der kürzlich neu aufgelegt wurde.
Einem besonderen Anliegen des scheidenden Kreisheimatpflegers kam der Landrat entgegen: Er versprach, den „Tag des offenen Denkmals“ wieder aufzuwerten, zumal er das geeignete Medium sei, viele Menschen für die Heimatpflege zu gewinnen.
Geschätzt für kritische Begleitung
Einen Orden hatte Florian Töpper für Karl-Heinz Hennig zwar nicht dabei. Denn die Ehrenurkunde des Landkreises hat er bereits 1990 erhalten, darüber hinaus die Bayerische Denkmalschutzmedaille und die Medaille für vorbildliche Heimatpflege. Aber seinen Dank an Hennig drückte der Landrat neben Worten auch in Form eines Geschenkes aus.
Für Hennigs „kritische Begleitung“ und „mahnende Stimme“, auch bei Baumaßnahmen im Bezirkskrankenhaus Schloss Werneck, sagte Bezirksheimatpfleger Klaus Reder Dank.
Ihm war es ein Anliegen, dass das reichhaltige Material, das Hennig zusammengetragen hat, „das kulturelle Gedächtnis“, nicht verschwindet, sondern der Bevölkerung zur Verfügung stehen kann. Für mögliche Lösungen, sei es in Form eines Zentraldepots und Museums in einer ehemaligen Kaserne, wie es derzeit im Landkreis Rhön-Grabfeld aufgebaut wird, sagte Reder an Landrat Töpper finanzielle Unterstützung des Bezirks zu.
35 000 Dias gesammelt
Auch er hoffe, dass für seine 35 000 Dias eine Lösung gefunden werde, beteuerte Hennig. Schließlich stecke hinter jedem Bild eine Geschichte, die nur er kenne. Dann blickte er zurück auf seine Amtszeit, die 1973 begann, ein Jahr, in dem sein Nachfolger Guido Spahn und dessen Kollege für den südlichen Landkreis, Stefan Menz, erst geboren wurden, wie Hennig unterstrich. Temperamentvoll gab er ihnen mit: „Sie müssen den Weg zum Volk finden“.
In seinem Rückblick nannte der Hambacher wie gewohnt die Probleme beim Namen, etwa dass der Heimatpflege über die Jahre das Geld massiv gekürzt wurde oder dass der Tag des offenen Denkmals gestärkt werden müsse. Dann dankte er für die „aufregende und schöne Zeit“ seiner Frau Elsbeth, den Landräten und den Behördenmitarbeitern. Dass Hennig für ihn der „liebste Heimatpfleger“ war, in seiner direkten und herzlichen Art, bekannte Hans-Christof Haas vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.