Der Winterhäuser Künstler Thomas Reuter hat den Wettbewerb zur Gestaltung der Mitte Oberlauringens gewonnen. Auf der Nordostseite des Rückert-Poetikums wird die etwa 2,30 Meter hohe "Stele der Erinnerung" aufgestellt werden, auf der unter anderem auch die Namen aller ermordeten Juden aus Oberlauringen eingraviert sind. Sie soll als Erinnerungszeichen dienen. Nur wenige Meter gegenüber wird als Denkzeichen ein Teil des Friedensgedichts von Erich Fried (1921 - 1988) in den Boden des Kriegerdenkmals graviert.
Wie soll das genau aussehen? Welche Gedanken und Vorstellungen stecken dahinter? Bei einem Gespräch im Stadtlauringer Rathaus gehen Bürgermeister Friedel Hecklenlauer, Künstler Thomas Reuter, Dagmar Stonus (FranKonzept) und Jürgen Eisentraut (vom Amt für Ländliche Entwicklung, das das Projekt bezuschusst) ins Detail.
Keiner der jüdischen Oberlauringer hat die Deportationen überlebt
Bei dem Gespräch zeigt sich schnell: Erinnerungszeichen und Denkzeichen sind allen eine Herzenssache. Friedel Hecklenlauer erzählt, wie er bei der Kranzniederlegung am Volkstrauertag am Kriegerdenkmal immer wieder ins Nachdenken kommt. Über Frieden, zum Beispiel. Dagmar Stonus, die auch federführend bei der Gestaltung des Rückert-Poetikums in Oberlauringen war, erinnert an das Schicksal der jüdischen Oberlauringer, die 1942 deportiert wurden. Keiner überlebte. Alle wurden ermordet.

Auf die Stele, die Thomas Reuter entworfen hat, kommen alle Namen der ermordeten Oberlauringer, die jüdischen Glaubens waren. 18 Namen werden es sein. "Wir haben jetzt die Chance, auch dem Gedenken an die Opfer des Holocausts etwas Greifbares zu geben", sagt Jürgen Eisentraut.

Zum Rumgehen, Nahekommen, lädt die Stele aus Jura-Kalkstein ein, die zwischen Poetikum und Kriegerdenkmal stehen wird. "Das ragt ins Bewusstsein hinein", meint Dagmar Stonus. Reuter arbeitet bei der Stele mit dem Davidstern als Symbol.
"Wessen Namen man schreibt, der ist nicht vergessen"
Bildhauer Thomas Reuter
Die Namen der Ermordeten nehmen einen zentralen Platz ein. Vergessen ist das Schlimmste, sind sich alle einig. Aber: "Wessen Namen man schreibt, der ist nicht vergessen", betont Bildhauer Thomas Reuter. "Erinnern ist ein Teil von Kunst und Kultur", machen Heckenlauer und Eisentraut deutlich. Erinnerungskultur gehöre nicht nur in die Großstadt, sondern auch auf das Land.

Ideen auch in Arbeitskreisen mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt
Was allen noch wichtig ist: Stele und Denkzeichen sind nicht als Zusammenhang konzipiert. Es geht in erster Linie um die Neugestaltung des Platzes. Auch wenn es durchaus Schnittstellen gibt: Unter den Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen auf dem Kriegerdenkmal sind auch die jüdischer Oberlauringer.
Entstanden ist der Gedanke zu beiden Projekten übrigens in Arbeitskreisen mit Oberlauringer Bürgerinnen und Bürger, betonten Friedel Heckenlauer und Dagmar Stonus. Das erste Treffen war wenige Tage nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. Das habe dem Ganzen noch einen besondere Aktualität gegeben, erinnert sich Dagmar Stonus. Die Aufgeschlossenheit des Arbeitskreis-Teams hat beide beeindruckt.
Friedensgedicht zu Füßen des Kriegerdenkmals eingemeißelt
Die Idee für die Erinnerungsstele zu finden, war relativ einfach, sagt Thomas Reuter, einen Ansatz für eine Neugestaltung des Kriegerdenkmals schon schwieriger. "Mir ging es darum, nicht etwas Plakatives zu machen, sondern eine deutliche Botschaft zu senden." Das ist für Reuter wichtig für beide Projekte. Ein Friedensgedicht, gemeißelt in den Raum vor dem Kriegerdenkmal: Das spricht für sich.

Reuter hat sich für diese Zeilen von Erich Fried entschieden: Es ist gescheh'n und es geschieht nach wie vor und wird weiter geschehen wenn nichts dagegen geschieht
Das Gedicht wird Reuter wahrscheinlich heuer im Herbst zu Füßen des Denkmals anbringen. Die Schrift, das Gedicht, sieht er auch als Brücke zur Stele. 2024 wird er mit der Stele beginnen. Wann genau, hängt auch davon ab, wann die Arbeiten am Platzbelag vor dem Poetikum beendet sein werden.