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BERGRHEINFELD: Mongolische Delegation: Ideensuche auf der Mülldeponie

BERGRHEINFELD

Mongolische Delegation: Ideensuche auf der Mülldeponie

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    Vor allem die Komposterde der Rothmühle sorgte für Interesse
    Vor allem die Komposterde der Rothmühle sorgte für Interesse Foto: Foto: Uwe Eichler

    Batjargal Danzandorj und Tsendmaa Purev-Oidov demonstrieren Umweltbewusstsein, bei der Führung durch das Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle: Die Direktoren der „Mongolian National Recycling Association“ überreichen Landrat Florian Töpper Visitenkarten aus Recyclingpapier.

    Ebenso Werbematerial für den „Eco Park“ bei Ulan Bator, ein ambitioniertes Müllverwertungsprojekt, das nahe der mongolischen Hauptstadt am Entstehen ist.

    Grüße aus Hollywood

    Laut Internet wird der Ökopark (unter anderem) von der „Leonardo DiCaprio Foundation“ unterstützt, im globalen Kampf gegen Landschaftszerstörung und Klimawandel. Der Schauspieler fühlt sich der Mongolei, als rauer Naturschönheit zwischen China und Russland, offenbar besonders verbunden. 2016 brach der Hollywoodstar zur Wildnisexpedition an den Huvsgul-See auf, Übernachtung in der Nomadenjurte inklusive.

    Die Mongolen bedankten sich, in dem sie ihren Promi-Touristen als spitzbärtigen, verschmitzt lächelnden Steppenkrieger modellierten. Versprochen wurde, Leos Statue neben dem riesigen Dschingis Khan-Reitersttandbild von Tsonjin Boldog zu verewigen, als einer von 10 000 Kavalleristen im Gefolge des Großkhan. Entgegen dem Klischee hat der Staatsgründer weit mehr als nur Schutthalden hinterlassen.

    Entsorgung wichtiges Thema

    Bis heute sind Dschingis Khans Erben offen für all das, was in der großen weiten Welt so vor sich geht: unter anderem für das Zukunftsthema Entsorgung. Die englischsprachige Broschüre der „National Recycling Association NGO“ verweist stolz auf 20 000 Mitstreiter und 206 Müllsammelstellen in 21 Provinzen.

    „Im Landratsamt verwenden wir auch Recyclingpapier“, stellt Landrat Töpper erfreut fest, dafür habe man einen Umweltpreis bekommen. 18 mongolische Experten sind in Franken unterwegs, um sich über Abfallwirtschaft und Abwasserbeseitigung zu informieren.

    Betreut werden sie, wie die Vorgängerdelegation 2017, von Susanne Ditter von den bfz, den „Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft“, im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Mit dabei ist Batmunkh Nas-Ochir als Gemeinderatspräsidentin von Altan Bulag, der Kooperationsgemeinde von Schwanfeld: eine Abordnung vom Kembach hat im Sommer die dortige Steppendeponie besucht, wo zumindest Abdichtungsbedarf besteht, angesichts wachsender Müllberge.

    „Etwa 470 oder 480 Kilo Müll fallen im Landkreis jährlich pro Kopf an“, erläutert Thomas Fackelmann als Sachgebietsleiter der Abfallwirtschaft. Das sei unter dem bayerischen Landesdurchschnitt von etwa 520 Kilo. „Die Zahl der Anlieferer nimmt ständig zu.“ Man habe bereits eine Verwertungsquote von 100 Prozent, am Recycling müsse man noch arbeiten.

    Die Gäste begutachten die Mülltrennung in 50 Containern, vom Grünschnitt über Plastik bis zu Bauschutt und Problemmüll. Die Smartphones der Mongolen dokumentieren das geschäftige Treiben. Es geht den renaturierten Müll- und Schuttberg hinauf, der sich auf dem ersten Blick an einer Steppenpiste vor Ulan Bator erheben könnte.

    Erinnerungsfoto mit Biomüll-Vergärung

    Wenn da nicht die Rohre wären, die Faulgas aus der Tiefe holen, und die Sickerwassergrube. Heiko Glöckler übernimmt als technischer Leiter die Führung. Die hellgraue Kuppel des Biogastanks erinnert ein wenig an eine riesige Jurte. Bei den dampfenden Überresten der Biomüll-Vergärungsanlage wecken die großen Radlader und Maschinen Interesse: Ob man die nicht gebraucht erwerben könne? Schnell ein Erinnerungsfoto.

    Dass Rindenmulch und Komposterde zu „psychologischen Preisen“ verkauft werden, nehmen die Gästen ebenfalls positiv wahr. „In der Mongolei wird viel mit Kuhmist gedüngt und geheizt“, berichtet Dolmetscher Eegii Amar aus München. „Wir haben, als wir die Anlage gebaut haben, auch erst mal mit Kuhmist angefangen“, nickt Heiko Glöckler, „um Bakterien reinzubringen.“

    Dreht sich das Mini-Windrad bald in der Steppe? 

    Vor dem (laut Landrat besonders fleischhaltigen) Mittagessen werden noch Geschenke ausgetauscht, vom Landkreis gibt es die bewährten Einkaufstaschen. Der „Düüreg“ oder Distrikt Khan-Uul übergibt eine Präsenttüte und könnte sich, trotz der geografischen Distanzen, eine Kooperation mit der Hochschulstadt Schweinfurt vorstellen. Der Stadtteil liegt im Süden Ulan Bators und grenzt an den Berg Bogd Khan-Uul, Schutzgebiet seit dem 18. Jahrhundert und wohl ältester Naturpark der Welt.

    Am Nachmittag geht es weiter zur Deponie nach Karlstadt, wo bereits der Schwanfelder Bürgermeister und Ingenieur Richard Köth wartet. Beim abendlichen Anruf im Schweinfurter Hotel hört man die Mongolen im Hintergrund singen. „Die Besichtigung hat allen sehr gut gefallen“, sagt Dolmetscher Eegii.

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