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GEROLZHOFEN: Raus in die Wildnis: Gerolzhofen schafft die Tauben ab

GEROLZHOFEN

Raus in die Wildnis: Gerolzhofen schafft die Tauben ab

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    Selten gewordenes Bild: Tauben in der Innenstadt von Gerolzhofen. Eine spezielle Methode der Auswilderung zeigt jetzt Erfolg, die Stadt ist nahezu taubenfrei.
    Selten gewordenes Bild: Tauben in der Innenstadt von Gerolzhofen. Eine spezielle Methode der Auswilderung zeigt jetzt Erfolg, die Stadt ist nahezu taubenfrei. Foto: Lambert Bühler

    Dieses Problem kennen andere Kommunen auch: Heerscharen von Tauben tummeln sich auf markanten Gebäuden von Gerolzhofen (Kreis Schweinfurt). Die Tiere und vor allem ihr Kot werden zur Plage. Doch in Gerolzhofen ist jetzt Schluss damit, ein spezielles Projekt hat Erfolg. Noch Anfang des Jahres hielten die Tauben zum Beispiel die Stadtpfarrkirche, das Alte Rathaus oder den Weißen Turm besetzt. Wie an der Perlenschnur aufgereiht saßen sie auf Gauben und Giebeln, Dachrinnen und Mauersimsen. Davon ist nun kaum mehr etwas zu sehen. Nur noch vereinzelte Exemplare des bisweilen lästigen Federviehs verlieren sich im Stadtbild.

    Nach vielen vergeblichen Versuchen, der Taubenplage Herr zu werden, scheint die Methode der Auswilderung von Erfolg gekrönt zu sein. Anfang des Jahres engagierte die Stadt die Falknerin Alexa Meininghaus von der Umweltstation Reichelshof bei Sennfeld. Sie hat an mehreren Stellen der Innenstadt Taubenfangschläge aufgestellt. Auf deren Vorbauten ist lockendes Futter ausgelegt. Folgt die Taube der Futterspur, gelangt sie durch ein Gittertürchen nach innen und ist gefangen.

    Wenn genügend Tiere in der Falle sind, holt sie Alexa Meininghaus ab und fährt sie in den Steigerwald, um sie dort in freier Wildbahn auszusetzen. An den Orten, wo das geschieht, vergewissert sich die Falknerin vorher, ob auch genügend Futter in der Umgebung ist.

    400 Tauben sind weg

    Rund 400 Vögel sind auf diese Weise aus der Stadt geschafft worden. Solange die Tauben in den Käfigen in Gerolzhofen gefangen sind, füttern sie Mitarbeiter des Bauhofs und versorgen sie mit frischem Wasser.

    „Die Population ist merklich zurückgegangen“, freut sich Stadtbaumeister Jens Pauluhn. Deswegen werde die Auswilderungsaktion über den Winter eingestellt (ab Oktober ist bei den meisten Taubenpaaren ohnehin die Brutzeit beendet, einige brüten allerdings ganzjährig). Im nächsten Frühjahr wird die Stadt laut Pauluhn verschärft auf die Taubennester achten und sie, wo möglich, entfernen, besonders im Dachraum der Stadtpfarrkirche.

    Die Verwaltung will die Tiere aus zwei Gründen loshaben: Zum einen, weil ihr Kot stark ätzend ist und dadurch Gebäudeschäden entstehen, zum Zweiten aus hygienischen Gründen.

    Der Erfolg der „Taubenausbürgerung“ basiert vor allem auf der Tatsache, dass nur wenige der ausgesetzten Tiere wieder in die Stadt zurückkommen. Das ist zu erkennen an einer Beringung, die den Tauben vor der 12.000 Euro teuren Auswilderung verpasst wurde.

    Im Wald vermehren sich die Tiere nicht so stark wie in der Stadt und sind zudem natürlichen Feinden wie Greifvögeln ausgesetzt. Solche Greife wollte die Stadt vor der Aktion mit Alexa Meininghaus in Gerolzhofen ansiedeln, aber die Tiere schlugen das Angebot von fertig bereiteten Nestern aus. Laut Alexa Meininghaus siedelt sich bestenfalls der Turmfalke in einer Stadt an, doch der ist zu klein, um Tauben zu schlagen.

    Kritik kommt vom Tierarzt

    Durch einen Fachtierarzt für Wildbiologie aus Gerolzhofen ist inzwischen auch schon Kritik an der Auswilderung laut geworden. Greifvögel im Wald könnten sich den Tod holen, wenn sie mit Krankheiten oder Bakterien infizierten Tauben schlagen, meint er.

    Eine Nachfrage beim Veterinäramt in Schweinfurt ergab allerdings, dass es sich bei Stadttauben um herrenlose Tiere handle. Im Gegensatz zu vom Menschen gehaltenen Tieren dürften diese ausgesetzt werden.

    Der Umgang mit den Gerolzhöfer Tauben sei auch tierseuchenrechtlich nicht zu beanstanden. „Eine Verschleppung von Krankheiten kann durch jedes (wild lebende) Tier stattfinden; da bei den Tauben in Gerolzhofen kein Krankheits- oder Seuchengeschehen bekannt ist, gibt es keine Rechtsgrundlage und keine Erforderlichkeit hier einzugreifen“, heißt es aus dem Veterinäramt. Die Methode verstoße außerdem nicht gegen bestehende Gesetze des Tierschutzes.

    Mit ihrer Methode hat Alexa Meininghaus auch schon in anderen Städten Erfolg gehabt. Etwa in Ulm, wo eine stark belagerte Klinik jetzt fast taubenfrei ist. Oder in München. Aus der Region haben außer Gerolzhofen bisher noch keine weiteren Kommunen Interesse an ihrer Methode angemeldet.

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