Getroffene Hunde bellen – dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man die Stellungnahme der stellvertretenden Bürgermeister und der Fraktionssprecher im Grafenrheinfelder Gemeinderat liest. Sie empören sich über einen Text im Schweinfurter Tagblatt zum Abschied von Sabine Lutz.
Nach elf Jahren als Bürgermeisterin musste sie ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen jetzt aufgeben. Für einen Artikel in dieser Zeitung blickte sie zurück auf ihre Amtszeiten. Doch die persönliche Bilanz der Bürgermeisterin wollten ihre bisherigen Kollegen so nicht stehen lassen. Einen ganzen Katalog von angeblichen Richtigstellungen haben sie unter "Amtliche Nachrichten" im Amtsblatt der Gemeinde veröffentlicht.
Sehr amtlich kommen die Herren da nicht daher, eher wenig souverän. Lutz erzählte im besagten Artikel vom Frust über ihren Vorgänger und davon, dass der Ärger sie zur ersten Kandidatur motiviert habe – ihr jahrelanger Stellvertreter Ludwig Weth erklärt in seinem und auch im Namen des zweiten Bürgermeisters sowie aller drei Fraktionssprecher, von der Verärgerung nichts gewusst zu haben. Deshalb sei sie auch nicht "berechtigt" zu sagen, "dies sei der Anlass für ihre Kandidatur gewesen".
Ob sie tatsächlich besser als Lutz selbst wissen, was diese zur Kandidatur veranlasst hat? Und ob sie ihr das Recht absprechen können, über ihre persönliche Motivation zu sprechen? Natürlich nicht. Offenbar fühlen sich ihre früheren Kollegen aber angesprochen, wenn Lutz erzählt, viele lachten einem ins Gesicht, hintenherum werde dann allerdings geschimpft. Denn während Lutz niemanden konkret benennt – weder Kollegen, noch Bürger, noch andere –, sieht sich die andere Seite in ihrer Richtigstellung bemüßigt klarzustellen, dass Lutz das den Gemeinderäten auf jeden Fall nicht vorwerfen könnte.
Und so könnte man nun alle Punkte der vorgeblichen Richtigstellung einzeln durchgehen, die Befindlichkeiten erstaunt zur Kenntnis nehmen. Vor allem aber darf verwundern, dass Stellvertreter und Fraktionssprecher unanständig genug sind, Lutz ihre Krankheit vorzuwerfen und zu versichern, man habe sie ja wirklich sehr unterstützt. Zur Verabschiedung der Bürgermeisterin kamen nur vier Gemeinderäte. Was für ein armseliges Zeichen gegenüber einer Frau, die sich elf Jahre mit Herzblut engagiert hat.