Beeindruckt war sie. Von der Bautätigkeit in den Konversionsgebieten, aber auch vom Wirken des Bauvereins in Schweinfurt. Nach ihrer gut dreistündigen Stippvisite in der Wälzlagerstadt am Freitag war für die bayerische SPD-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin im Wahlkampf, Natascha Kohnen, klar, dass die sozialdemokratischen Ideen, wie man schnell mehr bezahlbaren Wohnraum im Freistaat schaffen kann, richtig sind.
Ob der Wähler das am 14. Oktober goutiert, ist eine ganz andere Frage. Sie stand aber bei dem Blitzbesuch nicht im Vordergrund, auch wenn gerade bei den Gesprächen mit Bürgern am Marktplatz die Frage nach mehr Wohnraum durchaus immer wieder angesprochen wurde.
Einer der Akteure bei diesem Thema neben der SWG ist der seit 101 Jahren existierende Bauverein, eine Baugenossenschaft mit 1809 Wohnungen und 3247 Mitgliedern – Kohnen wurde vom früheren Aufsichtsvorsitzenden Thomas End und Bauvereins-Vorstandsmitglied Birgit Umhöfer im neuen Baugebiet Eselshöhe West empfangen, wo sich der Bauverein mit zahlreichen Projekten engagiert.
Baugebiet mit gutem Mix
In die ersten acht Doppelhaushälften mit jeweils 115 Quadratmetern Wohnfläche in der Heinrich-Böll-Straße zogen bereits die ersten Mieter ein – und feierten schon ein Mieterfest, bei dem Thomas End feststellen durfte, dass das Konzept des Bauvereins, mit gehobenerer Ausstattung entsprechende Mieter anzuziehen, aufgegangen ist. „Alle fühlen sich wohl“, so End. 28 Grundstücke gehören der Baugenossenschaft in dem neuen Baugebiet, sie alle werden sukzessive bebaut – neben und gegenüber der Doppelhaushälften wird ebenfalls schon kräftig gebaut, sind bald weitere Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäuser bezugsfertig.
Die Nachfrage ist hoch, wie Birgit Umhöfer bestätigt. Insgesamt investiert der Bauverein in dem Gebiet in den nächsten Jahren neun Millionen Euro. Neben den Neubauten investiert der Bauverein auch hohe siebenstellige Beträge in die Sanierung seiner Bestandsimmobilien, vor allem am Deutschhof. Thomas End zeigte sich überzeugt, „dass der Genossenschaftsgedanke im Wohnungsbau unverzichtbar ist. Nicht die Rendite ist für uns entscheidend, sondern das gute Wohnen für die Mitglieder.“
Kritik an CSU-Wohnungsbaupolitik
Natascha Kohnen sah sich in ihrer Position zum Thema Wohnraum bestärkt. Die Privatisierung der GBW mit 33 000 Wohnungen durch die BayernLB, weswegen es auch einen Untersuchungsausschuss im Landtag gab, sei ein großer Fehler gewesen, so Kohnen. Jetzt müsse man mit der vom Ministerpräsidenten Markus Söder angekündigten neuen bayerischen Wohnungsbaugesellschaft wieder bei Null anfangen. Die Bayern-SPD fordert den Neubau von 100 000 bezahlbaren Wohnungen binnen der nächsten fünf Jahre. Außerdem benötige der Freistaat dringend ein Flächenkataster, um überhaupt zu wissen, welche Flächen ihm gehören und was er bebauen könne. Politik, so Kohnen, „muss ehrlich, sachlich und ernsthaft sein, sonst drehen sich die Leute weg und glauben einem nicht mehr.“
Was sehr wohl alle glauben, die ihn kennen, ist das überdurchschnittliche ehrenamtliche Engagement von Thomas End – für den Sport, in der Kommunalpolitik, beim Bauverein und an vielen anderen Stellen mehr. 16 Jahre war End, SPD-Stadtrat und ehemals Ordnungsreferent im Rathaus, Aufsichtsratsvorsitzender des Bauvereins. Als „Kapitän auf der Kommandobrücke, der den Bauverein in die Zukunft führte“, bezeichnete Landtagsabgeordnete und Stadtratskollegin Kathi Petersen End. Für seinen Einsatz bekam er von Natascha Kohnen die Helmut-Rothemund-Medaille verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen der Partei.