Knapp 200 Menschen kamen auf Einladung des Bund Naturtschutz (BN), Naturfreunde Schweinfurt und des Aktions-Bündnisses gegen Atomkraft nach Schweinfurt, um über die Zukunft der Atomkraft in Deutschland und Bayern zu diskutieren. Die Expertinnen und Experten waren sich einig: Eine Reaktivierung der alten Meiler oder gar Neubauten von Atomkraftwerken sei nicht sinnvoll und eher unwahrscheinlich. Das teilt der Bund Naturschutz in einem Schreiben mit, dem diese und folgende Informationen entnommen worden sind.
Das Naturfreundehaus Schweinfurt, in dem die Veranstaltung am vergangenen Dienstag stattfand, war bis auf den letzten Platz belegt. Auf dem Podium saßen Bernd Redecker (BUND-Arbeitskreis Atomenergie und Strahlenschutz), Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU), Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig (Bündnis 90 / Die Grünen), Bundestagsabgeordneter Markus Hümpfer (SPD) und Klaus Brunsmeier (Mitglied im Nationalen Begleitgremium). Moderiert wurde die Veranstaltung von BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe.
Hohe Kosten, keine Brennstäbe und fehlendes Personal
Die Anwesenden stimmten darin überein, dass wahrscheinlich keine Renaissance der Atomkraft in Deutschland geben wird. Die Energiekonzerne winkten aufgrund der hohen Kosten ab, das Atomgesetz müsste geändert werden, es gebe keine Brennstäbe und es fehle Personal. Zudem sei Atomkraft für die Energieversorgung verzichtbar, die bayerischen Atomkraftwerke stellten zuletzt circa fünf Prozent des Strombedarfs bereit. Entscheidend für die Energieversorgung der Zukunft sei hingegen der zügige Ausbau der Erneuerbaren Energien – damit sichere sich Deutschland auch die Unabhängigkeit von autokratischen Systemen.
Die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag und Landesvorsitzende des AK Umwelt der CSU Anja Weisgerber will hingegen die Wiederinbetriebnahme der drei zuletzt in Deutschland abgeschalteten AKWs prüfen und laut Wahlprogramm die Forschung zur Kernfusion massiv fördern. Der CSU-Vorsitzende Markus Söder hatte dagegen zuletzt auch immer wieder den Neubau von Atomkraftwerken ins Spiel gebracht.
Kein neuer Atommüll
Intensiv diskutiert wurde zudem auch die Endlagerfrage. Klaus Brunsmeier, Mitglied des Nationalen Begleitgremiums, erinnerte daran, dass 1900 hochgefährliche Castoren deutschlandweit in Zwischenlagern liegen – eines befindet sich in Grafenrheinfeld, nur wenige Kilometer von Schweinfurt entfernt.
Der gesellschaftliche Konsens, dass dieser hochgefährliche Müll über tausende Jahre sicher verwahrt werden muss, dürfe nicht dadurch gefährdet werden, dass neuer Müll hinzukomme. Außerdem müsse der Beteiligungsprozess zwischen Politik, Wissenschaft und Bevölkerung zur Zwischenlagerung endlich begonnen werden.