Die Entscheidung des Stadtrates, den für 2017 und 2019 geplanten Veranstaltungen „Marketenderey – mittelalterliches Markttreiben in Gerolzhofen“ keinen Zuschuss mehr zu geben, hat im Internet eine rege Diskussion ausgelöst. Denn das Nein des Stadtrates, das nach einer Kampfabstimmung mit elf zu acht Stimmen zustande kam, bedeutet das Aus für die Marketenderey. Ohne die städtische Subvention von 15 000 Euro sieht sich die Schweinfurter Blues Agency von Ralf Hofmann nicht in der Lage, das Mittelalterfest zu organisiert.
In den Internet-Foren stößt das Ende des Mittelalterfestes mehrheitlich auf Unverständnis – auch wenn das Thema jetzt erledigt ist. Das macht auch Stadtrat Markus Reuß, der Gerolzhöfer CSU-Ortsvorsitzende, deutlich: „So ist es in einer Demokratie: Die Mehrheit hat entschieden und man muss diese Entscheidung akzeptieren.“ Und Bürgermeister Thorsten Wozniak schreibt: „Dass mir keine Mehrheit gelungen ist, ist schade, weil wir bei der zweiten Auflage sicherlich einiges hätten besser machen können. Demokratie funktioniert halt so.“
Organisator Ralf Hofmann von der Blues Agency betont noch einmal: „Veranstaltungen wie diese sind ohne entsprechende Unterfütterung durch eine Kommune professionell nicht durchzuführen.“ Die ablehnende Entscheidung des Stadtrats sei schade, aber selbstverständlich zu akzeptieren. Hofmann legt aber Wert darauf, „drei falsche Darstellungen zu korrigieren“. Beim ersten Mittelalterfest im Bereich der Nördlichen Allee seien 6000 Besucher an drei Tagen gekommen und nicht – wie von Stadtrat Günter Iff in der Stadtratssitzung behauptet – nur 2000.
Hofmann wehrt sich auch gegen die Kritik, die Innenstadt (Gastronomie und Einzelhandel) hätten nicht von der Marketenderey profitiert. „Wir haben eine ganze Reihe an Ideen für die Innenstadt geliefert. Frau Dittmeier war bei den entsprechenden Sitzung nach meiner Erinnerung übrigens dabei. Die Ideen wurden dann nicht umgesetzt.“ Dies habe aber nicht am Veranstalter gelegen, sondern am mangelnden Interesse des örtlichen Handels oder an der mangelnden Attraktivität der Ideen – oder an beidem. „Die genauen Gründen für die Ablehnung wurden uns nicht genannt“, betont er.
Die von Hofmann angesprochene Stadträtin Christine Dittmeier (CSU), die bei der Abstimmung im Stadtrat – wie schon mehrfach zuvor – aus der Linie der CSU-Fraktion ausgeschert war und gegen den Zuschuss gestimmt hatte, sieht dies anders: Bei der Besprechung mit Hofmann, als es um Vorschläge ging, wie man die Anbindung der Innenstadt realisieren könnte, habe der Veranstalter doch „sehr blass“ ausgesehen. „Obwohl er es bei der Vorstellung im Stadtrat schön präsentiert hat, dass das Fest und die Innenstadt verknüpft werden. Dann sollte man doch auch Ideen haben, wie das gehen sollte.“
Ralf Hofmann widerspricht auch deutlich der Behauptung von Stadtrat Günter Iff (Freie Wähler), bei dem Fest sei der Kostenansatz von 15 000 Euro um 2000 Euro überschritten worden. „Das Budget wurde nicht überschritten“, betont er. Vielmehr sei der Ansatz „durch von uns für die Stadt akquiriertes Sponsoring“ sogar leicht unterschritten worden.
Auch um die Äußerung von Christine Dittmeier, der Förderkreis Gerolzhofen-aktiv schaffe es „ohne Geldmittel der Stadt, Frühlingsfest, Herbstfest und 'Kunst und Kulinarisches' zu organisieren und durchzuführen“, gibt es Diskussionen. Bei den 10 000 Euro Kosten, die der Stadt im Vorfeld des Mittelalterfests zusätzlich zu den 15 000 Euro Zuschuss entstanden seien, handele es sich hauptsächlich um Sachleistungen des städtischen Bauhofs, betont Bürgermeister Wozniak. Diese Kosten wären sowieso entstanden, weil es sich im wesentlichen um das Mähen der Grünflächen und um das Herrichten der Allee gedreht habe.
Man dürfe nicht übersehen, so Wozniak, dass die Stadt auch bei den Frühlings- und Herbstfesten erhebliche Bauhoflohnkosten habe, zum Beispiel durch den Aufbau der Bühnen oder durch das Hängen der Wimpelketten. Für die verschiedenen Feste im Jahreslauf, außer Weinfest, nehme die Stadt jährlich zwischen 40 000 und 50 000 Euro in die Hand. „Und wir geben weitere Zehntausende Euro aus für die Einzelhandel- und Gastronomiebelebung alleine in der Weihnachtszeit.“
Man würde sich wahrscheinlich die Augen reiben, so Thorsten Wozniak, welche Zuschüsse die Stadt für andere Veranstaltungen und Events aller Art leiste, „wenn wir da eine Vollkostenrechnung ansetzen.“
Neben den Lokalpolitikern melden sich auch „normale“ Bürgerinnen und Bürger zu Wort. Hier eine kleine Zusammenstellung der Posts: „Man muss Neues ausprobieren, um interessant zu sein und zu bleiben. Danke liebe Stadträte, dass in GEO wieder mal weniger los sein wird.“
„Jeder denkt nur an diesen einen Tag von wegen Kosten. Dass solche Veranstaltungen GEO wieder attraktiver machen, sieht keiner.“
„25 000 Euro Restkosten sind eine Menge Geld. Dann doch besser mit dem Geld bereits bestehende Feste unterstützen und in die Pflege der Stadt (Plätze /Grünflächen) investieren.“
„Für was braucht man 14 neue Wohneinheiten, wenn in der Stadt nichts mehr geboten ist. Sorry, aber ein Altenheim wäre vielleicht besser.“
„Warum wird dafür eigentlich ein fester Veranstalter mit passender Gruppe genommen? Kann man doch bestimmt auch selbst was in die Hand nehmen und langsam ausbauen.“
„Vielleicht sollte sich der ein oder andere gewählte Stadtrat mal hinterfragen, ob er bei dieser Entscheidung tatsächlich den Willen der Mehrheit der Bürger mitgetragen hat oder ob eventuell persönliche Befindlichkeiten bei der Abstimmung eine Rolle gespielt haben. Schade, um diese schöne Veranstaltung!“