WhatsApp, QR-Codes und ein immer voller Smartphonespeicher – für manchen älteren Menschen ist die Digitalisierung ein schier undurchschaubares Labyrinth. Das muss nicht sein, findet Birgit Wahl, die Kursleiterin des DigiCafe60+ in Gerolzhofen. Das neue Kursangebot richtet sich an Senioren über 60 Jahre, die Schwierigkeiten mit der Digitalisierung in ihrem Alltag haben.
Kursleiterin Birgit Wahl, Anna Scharf und vier Seniorinnen sitzen mit leicht gebeugten Rücken dort, in der Hand Smartphones. Alle blicken konzentriert auf die hell aufleuchtenden Bildschirme. Beim ersten DigiCafe60+ wird sich aufs Smartphone konzentriert.
Kursleiterin Birgit Wahl zeigt, Seniorinnen machen nach und staunen
Die Frauen wollen hier nicht nur das Smartphone bedienen lernen, sondern auch, welche Möglichkeiten ihnen die Digitalisierung für den Alltag bringt. Die vier älteren Frauen lernen heute, wie man sogenannte Cookies löscht. Cookies sind Daten, die auf dem PC, Tablet oder Smartphone zwischengespeichert werden. Diese hin und wieder zu löschen, ist sinnvoll, sagt Wahl. Dadurch kann man beim Einkauf im Internet manches Schnäppchen machen, weil Suchabfragen neu und ohne Voreinstellungen durch diese Daten abgesetzt werden.
Ein weiteres Ärgernis für die Teilnehmerinnen ist der immer volle Speicher des Smartphones. "Ich habe 400 Fotos auf meinem Smartphone", sagt eine Frau. Wahl zeigt, wie man Speicherplatz fressende Megabyte einsparen kann. Ein Tipp der Kursleiterin an die Teilnehmerin: ähnliche Fotos unmittelbar löschen. Wahl zeigt auch, wie es geht. Die Teilnehmerinnen machen es ihr prompt nach. Das ist auch das Konzept des Kurses: Die Meisterin zeigt, die Lehrlinge machen es nach.
Die vier ersten Teilnehmerinnen des Kurses lernen sehr schnell und stellen neugierig Fragen. All das in geschützter und gemütlicher Atmosphäre der Stadtbibliothek. Im Hintergrund knistert der Elektrokamin. Wahl geht auf jede der Fragen der Frauen ein, erklärt und versucht das konkrete Problem zu lösen. Sie weiß: Der Umgang mit Smartphone, Tablet und PC ist für ältere Menschen oft schwer und manchmal auch mit Scham behaftet.
Durch Digitalisierung können ältere Menschen länger zu Hause wohnen bleiben
Die ältere Generation ist allerdings digitaler unterwegs als vermutet, wie die Initiative D21 in ihrer repräsentativen Studie von 2024 herausgefunden hat. Die Initiative hat das Ziel, ältere Menschen in der digitalen Welt zu stärken. Ergebnis der Befragung: 71 Prozent der über 70-Jährigen sind bereits online. Doch der sichere Umgang mit den Mobilgeräten und im Netz fällt Seniorinnen und Senioren noch immer nicht leicht. Vor allem bei der Kriegs- und Nachkriegsgeneration sind digitale Kompetenzen kaum vorhanden, so die Studie.

Kursleiterin Birgit Wahl, die selbst über 60 Jahre alt ist, möchte diese Kompetenzen vermitteln. Ihre Mission sei, "Menschen den Nutzen der Digitalisierung aufzuzeigen", sagt sie. Durch die Chancen der Digitalisierung können ältere Menschen länger zu Hause wohnen bleiben, ist Wahl sich sicher. Das Smartphone könne ein selbständigeres Leben im Alter ermöglichen.
Durch das Smartphone können ältere Menschen Lebensmittel einkaufen, mobil bleiben, sich über Gesundheitsthemen informieren und in Kontakt mit der Familie, Freunden und Nachbarn bleiben. Um von den digitalen Vorteilen zu nutzen, muss allerdings viel geübt werden, so Wahl.
Das Ziel ist laut Digitalexpertin, die über 60-Jährigen abzuholen. Während heute über 80-Jährige noch analog durchs Leben kommen könnten, werde die Digitalisierung vor den 60- bis 70-Jährigen keinen Halt machen. "Die Digitalisierung macht jeden Tag Fortschritte", sagt Wahl, "je später man in die digitale Welt einsteigt, desto größer werden auch die Hürden."
Digitale Senioren auf dem Land – eine Seltenheit
Vor allem auf dem Land sind Senioren weniger digital affin als in der Stadt, sagt Wahl. Sie hilft seit drei Jahren Seniorinnen und Senioren im Landkreis Schweinfurt, damit sie fit im digitalen Alltag werden. Kurse hält sie bereits in Werneck, in Bergrheinfeld, in Stadtlauringen und nun seit Mitte Februar auch in Gerolzhofen ab. Der Erfolg liegt im Wollen, sagt die Kursleiterin. Diese Einstellung sei "das Wichtigste im Konzept des lebenslangen Lernens". Das gelte eben auch bei dem Thema Internet und dem Smartphone.

Nach knapp zwei Stunden haben die Teilnehmerinnen schon einige persönliche Fortschritte erzielt. Eine ältere Dame hat herausgefunden, wie Videotelefonie auf WhatsApp funktioniert. Eine andere Dame hat erfahren, wie sie noch einfacher ihren Drucker mit dem Smartphone bedienen kann und noch eine andere, dass ein Smartphone eben auch eine Einkaufsliste ersetzen kann. "Ich möchte das Smartphone nicht mehr missen", resümiert eine Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung.
Das nächste DigiCafe60+ findet am 14. März 2025, von 10 bis 12 Uhr, in der Stadtbibliothek in Gerolzhofen statt. Der Eintritt ist kostenlos.