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SCHWEINFURT: Schweinfurts neues Orchester

SCHWEINFURT

Schweinfurts neues Orchester

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    Schweinfurts neues Orchester
    Schweinfurts neues Orchester

    Mit einem festlichen Auftakt, dem Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner, startete die Städtische Bläserphilharmonie Schweinfurt in ihr Premierenkonzert. Die vielschichtige Mischung aus Klarinetten, Oboen, Fagotten, Saxofonen und Flöten bereitete die triumphale Blechbläsersteigerung über viele kammermusikalische Abläufe gekonnt vor und fügte sich mit den Pauken und dem Schlagzeug zu einem runden Klangerlebnis.

    Die Gründung der Bläserphilharmonie Schweinfurt wurde schon längere Zeit von Kulturtreibenden in Schweinfurt angeregt. Seit Januar diesen Jahres probten nun Musiklehrer, Amateure und begabte Musikschüler auf allerhöchstem Niveau bei verschiedenen Arbeitsphasen.

    Mit dem furiosen Finale der Armenischen Tänze von Alfred Reed konnte das neue Orchester alle Ziele nochmals deutlich machen, für die es angetreten ist: Ein neues kulturelles Aushängeschild zu schaffen, die Zusammenarbeit von Laien und Profis zu vernetzen und damit neue Wege in der Kulturarbeit zu gehen.

    Gut 50 Musikerinnen und Musiker sind dem Ruf der Schweinfurter Musikschule gefolgt, die hofft, das neue Ensemble langfristig unter ihrer Trägerschaft als städtische Institution installieren zu können. Es sind Profis, Halbprofis, engagierte Laien, Musikstudenten und Schüler, die meisten aus der direkten Umgebung von Schweinfurt.

    Ein sinfonisches Blasorchester unterscheidet sich entscheidend von einer Blaskapelle. Die Besetzung ist dem klassischen Sinfonieorchester nachempfunden. Chorische Klarinetten stehen beispielsweise an Stelle der Geigen. Hinzu kommen Oboen, Flöten, Fagotte, Hörner, Trompeten, Posaunen, Tuben, ein großer Schlagwerk-Apparat und die Harfe. Das Repertoire ist spätromantisch bis zeitgenössisch.

    Skeptisch gegenüber der reinen Bläserbesetzung waren zu Beginn der Proben vor allem Bläser, die Erfahrung im klassischen Sinfonieorchester haben. Doch bald zeigte sich, dass die sinfonische Blasmusik ganz eigene Farben hat, dass die Bläserphilharmonie auf klangliche Möglichkeiten zurückgreifen kann, die in vielen Fällen im Vergleich mit der Mischung aus Streichern und Bläsern in der großen Sinfonik bestehen kann.

    das zeigte sich auch im Premierenkonzert. Das Trompetenkonzert Alexander Arutjunjan lebte von den Kontrasten zwischen tänzerischen Passagen und lyrischen Zwischenspielen. Der Solist, Professor Robert Hofmann, war primus inter pares im besten Sinne, seine Leichtigkeit in der Virtuosität brauchte keine Effekthascherei, sie war einfach urmusikantisch und immer auf der Höhe des Geschehens, auch in der herbstlich wie im Nebel verhangenen Passage mit dem Dämpfer.

    Fröhlich und heiter waren die Klangbilder, die Kenneth Hesketh mit den „Danceries“ mit Hilfe alter englischer Tänze Bläsern quasi auf den Leib schrieb. Da konnte das Holz mal schwelgen, das Schlagwerk neckisch rühren und das Blech elegisch eine Pavane grundieren. Und bei dem Gassenhauer „Quodling’s Delight hörte man durch die markanten Akkordschläge des Unisonos fast die Westernpferde aus Hollywood anrücken. Ein kurzes, aber brillantes Intermezzo bildete Jack Stamps „Gavorkna Fanfare“. Viel Schlagzeug und wuchtiges Blech waren die Antipasti des zweiten Teils.

    Bis in die letzte Reihe glaubte man das Knistern zu spüren, das von der Pauke über das komplette Schlagzeug seinen Anfang nahm für die Charakterisierung einer der Hauptfiguren aus „Herr der Ringe“. „Gandalf“ überschrieb Johann de Meij den 1. Satz seiner Sinfonie Nr.1.

    Hier kam besonders deutlich der Dirigierstil von Wolfgang Heinrich zum Tragen. Bei rhythmischen Passagen vibrierte der Taktstock förmlich, seine emotionalen Gesten dienten aber trotzdem immer auch der rationalen Kontrolle des Geschehens.

    Nun war man im populären Genre angekommen, der Florentiner Marsch von Julius Fucik ließ die Marillenknödel im Kaisergewand tanzen, der Walzer von Schostakowitsch fügte sich ein in den Geist des Salons und Tico-Tico hätte mit seinem Percussion-Intro einer Samba-Schule in Rio Ehre gemacht. Man darf auf die nächsten Projekte sehr gespannt sein.

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