Die Sperrung der Heeresstraße zwischen Schweinfurt und Dittelbrunn ist für viele Bürger nur schwer verständlich: Jahrzehntelang durften die Amerikaner mit schwerstem Gerät und Panzern von der Ledward-Kaserne zum Brönnhof und wieder zurück fahren. Jetzt nach ihrem Abzug, wo sich die Straße als Umgehung anböte, ist sie für den öffentlichen Verkehr tabu. Letzte Woche waren Schranken installiert. Aber nur kurz. Eine nicht unbedeutende Rolle soll dabei Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) gespielt haben.
Die Heeresstraße, eine Privatstraße im Eigentum der Bundesimmobilienanstalt (Bima), führt durch ein Wasserschutzgebiet. Gleich neben der Straße liegt der Brunnen 2 der Trinkwasserversorgungsanlage Seelenvater im Hoheitsgebiet der Stadt. Und weil das trotz Durchfahrtsverbot, Polizeikontrollen und Knöllchenandrohungen viele Autofahrer nicht kümmerte, forderte die Stadt die Bima auf, die Durchfahrt zu unterbinden. Die Bima sagte Ja. Im Frühjahr war das. Die „geeignete Maßnahme zur Sperrung“ werde noch ermittelt, hieß es.
Die Schranke war nur 90 Minuten lang installiert
Man kam auf die naheliegende, schon von der US-Army praktizierte Schrankenlösung. Fundament-Arbeiten in den letzten Tagen an zwei Standorten – auf Höhe des Ex-US-Sportgeländes Kessler-Field und an der Abfahrt B 286 – ließen vermuten, dass die Schranken kommen. Am Donnerstag letzter Woche rückte ein Bautrupp des Staatlichen Bauamts an. 90 Minuten später um 16.30 Uhr waren die Schranken wieder weg.
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Abgebaut haben sie aber nicht etwa aufgebrachte Bürger aus Dittelbrunn, die am 4. Juli für eine Öffnung der Straße demonstrieren wollen. Auch nicht verärgerte Landwirte, die ihre Äcker nur schwer erreichen. Den sofortigen Wiederabbau soll Eck angeordnet haben.
Die deshalb wieder unbeschrankte Heeresstraße machte jedenfalls in Bürger- und Behördenkreisen schnell die Runde. Hinter vorgehaltener Hand wurde die Sache aber kommentiert. Die Palette reichte von „Skandal“ über ein „weiteres Beispiel bayerischer Willkür“ bis zum weniger dramatisierten „Schildbürgerstreich“. Holger Bothe, Chef im Bauamt Schweinfurt, konnte nichts sagen. Er hat Urlaub. Sein Stellvertreter Gerald Neller wollte nichts sagen.
Eck will nichts angeordnet haben
Die angefragte Oberste Baubehörde im Innenministerium antwortete spät mit Argumenten wie Eck. Der hatte nach vielen Fehlversuchen, trotz Stress, zurückgerufen. Er sei letzten Sonntag in Dittelbrunn auf eine Unterschriftensammlung pro Straßenöffnung aufmerksam geworden, Landwirte hätten die Schließung kritisiert, viele Bürger verstünden nicht, warum so lange militärische Nutzung möglich war, die Durchfahrt mit Pkw und Traktor aber verboten sei. Am Montag findet ein Ortstermin mit allen Beteiligten statt, verriet Eck. Er müsse wissen, auf welchen Grundsätzen die Sperrung mit Schranken erfolge. Stadt und Bima ist das wegen des zu schützenden Wasserschutzgebietes längst klar.
Eck widersprach, etwas angeordnet zu haben. Er habe sich dem Bauamt gegenüber nur insofern geäußert, als die Sperrung – sprich Schranken – erst in Betrieb gehe, „wenn alles geklärt ist“. Alles müsse „fachlich und politisch nachvollziehbar sein“, sagte Eck. Die Schranken sind im Bauhof deponiert.