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Gerolzhofen: Legendäres Kinderfest der Gerolzhöfer Kolpingfamilie

Gerolzhofen

Legendäres Kinderfest der Gerolzhöfer Kolpingfamilie

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    Mit viel Freude und akrobatischen Einlagen wirbelten die Majorettes ihre Bâtons und begeisterten die Gäste.
    Mit viel Freude und akrobatischen Einlagen wirbelten die Majorettes ihre Bâtons und begeisterten die Gäste. Foto: Andrea Lindenberger

    Es ist kurz vor 14 Uhr, die Sonne lacht und die ehrenamtlichen Helfer mit den für das Kolpingwerk bekannten orange-farbigen T-Shirts begeben sich in die Startpositionen für ihre Gäste. Viele Jugendliche haben sich freiwillig gemeldet für die Arbeit an den Ständen. In der Salzstraße empfängt die Besucher ein Highlight der Extraklasse – ein Bungee-Trampolin. Gesichert an einem Gurt katapultieren sich Teilnehmer aus eigener Kraft in schwindelerregende Höhen, schlagen Purzelbäume in der Luft und landen sanft. Wer sich überwindet und mutig das Trampolin betritt, wird mit dem Gefühl der Schwerelosigkeit und viel Spaß belohnt.

    Der Lokführer der Lok Adler lädt alle Interessierten ein, Gerolzhofen bei einer Stadtrundfahrt mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.  Im Hof des Pfarrer-Hersam-Hauses duftet es nach brutzelnden Bratwürsten auf dem Grill, Pommes und saftigen Steaks. Wer ein geschicktes Händchen und einen kühlen Kopf bewahrt, probiert sich am heißen Draht aus. Das Spiel verlangt viel Ruhe und Geschick. Das Prinzip kennt jeder: mit der Hand führt man einen gerundeten Stab am Draht entlang und muss den "Parcour" durchlaufen, ohne den Draht zu berühren. Ein Klassiker, der packend beim Zusehen ist und eine Herausforderung, wenn man selbst gefordert wird. Im Hause verspricht die Tombola tolle Preise, wem das Glück zur Seite steht. Und das Kuchenbuffet lädt mit zahlreichen Backkunstwerken zum Genießen und Verweilen bei einer Tasse Kaffee im Haus ein.

    Flipper und Torwandschießen

    Die jüngsten Gäste lassen sich jetzt nicht mehr halten. Denn im Garten erwartet sie genau das, was ihre Herzen höherschlagen lässt. Es darf gespielt werden ohne Ende. Es wird geflippert, auf die Torwand geschossen, die Erbse mit dem Hammer erledigt und auf der Slackline balanciert. Kurze Verschnaufpause beim Kinderschminken oder eine Limo trinken, bevor es weitergeht zur Hüpfburg. Schuhe aus und ab geht’s! Prächtig erhebt sich das Gebilde aus luftdichtem Gewebe und hält den jauchzenden Eroberern tapfer stand. "Jetzt will ich will aber noch Dosen werfen", und zack flitzen sie weiter, um die Dosen wegzufegen. Es ist ein großer Spaß für alle! Dann wird die Musik aufgedreht und ehe man sich versieht, wirbeln insgesamt sechs junge Majorette-Tänzerinnen ihre Bâtons durch die Luft.

    Mit seinem bunten Repertoire an Kinderfestspielen und dem kulinarischen Verwöhnprogramm gelingt es der Kolpingfamilie zum 57. Mal, ihre Gäste zu begeistern. "Wir kommen jedes Jahr mit unseren Kindern, Oma und Opa", so der Tenor vieler Familien an diesem sommerlichen Sonntagnachmittag. Die Gäste sind erstaunlich entspannt. "Die Eltern sagen mir immer wieder, dass sie ihre Kinder hier beruhigt losziehen lassen können, damit sie eigenständig alles entdecken", freut sich Erich Servatius, der das Engagement aller Mitwirkenden hervorhebt. "Da ist ein besonderes Vertrauen", bringt er es auf den Punkt.

    Und genau das ist es - diese Mischung aus Vertrauen, Entschleunigung und Heiterkeit. Gäste und Mitglieder sind fasziniert, wie gut es jedes Mal passt. "Das hat auch was mit dem Grundgedanken unseres Werkes zu tun", sagt Josef Stumpf, Leitungsteamsprecher der Kolpingfamilie Gerolzhofen.

    Grundgedanke Adolph Kolpings lebendig wie nie

    "Wir sind eine generationsübergreifende und familiäre Gemeinschaft", so Robert Stöcker. Seit rund 50 Jahren ist er Mitglied dieser Familie und lebt die Idee Adolph Kolpings. Hilfe zur Selbsthilfe in der Gemeinschaft, Elend erkennen und an der Seite derjenigen stehen, die in Not sind. Vor 200 Jahren wurde Adolph Kolping geboren, erlernte das Schuhmacherhandwerk und wurde auf seiner Gesellenwanderschaft mit erbärmlichen Lebensumständen der Handwerksgesellen konfrontiert. Die sozialen Missstände zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der zunehmenden Industrialisierung prägten ihn, er machte Abitur, wurde Priester und gründete den katholischen Gesellenverein und Gesellenhospize. Aus all dem wurde das Kolpingwerk, das heute in über 61 Ländern vertreten ist und 450.000 Mitglieder hat.

    Kolping erkannte die Zeichen der Zeit und hatte als Vorreiter Glaube und soziale Realität zusammengebracht. Im Mittelpunkt steht die ganzheitliche Bildung, die alle Aspekte des Lebens umfasst -Arbeit, Gesellschaft, Familie und Religion. Diese Idee weltweit weiter zu tragen liegt auch Robert Stöcker und Josef Stumpf am Herzen. Im Rahmen dieser Internationalisierung wird Menschen geholfen – mit konkreten Projekten, zum Beispiel "Kleinvieh macht auch Mist- Ziegen von Kolping für Kolping" und "Wasser für Kenia – Mit Zisternen der Dürre trotzen".

    Von A bis Ziege und Zisternen

    Für die Bauern in Kenia ist es wichtig, Nutzvieh zu halten, das wenig Platz und Futter braucht und zugleich die Ernährung der eigenen Familie sicherstellt. Kolping unterstützt sie hierbei mit Ziegen. Sie sind wahre Allround-Talente:  Sie sind sehr genügsam, was Platz und Futter betrifft und das wenige, das sie fressen, zahlen sie in mehrfacher Form zurück. Sie liefern den Dünger für die Anbauflächen und steigern somit die Ernteerträge. Außerdem liefern sie nährwertige Milch, für den eigenen Verzehr oder zum Weiterverkauf. Und damit möglichst viele von dem Projekt profitieren können, geben die Bauernfamilien, die über dieses Projekt mehrere Ziegen erhalten, die ersten Zicklein an eine andere Familie ab.

    Das französische Partnerschafts-Komitee aus Mamers hilft tatkräftig am Pommes-Stand. Mit viel Charme und Esprit, von links: Nathalie Ory, Jacques Aubry, Philippe Ory, Sylvie Aubry, Margaux Ory und Erich Servatius.
    Das französische Partnerschafts-Komitee aus Mamers hilft tatkräftig am Pommes-Stand. Mit viel Charme und Esprit, von links: Nathalie Ory, Jacques Aubry, Philippe Ory, Sylvie Aubry, Margaux Ory und Erich Servatius. Foto: Andrea Lindenberger

    Wo Landwirtschaft betrieben wird, spielt auch Wasser immer eine existenzielle Rolle. "Hier dreht man nicht die Leitung auf und das Wasser sprudelt", sagt Armin Rodenfels, stellvertretender Diözesanvorsitzender des Kolpingwerks. "Frauen und Kinder müssen sehr lange Wege gehen, um Wasserquellen zu erreichen und dann die schweren Plastikbehälter wieder den ganzen Weg zurück schleppen." Auch die Kleinsten machen sich auf diesen Weg, Tag für Tag. Dabei ist die Lösung so einfach und genial. Unter Ausnutzung der Regen- und Trockenzeiten wurde berechnet, was nötig ist, um diesen Missstand zu beheben.  Zisternen, die 10.000 Liter Wasser fassen.  Jede Zisterne kostet 800 Euro. Dadurch können Familien über Monate mit Wasser versorgt werden.

    Das Gesamtpaket stimmt

    Viele Jugendliche meldeten sich freiwillig für die Arbeit an den Ständen, drei von ihnen sind (von links): Paula Iff, Lisa und Klara Döpfner
    Viele Jugendliche meldeten sich freiwillig für die Arbeit an den Ständen, drei von ihnen sind (von links): Paula Iff, Lisa und Klara Döpfner Foto: Andrea Lindenberger

    Kolping liefert jedoch nicht nur das Grundmaterial, sondern das Gesamtpaket an Leistung und Hilfestellung für einen guten Anstoß, der dann zum Selbstläufer wird und so die Autonomie der betroffenen Menschen stärkt. Dazu gehören Schulungen vor Ort: Beim Projekt "Kleinvieh macht auch Mist" zum Beispiel Stallbau, Aufzucht, Gesundheit, Käse- und Kompostherstellung. Bei den Zisternen gehören zum Paket Regenrinnen und Schulungen zu den Themen Fundamentbau, der Instandhaltung und Nutzung.

    Darauf aufbauend folgt auch schon das nächste Projekt- Pflanzensäcke. "Auf kleinstem Raum können hier in einem Sack mit Erde viele Gemüsesorten angepflanzt werden", freut sich Rodenfels über diese Effizienz. Beim Gießen wird kein Wasser verschwendet, wie es zum Beispiel auf dem Feld der Fall wäre. Der Pflanzensack sorgt für eine gute Speicherung und versorgt die Pflanzen auf engstem Raum mit allem, was sie brauchen.

    Scheckübergabe an die Arbeitskreisleiter der Projekte für Kenia. Von links: Erich Servatius, Josef Stumpf, Alfons Mödl, Robert Stöcker, Armin Rodenfels
    Scheckübergabe an die Arbeitskreisleiter der Projekte für Kenia. Von links: Erich Servatius, Josef Stumpf, Alfons Mödl, Robert Stöcker, Armin Rodenfels Foto: Andrea Lindenberger

    "Sinnvoll ist es dann natürlich, diese etwas zu schützen, sonst freuen sich vor allem die Ziegen über das saftige Grün", lächelt Rodenfels bei seinem Diavortrag über die laufenden Projekte. Bei der Scheckübergabe ist der engagierte Mitarbeiter dann überwältigt. Robert Stöcker und Josef Stumpf überreichen ihm 4.800 Euro. Arbeitskreisleiter für das Ziegenprojekt Alfons Mödl erhält einen Scheck in Höhe von 4.480 Euro. Umgerechnet sind das 28 Ziegen und sechs Zisternen. "Jeder Euro steht hier für Leben und kommt genau da an, wo er soll", sind sich alle einig.

    Getragen vom herzlichen Kinderlachen, feiern alle zusammen das Erreichte. Kein Wunder, dass dieses Kinderfest schon legendär ist. "Wir kommen gerne wieder und helfen mit", strahlt Margaux Ory vom Partnerschafts-Komitee der Stadt Mamers. "Ich liebe Gerolzhofen und ich liebe Europa", offenbart ihre Mutter Nathalie Ory. Zusammen mit Freunden waren sie bereits zum Weinfest angereist und ließen es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, wieder der Kolpingsfamilie auf dem Kinderfest tatkräftig zu helfen. "Die besten Pommes gibt es hier", freuen sich die fünf Franzosen. Fleißig frittieren und servieren sie den Kartoffelklassiker.

    Vorsicht - Heißer Draht! Na, wenn da mal die Hände kühl blieben. Ein packender Spaß für Groß und Klein.
    Vorsicht - Heißer Draht! Na, wenn da mal die Hände kühl blieben. Ein packender Spaß für Groß und Klein. Foto: Andrea Lindenberger

    Gegen Abend wird es dann ruhiger, alles hat gut funktioniert. "Wir freuen uns schon auf das 58. Kinderfest im nächsten Jahr. Der Termin steht schon: am 12. Juli 2020."

    Spendenkonto für das Wasserprojekt: Kolpingsfamilie Gerolzhofen, VR-Bank Gerolzhofen, IBAN: DE70 793 620 810 001 273 833, BIC: GENODEF 1GZH, Verwendungszweck: "Wasserprojekt" beziehungsweise "Ziegenprojekt". 

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