Und plötzlich stand die Polizei vor der Tür: Wegen des "mutmaßlichen Handels mit Betäubungsmitteln" durchsuchten Beamte am Dienstag die Räumlichkeiten der Cannameleon-Shops in Würzburg und Schweinfurt.
Eine Augenzeugin, die den Polizeieinsatz am Dienstagvormittag in Schweinfurt beobachtet hatte und namentlich nicht genannt werden möchte, schildert der Redaktion, dass „früh gegen 9 Uhr“ mehrere Personen vor dem Eingang des Cannameleon-Ladens am Marktplatz aufgetaucht sind, die mit zwei Bussen „mit Bamberger Kennzeichen“ vor das Geschäft gefahren waren. Schnell sei ihr klar geworden, dass es sich bei der Gruppe (sie spricht von acht bis zehn Personen) um Polizisten handeln musste: Ein Mann habe eine Polizeiuniform getragen, die anderen Beteiligten seien zivil gekleidet gewesen („schwarze Hose, schwarzes Shirt“), aber „nicht vermummt“. Der ganze Einsatz sei ruhig und geordnet abgelaufen. Zutritt zu dem Ladengeschäft hätten sich die Beamten mit Hilfe eines Schlüssels verschafft. Die Ladenbetreiber seien bei der Aktion nicht anwesend gewesen, erklärt die Zeugin, die in der Nähe des Cannameleon-Ladens ihre Arbeitsstelle hat.
Zwei bis drei Kisten in die Busse geladen
Eine weitere Zeugin, die ebenfalls in der Nähe des betroffenen Ladens arbeitet und namentlich nicht genannt werden will, hat beobachtet, wie die Einsatzkräfte „jede Menge Waren mitgenommen“ haben, sie hätten „zwei bis drei Kisten rausgetragen“ und in die Busse geladen. Nach rund zwei Stunden sei der Einsatz beendet gewesen. Überrascht sei sie von der Polizeiaktion durchaus gewesen, denn sie habe den Cannameleon-Laden, der erst im August dieses Jahres eröffnet worden war, als ordentlich geführtes Geschäft wahrgenommen. Den Betreiber, mit dem die Zeugin eigenen Angaben zufolge gelegentlich Gespräche führte, beschreibt sie als „netten, jungen Mann“. Über die Kunden, die den Laden besucht haben, sagt sie: „Da kamen ganz normale Leute hin. Frauen, Männer, Alt und Jung.“

Am Mittwoch blieb der Cannameleon-Laden am Marktplatz geschlossen, so wie auch die weiteren von den Durchsuchungen betroffenen Cannameleon-Geschäfte in Bayern – das haben die Betreiber über die sozialen Netzwerke mitgeteilt.
Muss der Cannameleon-Laden nun schließen?
Eine behördlich veranlasste Schließung des Schweinfurter Geschäfts ist unterdessen derzeit nicht vorgesehen, wie Jan von Lackum, Ordnungsreferent der Stadt Schweinfurt, erklärt: Zunächst gelte es, die Ermittlungsergebnisse der Strafverfolgungsbehörden abzuwarten. „Wenn jetzt die Polizei Straftaten feststellt und es zu einem Verfahren kommt“, könnte zum Beispiel ein entsprechendes Urteil dazu führen, dass es zu „einem Eintrag ins Gewerbezentralregister“ kommt. Das Gewerbezentralregister ist – vereinfacht erklärt – so etwas wie das behördliche Führungszeugnis eines Unternehmens.
- Kommentar: Wir müssen Cannabis endlich legalisieren
Stand heute lasse sich allerdings keine Aussage darüber treffen, inwiefern es notwendig sei, „eine Gewerbeuntersagung“ auszusprechen. Sobald Ermittlungsergebnisse vorliegen, „prüfen wir, ob aufgrund der polizeilichen Ermittlungen schon Handlungsbedarf besteht“, sagt von Lackum. Ist das nicht der Fall, müsste man wiederum einen möglichen Strafprozess und ein mögliches Urteil abwarten. Ebenso sei aber denkbar, dass bei den Durchsuchungen nichts gefunden wurde, „das strafrechtlich relevant wäre“. Insofern wartet das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Schweinfurt nun die Untersuchungen der Ermittlungsbehörden ab.