Jetzt im Sommer werden sie weniger gebraucht. Aber wenn der Sommerurlaub wieder vergessen ist, im Herbst und Winter, haben sie Hochkonjunktur. Gemeint sind die Papiertaschentücher. Vor 120 Jahren bekam Gustav Krum ein Patent vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin für „Taschentücher aus Papier“. Das war am 14. August 1894. Der findige Papierfabrikant tränkte dünne Papierbahnen in Glycerin. Später, 1929, meldeten dann die Vereinigten Papierwerke Nürnberg ein Warenzeichen für Papiertaschentücher aus reinem Zellstoff beim Patentamt in Berlin an. Die Marke „Tempo“ entstand und ist heute noch ein Synonym für Papiertaschentücher. Das heutige„Tempo“ ist weich, geschmeidig und nasenfreundlich. Ich kenne noch Zeiten, da hatte man wegen der Eleganz ein Stofftaschentuch dabei. Ob einfach weiß oder bunt, es kam auf den Anlass an. Das Stofftaschentuch konnte bei Bedarf gewaschen und somit immer wieder benutzt werden. Nachteilig war, nach Gebrauch warf man diese nicht weg, sondern schnupfte so lange hinein, bis der Schnupfen vorbei war. Auch ist überliefert, dass Johann Wolfgang von Goethe auf seiner letzten Reise 1831 zum „Kickelhahn“ bei Ilmenau in der dortigen Jagdhütte sein schneeweißes Taschentuch aus seinem braunen Rock zog und seine Tränen damit trocknete. Der Kickelhahn bei Ilmenau ist nach wie vor ein beliebtes Urlaubsziel. Man muss heutzutage nicht mehr mühsam wie einst Goethe wandern, sondern kann bequem auf der A 71 bis Abfahrt Ilmenau West das idyllische Ziel am Rennsteig im Thüringer Wald erreichen. Aber auch dabei gilt: Immer schön ans Tempo denken.
Gerolzhofen