Plastik, Löffel, Schrauben, Glas und Batterien gehören nicht in den Biomüll - das sollte eigentlich jeder wissen, der seine Braune Tonne füllt. Und doch landen diese sogenannten Störstoffe immer wieder im Bioabfall, wie ein Rundgang durch die neue Annahme- und Aufbereitungshalle für Biogut im Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Rothmühle in Bergrheinfeld zeigte.
Seit einigen Wochen läuft die neue Biogutbehandlungsanlage im Probebetrieb, nun fand vor vielen geladenen Kommunalvertretern und Kooperationspartnern die offizielle Einweihung im AWZ statt.
Die Müllentsorgung ist kommunale Pflichtaufgabe und die 4.5 Millionen Euro teure Investition ein wichtiger Baustein, mit denen sich der Landkreis Schweinfurt den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen mit den wichtigen Themen Energiewende und Klimaschutz stellt, wie Landrat Florian Töpper zum Auftakt des Festaktes erklärte.
Ziel und Zweck der Investition ist es laut Töpper, die ökologische Verwertung des Bioabfalls kontinuierlich weiter zu entwickeln und dabei den geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem neusten Stand der Technik anzupassen. Mit dem Neubau der Halle, die fast ausschließlich mit dem vor Ort produzierten Strom betrieben wird, wurden laut Töpper bereits erste Weichen für eine nachhaltige Zukunft gestellt. Damit ist der Landkreis Schweinfurt einmal mehr seiner Vorreiterrolle in Sachen ökologischer Abfallwirtschaft gerecht geworden, die seit 2007 kontinuierlich ausgebaut wird und das AWZ - so Töpper – zu einem Umwelt- und Klimazentrum mit hoher personeller Stabilität, einem tollen Team, vielen Kooperationspartnern und hoher Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern gemacht hat.
Luft nach oben bei der Kapazität
Die enge Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern wie Bad Kissingen, dem Landkreis Kitzingen und seit kurzem auch wieder mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld sichern den wirtschaftlichen Betrieb der Biovergärungsanlage. Auch aus der Stadt Schweinfurt werden kleinere Mengen geliefert. Mit Luft nach oben, wie Töpper betonte, schließlich ist mit der neuen Anlage auch die Kapazität gestiegen. Statt bisher 25.000 Tonnen jährlich können nun 30.000 Tonnen verwertet und neben hochwertigem Kompost auch in Flüssigdünger, Biogas, Strom und Wärme umgewandelt werden.
Es riecht schon ein bisschen streng, der Geruch bleibt auch in der Kleidung hängen, wie Thomas Fackelmann, der Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt Schweinfurt vorab bereits angekündigt hatte. Doch die Geruchsbelästigung beim Rundgang durch die Halle ist lange nicht so intensiv, wie gedacht, schließlich befindet sich die Technik auf dem allerneusten Stand, um die angelieferten Bioabfälle ökologisch bestmöglich zu verwerten.
Bis dato wurde das Biogut im offenen Bereich aufbereitet, nun finden die geruchsintensiven Prozessschritte in einer geschlossenen Halle statt. Das dürfte zu "einer deutlichen Reduzierung von Emissionen, insbesondere Geruchsemissionen" führen, zumal die Abluft vor dem Austritt in einer "Biowäsche" gereinigt wird.
Mitmachaktion soll Bürger sensibilisieren
Das angelieferte Biogut wird in verschiedenen Verfahrensschritten für die Trocken- und Nassvergärung aufbereitet, Störstoffe mit innovativer Technik wie Nahinfrarot-Spektroskopie oder elektromagnetischer Metallerkennung vor der biologischen Vergärung entfernt. Bei der ersten Sortierung geht allerdings auch wertvolles Biomaterial verloren, wie Fackelmann erklärt, das an den ausgeschleusten Störstoffen hängt.
Der Rundgang durch die Anlage zeigt: Manche wissen anscheinend nicht, was in die Braune Tonne gehört. Statt Küchen- und Gartenabfällen stapeln sich in verschiedenen Auffangbehältern die ausgeschleusten Störstoffe; ein Joghurtdeckel verkündet gar: "Klimaneutral produziert", das birgt dann doch eine gewisse Ironie.
Neben Metall ist es vor allem Plastik, das große Sorge macht. Mit der Mitmachaktion "Macht die Biomülltonne plastikfrei" will der Landkreis seine Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren; aber auch die Abfallberatung, Kontrollen und gegebenenfalls Sanktionen spielen eine wichtige Rolle, um Störstoffe zu minimieren und damit einen wirtschaftlichen störungsarmen Anlagebetrieb, sowie bestmögliche Qualität zu garantieren. Ganz wichtig übrigens, wie Fackelmann erläutert: Auch die sogenannten "Biokunststofftüten" sind schlecht kompostierbar und stören den Vergärungsprozess. Der Rat des Fachmanns: den Biomüll in Papier einwickeln.
Auch Landrat Töpper betont in seiner Rede, dass der Mensch nach wie vor der wichtigste Faktor sei, um eine hohe Produktqualität zu erzielen. Das beginnt schon mit der sachgemäßen Mülltrennung zu Hause. Je weniger Störstoffen ausgeschleust werden müssen, desto wirtschaftlicher kann eine Anlage betrieben werden. Und das kommt via Müllgebühr letztendlich auch dem Kunden zu Gute.
