Der Pflegebonus sorgt für hitzige Diskussionen. Für die einen ist er eine Anerkennung für Pflegekräfte, die in der Corona-Pandemie besonders unter Druck stehen. Für die anderen soll die Prämie darüber hinwegtäuschen, dass die Branche von Seiten der Politik seit langem vernachlässigt wurde. Zuletzt berichtete diese Redaktion über die Diakonie Schweinfurt, die den Bonus an ihre Mitarbeiter noch nicht ausgezahlt hatte. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn was genau ist der Pflegebonus eigentlich, wer bekommt wie viel und wo liegt der Unterschied zwischen der bayerischen und der deutschlandweiten Zahlung?
Anfang April hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Bonuszahlungen für Pflegekräfte in ganz Deutschland angekündigt, die während der Corona-Pandemie besonders viel geleistet haben. Für den bundesweiten Bonus wurde eine Höhe von bis zu 1000 Euro beschlossen. Einschränkung dabei: Die Prämie erhalten überwiegend nur die Beschäftigten, die in der Altenpflege tätig sind. Also wer in einem Pflegeheim oder bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet. Die Höhe richtet sich nach Art und Umfang der ausgeübten Tätigkeit. Bis Mitte Juni konnten deren Arbeitgeber einen Antrag bei der Pflegekasse stellen. Bis August sollten die Prämien dann bei diesen angekommen sein, damit sie den Bonus dann an ihre Mitarbeiter auszahlen konnten.
Diakonie Schweinfurt: "Gelder teilweise noch nicht bei uns abgekommen"
Warum das beispielsweise beim Diakonischen Werk Schweinfurt noch nicht möglich war, erklärt Vorstand Jochen Keßler-Rosa so: "Zum einen ist es ein riesiger Verwaltungsakt, zum anderen sind die Gelder teilweise noch nicht bei uns angekommen." Eine frühere Auszahlung an die Mitarbeiter sei also gar nicht möglich gewesen. Kritiker hatten von betroffenen Arbeitgebern gefordert, die Zahlungen in solchen Fällen vorzustrecken. Das Diakonische Werk Bayern hat als Zeitfenster für die Auszahlung an die Mitarbeiter August oder September empfohlen. Und Keßler-Rosa betont, dass diese Prämien mit dem nächsten Gehalt Ende September bezahlt werden sollen.

Nicht zu verwechseln ist die Bundesprämie mit dem bayerischen Pflegebonus. Die Staatsregierung hatte sich hierbei auf eine zusätzliche Prämie von bis zu 500 Euro geeinigt. Der bayerische Pflegebonus soll eine Anerkennung für diejenigen sein, die in Corona-Zeiten unter anderem für Patienten und Senioren da sind und waren. Die Auszahlung richtet sich hierbei nach den geleisteten Arbeitsstunden. Im Gegensatz zur Bundesprämie erhalten den bayerischen Pflegebonus aber alle, die in Krankenhäusern, Rettungsdiensten oder Pflegeeinrichtungen direkt mit Patienten arbeiten. Die Zahlung steht also wesentlich mehr Arbeitnehmern zu. Sie selbst konnten den Antrag bis Ende Juni stellen. Die Auszahlung erfolgt durch das Landesamt für Pflege an den Mitarbeiter selbst. Der Arbeitgeber, wie eben auch die Diakonie Schweinfurt, hat darauf also gar keinen Einfluss.