Es passiert nicht so oft, dass ein Amtsleiter der Stadt in einem Ausschuss mit Beifall verabschiedet wird. Im Sozialausschuss hatte sich Roland Kotsch diesen verdient. Er verabschiedete sich nach 15 Jahren als Leiter des Jobcenters, im Herbst geht er in Rente. Geschätzt wurde Kotsch nicht nur für seine Leistungen und den Aufbau des Jobcenters, das die Stadt in Eigenregie betreibt, sondern immer auch für seine offenen Worte im Ausschuss, wenn es nötig war, für die Mitarbeiter zu kämpfen.
In seinem letzten Jahresbericht beschrieb Kotsch die Arbeitsfelder des Jobcenters und die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie. 2019 betreute das Jobcenter in Schweinfurt 3158 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 1352 Kinder in 2366 Bedarfsgemeinschaften. Ein Viertel hatte den Zahlen zufolge einen Fluchthintergrund, von den Kindern sogar 40 Prozent (546).
Die Nachfrage nach Arbeitskräften sank erst Ende des vergangenen Jahres, auch konjunkturell bedingt. Die besten Chancen gibt es derzeit vor allem in den Bereichen Lager/Logistik, Gesundheit/Pflege und Handwerk, wobei im Moment wegen der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auch auf die Arbeitgeber kaum Vermittlung möglich ist. Im vierten Quartal 2019 war die Arbeitslosenquote in der Stadt mit 6,1 Prozent nur leicht über der Quote des Vorjahres. Im April diesen Jahres waren es für die Stadt bereits 7,1 Prozent, 3600 von 10 955 Unternehmen im gesamten Arbeitsamtsbezirk Main-Rhön hatten Kurzarbeit angemeldet.

Da es weniger Flüchtlinge gibt, wurde laut Kotsch vergangenes Jahr das Sonderteam dazu aufgelöst und sich verstärkt auf die Digitalisierung konzentriert und neue Verwaltungsabläufe. Springer sorgen für Entlastung, auch Weiterbildungen und eine Neuverteilung der Fälle, so dass intensiver und individueller beraten werden kann. "Die anspruchsvolle und teilweise belastende Arbeit fordert eine hohe fachliche Qualifikation, aber auch die Fähigkeit mit schwierigen Menschen umgehen und Stress und dessen Folgen bewältigen zu können", schreibt Kotsch in seinem Bericht.
Der Fokus in der Beratung liegt bei Menschen im Langzeitleistungsbezug, 67 Prozent aller Kunden. Sie bekommen ein vertieftes Coaching, das Erfolge zeitigt. Ebenso wichtig ist die intensive Zusammenarbeit mit Berufsschulen und Mittelschulen, um gerade Schüler mit Migrationshintergrund beim Übergang von Schule ins Berufsleben zu unterstützen.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen durch die Corona-Pandemie änderte sich auch die Arbeitsweise im Jobcenter, viele Mitarbeiter sind im Homeoffice. Erreichbar ist man aber per Telefon oder Mail immer, wenn die Kontaktbeschränkungen langsam aufgehoben werden, soll es bald auch separierte Besprechungsräume für den Kundenkontakt geben. Bis Mitte April wurden laut Kotsch 336 Anträge auf Leistungsbezug angefordert, 31 abgelehnt und 55 bewilligt, 119 sind noch in Bearbeitung. Nicht jeder, der einen Antrag anforderte, schickt diesen auch zurück.
Sinkende Fallzahlen beim Amt für soziale Leistungen
Georg Müller, Sachgebietleiter im Amt für soziale Leistungen, präsentierte die Bilanz für 2019. Bei der Hilfe zum Lebensunterhalt waren es 106 Fälle (2017 noch 133), bei der Grundsicherung aber gab es einen leichten Anstieg auf 938 Fälle. Die Kosten dafür in Höhe von 5,3 Millionen Euro bezahlt komplett der Bund.
Beim Wohngeld gab es mit 446 Fällen 50 weniger als vor zwei Jahren, allerdings wird für dieses Jahr wieder ein Anstieg der Anträge erwartet, was auch mit der Corona-Pandemie und dem Thema Kurzarbeit zu tun hat, aber auch mit einer Gesetzesänderung am 1. Januar, wonach mehr Menschen Anspruch auf Wohngeld haben. Die Bearbeitungszeit der Anträge stieg von acht auf 15 Tage, was Linken-Stadtrat Sinan Öztürk kritisch hinterfragte. Georg Müller erklärte das auch mit Personalwechseln und Einarbeitungszeit, betonte aber, die Bearbeitung der Wohngeld-Anträge werde sich sicher nicht weiter verzögern. Gerade in Zeiten der Pandemie hält Öztürk eine schnelle Bearbeitung und Auszahlung für besonders wichtig. Sozialreferent Jürgen Montag versprach, die Verwaltung habe ein Auge darauf und werde bei Bedarf auch mehr Personal zur Verfügung stellen.
Die Zahl der zu betreuenden Asylbewerber sinkt seit Jahren stark, 2019 waren es 668 Fälle und 838 Personen. Unter anderem hängt das damit zusammen, dass das Ankerzentrum der Regierung von Unterfranken nach Geldersheim umzog und nun der Landkreis für die Bewohner dort zuständig ist. Laut Georg Müller gab es durch Corona bisher "keine Zunahme der Anträge auf Sozialhilfe und Asylbewerberleistungen." Trotz des eingeschränkten Parteiverkehrs könne man gut arbeiten, die Kommunikation elektronisch oder per Telefon mit den Bürgern "funktioniert sehr gut".