Im Januar hatte SPD-Stadtrat Norbert Lenhard gemeinsam mit einigen Kollegen einen Antrag vorgestellt, im Musiker- und Gründerzeitviertel eigene Stadtteiltreffpunkte einzurichten, die von der Stadt mit einem Sozialpädagogen betreut werden. Positive Beispiele, wie Treffpunkte für Menschen verschiedener Nationen gut funktionieren, liefern die Bürgervereine in Oberndorf und am Bergl, daran solle sich die Stabsstelle "Gerne daheim in Schweinfurt" orientieren und darauf hinwirken, dass auch in diesen Stadtteilen Bürgervereine entstehen.
Die Verwaltung hat den Antrag im Kulturausschuss zum Anlass genommen, aufzuzeigen, was bereits alles getan wird, um innerhalb der Stadtgesellschaft Angebote für alle Schichten und Interessen zu schaffen. Kulturamtsleiter Christian Kreppel stellte die Auflistung vor, betonte, dass bei "Gerne daheim" schon lange Treffpunkte zur Begegnung geschaffen würden. Natürlich stünde im Moment das Thema Integration im Vordergrund.
Verwaltung sieht im Moment keinen weiteren Bedarf
Das städtische Angebot ist in der Tat sehr vielfältig - von fünf Familienstützpunkten über Bürgertreff am Deutschhof, Mehrgenerationenhaus bis zu dezentraler Seniorenarbeit oder das interkulturelle Begegnungszentrum für Frauen. Aufgrund der Vielzahl der Angebote sieht die Verwaltung grundsätzlich keinen Bedarf, neue Kulturtreffpunkte zu initiieren.
Sozialreferent Jürgen Montag betonte die Notwendigkeit von Treffpunkten, "nur so kann Verständnis füreinander entstehen, vor allem beim Thema Integration." Er verwies aber auch darauf, dass die Erfahrung aus anderen Städten lehre, dass man um ein neues Projekt zum Laufen zu bringen intensive professionelle Begleitung durch Sozialpädagogen brauche. Diesen Bedarf sehe er im Moment in Schweinfurt aber nicht.

Adi Schön (proschweinfurt) war auf Seiten der SPD-Fraktion. Er sei nicht der Meinung, dass die städtischen Angebote schon ausreichend seien. Vor allem das Thema Räume sei wichtig, denn Treffpunkte, wo Menschen zusammen kommen können gebe es kaum noch. "In anderen Gemeinden werden Bürgerhäuser gebaut, wir sind hier nicht gut aufgestellt", so Schön.
Ralf Hofmann (SPD) bekannte, es sei durchaus beeindruckend, was "Gerne daheim" schon leiste. Die Intention des Antrags sei aber eine andere gewesen, es gehe vor allem um Treffpunkte für 50 bis 70 Menschen in den genannten zwei Stadtteilen und eine professionelle Betreuung. Nur auf Ehrenamt gestützt könne das nicht funktionieren. Hofmann verwies auf Beispiele anderer Städte vergleichbarer Größe, "für Musikerviertel und Gründerzeitviertel wäre ein Signal der Stadt wichtig", ist der SPD-Fraktionschef überzeugt.
OB sieht das Kulturforum als Chance für die Innenstadt
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) verwies zum einen auf das neu entstehende Kulturforum am Martin-Luther-Platz als bewusst niedrigschwelliges Angebot für alle im Herzen der Stadt. Außerdem gebe es in der Stadt "ein überreiches Vereinsangebot". In Schweinfurt, so der OB, "muss niemand vereinsamen. Man muss die Angebote aber auch annehmen."
Schlussendlich wurde der SPD-Antrag zwar durch die CSU-Mehrheit abgelehnt, es gab aber einen Kompromiss: Jürgen Montag zeigte sich aufgeschlossen, mit Hilfe der Stadtverwaltung einen Bürgerverein im Musikerviertel zu initiieren. Aus einer solchen ehrenamtlichen Initiative könne dann durchaus auch ein Treffpunkt erwachsen. Ralf Hofmann war damit auch einverstanden, wollte den Antrag auch als grundsätzlichen Arbeitsauftrag verstanden wissen, das Thema im Auge zu behalten.