Matthias Matlachowski ist ehrlich:"Ich war aufgeregt". Kein Wunder, denn zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten nach Berlin in Schloss Bellvue eingeladen zu werden, kommt ja nicht alle Tage vor. Das Ganze war natürlich mit einem großen Sicherheitsaufwand verbunden. Und das Defilee wurde am Tag vorher geübt. "Alles war minutiös geplant." Und trotzdem war es eine herzliche, offene Atmosphäre, sagt Matlachowski. "Wir sind mit offenen Armen empfangen worden". Der Tag war nicht so behördenbürokratisch, wie man vielleicht denken könnte, sagt er.
Ehrenamtliches in der Alzheimer Gesellschaft
Mit dem Empfang inklusive Mittagessen mit dem Bundespräsidenten wurde Matlachowskis ehrenamtliches Engagement bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gewürdigt. Matlachowski ist im Hauptberuf Mitarbeiter der Diakonie. Er leitet in Schweinfurt das Wilhelm-Löhe-Haus, die Tagespflege, das Paul-Gerhardt-Haus und das Diakonie-Bildungsinstitut. Außerdem koordiniert er das Projekt Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main-Rhön. Er ist seit 15 Jahren in der Alzheimer Gesellschaft aktiv, seit März 2019 Landesvorsitzender.
Matlachowski freut sich sehr, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede auf die Bedeutung des Ehrenamtes eingegangen ist. Der Bundespräsident dankte den Leuten, die sich irgendwann gedacht haben: "Die anderen gehen mich etwas an. Ich muss eine Verantwortung übernehmen , wie klein oder wie groß auch immer." So entstehe öffentliches Füreinander-Einstehen, öffentliches, sichtbares Engagement. Die Rede hat Matlachowski schwer beeindruckt, er hat sie sich ausgedruckt. Gut gefallen hat ihm auch folgende Passage: "Aus Verbindungen entsteht echte Verbindlichkeit – das beste Gegengift gegen unverbindliches Meinen und Meckern, gegen unverbindliches Dagegensein und einsames Besserwissen."
Was ihm auch gefallen hat: Es gab ein wertschätzendes Programm für die Begleitperson. Denn bei einem Ehrenamt ist auch immer die Familie involviert. Matlachowski war es wichtig, dass ihn seine Frau Sabrina begleitet. Arbeit und zusätzlich Ehrenamt: Da bleibt schon mal weniger Zeit für die in seinem Fall fünfköpfige Familie und den Hund. Matlachowski weiß aus seiner Arbeit in der Diakonie und aus seinem Ehrenamt, wie wichtig Menschen sind, die sich freiwillig engagieren. Sei es bei Besuchsdiensten, in Betreuungsgruppen oder bei Freizeitangeboten.
Ziel: Entlastungsmöglichkeiten für Pflegende schaffen
Ein Ziel der Alzheimer Gesellschaft ist es, Entlastungsmöglichkeiten für Pflegende zu schaffen. Als Matlachowski vor gut 15 Jahren hier in der Region angefangen hat, das Thema Demenz/Alzheimer ins Bewusstsein zu rücken, mussten noch die Angehörigen überzeugt werden, dass es in Ordnung ist, sich Hilfe zu holen. Jetzt ist die Nachfrage größer als das Angebot. Auch in diesen Bereichen fehlt Pflegepersonal. "Ehrenamt kann nicht die Lösung für alles sein." Generell beobachtet Matlachowski: "Wir sind als Gesellschaft nicht auf Demenz vorbereitet." Und das, obwohl die Zahl der Erkrankten stetig steigt. Was natürlich auch daran liegt, dass die Menschen immer älter werden.
Mit dem Landesverband setzt er sich für Schulungen für Ehrenamtliche, Angehörige, Öffentlichkeit ein. Auch die Bundespolizei wird geschult: Wie geht man mit einem Dementen um, der nach einer Suchaktion gefunden wird? Wie mit einem, der ohne Ticket Bahn fährt? Demenz im Krankenhaus ist auch ein wichtiges Thema. Und ein Herzensprojekt: Gemeinsame Urlaubs-und Seminarwochen für Demenzerkrankte und deren pflegende Angehörige.