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SCHWEINFURT: Mainleite: Ziegen fressen Schaufenster frei

SCHWEINFURT

Mainleite: Ziegen fressen Schaufenster frei

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    Derzeit fressen sich die Weckbach-Ziegen durch den Garten von Friedel Tellert, der sich natürlich über den wieder möglichen Ausblick zur Stadt, hinüber zum Reichelshof oder hinunter zum Main freut.
    Derzeit fressen sich die Weckbach-Ziegen durch den Garten von Friedel Tellert, der sich natürlich über den wieder möglichen Ausblick zur Stadt, hinüber zum Reichelshof oder hinunter zum Main freut. Foto: Fotos: Hannes Helferich

    2014 ist der Verein „Mainleite Schweinfurt-Schonungen“ aus der Taufe gehoben worden. Ein Zusammenschluss großteils von Grundstückseigentümern dort oben auf der Höh'. Erklärtes Ziel ist, das einstmals weinreiche Naherholungsgebiet zwischen der Stadt und Mainberg wieder so herzustellen.

    Die Ziegen des Schäfers Weckbach sind der Gartenbesitzer Glück

    Drei Jahre später zeigt sich: Spinner sind da keine am Werk, im Gegenteil. An ganz vielen Stellen ist der bis zuletzt noch versperrte Blick zur Stadt, aufs Schloss Mainberg und den Main wieder frei. Maßgeblich dazu verholfen haben Ziegenherden des Schäfers Dietmar Weckbach aus Ehrenberg am Fuß der Rhöner Wasserkuppe.

    30 Ziegen fressen sich aktuell nach Herzenslust satt. Unter anderem im Garten des zweiten Vorsitzenden Friedel Tellert, der beim Termin zurückblickt, die aktuelle Lage schildert und über die weiteren Pläne des mittlerweile 115 Mitglieder starken Vereins informiert. Immer wenn ein Lastkahn auf dem Main vorbeigleitet, wird das Gespräch mit der Redaktion kurz unterbrochen, Tellert konnte das Schauspiel jahrelang nur ahnen, nicht wie jetzt mit Freude beobachten.

    Die Mainleite zu entbuschen ist eine alte Idee

    Die Idee einer Entbuschung war 2005 schon einmal im Stadtrat beschlossen worden, wurde aber wegen der Kosten (70 000 Euro) nie umgesetzt. Nach vielen Gesprächen mit Grundstücksbesitzern, den Fraktionen, der Stadt und Gemeinde Schonungen sowie einem Antrag von Linken, SWL, Grünen und prosw kam Bewegung in das Projekt.

    Eine weitere Hürde war genommen, als das städtische Umweltamt die Idee hatte, den finanziellen Aufwand über einen besonderen Fördertopf zu decken: So genannte Kleinstprojekte, die der Freistaat zu 100 Prozent mit jeweils maximal 2500 Euro bezuschusst.

    Zunächst aber hieß es auch für die Mitglieder: Anpacken. Sechs so genannte Aussichtspunkte von zehn bis zwölf Metern galt es zu roden, eine „Kärrnerarbeit“, sagt Tellert, weil die Hanglage das Arbeiten erschwert. Zweige, Äste und Stämme musten mühsam zum Weg auf der Mainleite nach oben geschafft werden. Es gab Einsätze des Bauhofs (vor allem am Jägerpfad) und von Profis des Maschinenrings Haßberge.

    Die „Rettung“ waren aber die Weckbach-Ziegen, die erstmals im Oktober 2015 auf der Mainleite eingesetzt wurden und seitdem regelmäßige, gerne gesehene Gäste sind. Aus dem Programm Kleinstprojekte waren zuvor Zaunstücke (jetzt elektrisch betrieben) und Wassertröge angeschafft. Den Strom für die Zäune liefern die Grundstückseigentümer, ebenso das Wasser für die Ziegen, das war der Kompromiss zum Erhalt der Fördergelder.

    Wo die Zeigen fressen, taucht kein Wildschein mehr auf

    Unter Anleitung des „Koordinators“ Tellert werden die Zäune auch versetzt. Weckbach muss also nicht dauernd vor Ort sein, der im übrigen von Anfang „Feuer und Flamme“ für das Projekt gewesen sei, sagt Tellert. In drei anderen Landkreisen hatte er seine Ziegen schon erfolgreich eingesetzt. Der Schäfer in fünfter Generation plante seine Herde ohnehin zu vergrößern, von 650 auf jetzt 850.

    Rund ein Zehntel der Gesamtfläche auf Stadtgebiet ist von Dickicht befreit, schätzt Tellert. Aber auch bei einem zweimal jährlichen Ziegeneinsatz muss aber „wahrscheinlich auf Ewigkeit entbuscht werden“, meint er. Weckbach mit seinen Ziegen wird weiter mitmachen, kleinere Zuschüsse aus einem EU-Topf stehen hoffentlich noch länger zur Verfügung. Anders ging es nicht, sagt Tellert unter Hinweis auf die immensen Kosten bei einer maschinellen Entbuschung.  

    Thema Wildschweine, die zu vertreiben ein Ziel ist. Tellert weiß, dass die Wildsauen die schon von Ziegen heimgesuchten Grundstücke meiden. Der Grund ist wohl der hinterlassene Kot. Der Vorstand räumt aber auch ein, dass sich die Zahl der Wildschweine mit geschätzten 100 Stück nicht verringert habe, das Entbuschungs-Projekt also lediglich ein Verdrängen ist. „Ich sehe immer wieder neue Rotten“, sagt er. Sie versteckten sind tagsüber vornehmlich im verbuschten unteren Teil der Mainleite und sind auch verantwortlich für die Steine, die auf der früheren Bundesstraße landen.

    Die Jagd auf der Mainleite wäre nötig, ist aber kein leichtes Unterfangen

    Einzige Lösung wäre das Bejagen. Mit Sondergenehmigung wäre das möglich, ist aber wegen der Hanglage und Notwendigkeit zu sperren nicht einfach. Und die Jagd stößt auf Widerstände. Mehrere Hochsitze seien zerstört worden, wer dahinter steckt, wissen Tellert und Co. nicht. Gleichwohl: Drei denkbare „Schussfelder“, also frei gelegtes Gelände von oben bis hinunter zur Straße, hat man geschaffen.

    Von zerstörten Grundstückszäunen hat Tellert zuletzt kaum mehr gehört, was auch daran liegt, dass die Eigentümer jetzt mit Duldung der Stadt die Zäune mit Baustahlmatten verstärkt haben.

    Viele weitere Ideen auch in Richtung Weinbau

    Thema Weinbau: „Auch da treten wir auf der Stelle“, bedauert Tellert. Es gibt einen Interessenten für Bio-Weinanbau und mehrere Eigentümer, die sich einen Anbau in Genossenschaftsform vorstellen können. Die Unteren Naturschutzbehörden von Stadt und Landkreis spielen nur (noch) nicht mit. Es gibt noch die Idee eines historischen Weinbergs mit einer Art Weinlehrpfad auf der Mainleite. Das Grundstück dafür stünde zur Verfügung.

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