Als vor vier Jahren infolge eines rapide zunehmenden Hausärztemangels neun kleine hausärztliche Bereitschaftsdienstgebiete in Schweinfurt Stadt und Landkreis zu einem sehr großen zusammengelegt wurden, gab es viele Zweifel, ob das wirklich gut gehen kann.
Die Hausärzte wollten es so, die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) auch, weil der kleinräumige Bereitschaftsdienst von immer weniger Doctores schlicht nicht mehr zu leisten war. Der Raum Schweinfurt war für die KVB eine „Pilotregion“ bezüglich Zusammenlegung kleiner Dienstgebiete zu einem großen. Die zentrale Bereitschaftsdienstpraxis wurde für Stadt und Landkreis im St.-Josef-Krankenhaus eingerichtet. Organisation und Einteilung der Bereitschaftsdienste übernahm der von Ärzten gegründete Trägerverein „Bereitschaftspraxis Schweinfurt e.V.“. Das Vorhaben klappte erstaunlich gut und reibungslos.
Aber nicht mehr lange. Zwischen niedergelassenen Hausärzten und der KVB hat es gewaltig gekracht. Die KVB verlangt von den Ärzten, dass sie ab 2018 nicht nur die Wochenenden, Feiertage und den Mittwochnachmittag besetzen müssen, sondern neuerdings auch drei Stunden jeweils montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr. Diese Zeiten hat bisher das Krankenhaus mitabgedeckt, obgleich es laut Kooperationsvereinbarung mit der KVB den hausärztlichen Bereitschaftsdienst erst ab 21 Uhr in den Nachtstunden übernehmen muss.
Nur wenige Patienten
Gegen die zusätzliche Ausweitung des Bereitschaftsdienstes an diesen drei Tagen haben die niedergelassenen Ärzte heftig argumentiert. Laut Nutzungsstatistik des Krankenhauses seien in diesen drei Stunden maximal einer bis drei Patienten ambulant zu behandeln.
Im Rahmen des Pilotprojektes seien es 0,7 Patienten mehr am Tag gewesen.
Es bestehe somit keine Notwendigkeit für Bereitschaftsdienst-Kollegen, „ihre eigene Praxis um 17 Uhr zu schließen, die noch im Wartezimmer befindlichen Patienten heimzuschicken oder mit in die Bereitschaftspraxis zu nehmen“, so Allgemeinmediziner Martin Lenhardt, Vorsitzender des „Bereitschaftspraxis Schweinfurt e.V.“
Laut Lenhardt sei bislang die Versorgung der Bevölkerung durch die bestehenden Strukturen „hervorragend“. Auch wenn ein externer KVB-Berater Schweinfurt als „letztes gallisches Dorf“ bezeichnet habe, das aus seiner „Komfortzone“ herauskommen solle, sei eine „komplette Gleichschaltung aller Bereitschaftspraxen“ von München aus „unnötig“, meint Lenhardt.
Vertrag gekündigt
Gleichwohl hat die KVB den Vertrag mit dem Trägerverein der hiesigen Hausärzte zum Jahresende gekündigt. Die Organisation der Dienste werde ab 2018 die hundertprozentige KVB-Tochter „Gedikom“ übernehmen, sagt auf Anfrage Ernst Schlereth von der KVB in Unterfranken. Die Hausärzte würden dann per Bescheid dienstverpflichtet.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit habe das Krankenhaus St. Josef bisher das Zeitfenster 18 bis 21 Uhr montags, dienstags und donnerstags mitabgedeckt, so Schlereth. Die Klinik habe aber mehrfach den Wunsch geäußert, in diesen Zeiten den Sitzdienst von den niedergelassenen Ärzten durchführen zu lassen. Die KVB habe auch in dieser Zeit den Sicherstellungsauftrag für den hausärztlichen Bereitschaftsdienst.
Seitens des Krankenhauses St. Josef bestätigt dessen Direktor Martin Stapper eine Kooperationsvereinbarung mit der KVB, den hausärztlichen Bereitschaftsdienst ab 21 Uhr in den Nachstunden zu übernehmen, wo das Patientenaufkommen in der Regel gering sei. „Von 18 bis 21 Uhr ist aber durchaus was los“, so Stapper, „wir mussten unsere Stellenpläne anpassen.“ Die Klinik wolle nicht dauerhaft Dienste machen, für die Hausärzte zuständig seien.
Ein bis zwei Dienste im Jahr
Laut KVB muss ein Hausarzt nur ein- bis zweimal jährlich im großen Bereitschaftsdienstgebiet die zusätzlichen Dienste am Montag, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr leisten. Das wird seitens der Hausärzte gar nicht bestritten. Wieso ein seit über vier Jahren bewährtes Modell aufgegeben wird, verstehen sie gleichwohl nicht.
An diesem Mittwoch wird die Auflösung ihres Trägervereins wohl beschlossen werden.