Schweinfurt ist nach der Metropolregion Nürnberg der größte industrielle Standort in Nordbayern, in Unterfranken nach Arbeitsplätzen gerechnet mit weitem Abstand der größte: Gut die Hälfte der über 50 000 Arbeitsplätze in der Wälzlagerstadt sind industrielle Arbeitsplätze und seit der großen Krise in den 1990er-Jahren ist es mit der Schweinfurter Industrie stets bergauf gegangen. ZF ist mit 9500 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber in Unterfranken.
Den Erfolg der Industrieunternehmen sah man natürlich auch am steten Fluss der Gewerbesteuer in Schweinfurt, auch wenn dieser für 2019 mit 55 statt bisher stets 70 Millionen Euro pro Jahr weniger stark ausfällt als sonst. Aufgrund der Bedeutung der Industriebetriebe für Schweinfurt steht die Stadt mit ihnen in engem Kontakt. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) vertritt eine klare Linie. "Wir können sicher nicht helfen, wie man aus einem Verbrennungsmotor einen Elektromotor macht. Die Kommune ist gefordert, für Arbeitskräfte attraktiv zu bleiben, durch ein Angebot in puncto Wohnen, Freizeit, Kultur, Bildung", sagte er vor einigen Wochen im Interview mit dieser Redaktion.
Die Wirtschaftsförderin Pia Jost führte 2018 eine Unternehmensbefragung durch, nicht nur in der Industrie, auch im Handwerk, Gastronomie und bei Dienstleistern. 2500 Fragebögen wurden verschickt, informierte sie im Stadtrat, nur etwas mehr als elf Prozent kamen zurück. Das empfindet Jost als unbefriedigend und will für die nächste Befragung mehr Öffentlichkeitsarbeit machen.
Das städtische Gewerbeverzeichnis aktualisieren
Gleichwohl könnte eine Ursache aber sein, dass das Gewerbeverzeichnis der Stadt zum Teil nicht aktuelle Daten beinhaltet und viele Karteileichen dabei sind, die ihr Gewerbe schon längst nicht mehr haben, dies aber nicht mitteilten. Jost will mittelfristig eine neue Kartei aufbauen.
Die 208 Firmen, die einen Fragebogen zurückschickten, bieten ein repräsentatives Ergebnis, sowohl bezüglich der Umsatzgröße als auch des Branchenmixes. Als größtes Problem sehen zwei Drittel der Befragten den Fachkräftemangel an. 57 Prozent finden keine Fachkräfte für ihre Firma, 24,7 Prozent haben Sorgen wegen deren Qualifikation und 20,7 Prozent suchen dringend Auszubildende.
Einige Unternehmen auf der Suche nach mehr Flächen
Abgefragt wurde auch der Flächenbedarf, was natürlich für die Kommune bei der Ausweisung von Industrie- und Gewerbegebieten wichtig ist. Das Maintal zum Beispiel hat fast keine Flächen mehr zur Verfügung, weswegen die Stadt großes Interesse daran hat, dass der Gewerbepark in den Conn Barracks zustande kommt. Zwölf Prozent der befragten Firmen gaben an, sie hätten kurzfristigen Erweiterungsbedarf, 15 Prozent mittelfristig und zehn Prozent langfristig. Bei 35 Prozent der Befragten gibt es auch Erweiterungsbedarf, sie können das aber auf eigenem Grund lösen.
Positiv gesehen werden das Image des Wirtschaftsstandortes Schweinfurt sowie die Wohn- und Freizeitqualität der Stadt, aber auch die überregionale Verkehrsanbindung. Auch die Stadtverwaltung sehen die Firmen als grundsätzlich "unternehmerfreundlich", die Zufriedenheitswerte mit Wirtschaftsförderung, Bauamt oder Ordnungsamt sind überdurchschnittlich hoch.
Natürlich gibt es auch Probleme: Parkplätze in der Innenstadt, Leerstände und zu viel Bürokratie. Jost ist bereits auf den Wunsch eingegangen, dass die Wirtschaftsförderung die Firmen mehr besucht. Im November ist darüber hinaus ein Unternehmertreff im Rathaus geplant.