Wenn in Gerolzhofen Theater gespielt wird, dann mischt auch der Pfarrer gerne mit. So wird es auch diesmal in der Zeit vom 1. bis zum 6. November sein. Dann bringt das Theaterhaus um Regisseurin Silvia Kirchhof den Klassiker "Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies" auf die Bühne. Pfarrer Stefan Mai hat dabei nicht nur irgendeine Rolle. Er mimt die Hauptfigur, den Brandner Kaspar, was eine ganz besondere Prise hat: Der Pfarrer zockt dabei mit dem Tod, dem "Boandlkramer", um die Verlängerung seines Lebens.
Das ist nichts Neues für Stefan Mai. Genau diese brisante wie reizvolle Rolle bekleidete der katholische Geistliche bereits 2014, als das beliebte volkstümliche Theaterstück schon einmal aufgeführt wurde, damals in der Spitalkirche. Neun Jahre später, diesmal im Theaterhaus, ist Mai wieder dabei. Er bildet erneut mit Philip Errington-Zietlow als Tod ein kongeniales Duo.

Diese beiden waren für Regisseurin Silvia Kirchhof der Schlüssel, um die heitere, makabre Geschichte erneut auf die Bühne zu bringen. Wenn es die von vielen Theaterfreunden in Gerolzhofen gewünschte Neuauflage geben solle, dann am ehesten mit Mai in der Hauptrolle. "Ihn habe ich zuerst gefragt, dann natürlich gleich Philip".
Stadtpfarrer Stefan Mai freut sich auf seine Rolle
Der in Gerolzhofen beliebte Gottesmann brauchte nicht lange zum Überlegen. Bereits beim ersten Mal habe er gesagt, dass er sich die Rolle gut vorstellen könne, so Mai. Das einzige Hindernis stellte der Zeitplan des Stadtpfarrrers zum Proben und Spielen dar, zum Glück fanden sich Lücken.

Zumal gerade dieses Stück und die Umstände den besonderen Reiz für ihn ausüben. "Für mich wird in der Geschichte auch ein Stück christliche Botschaft transportiert, eben auf eine volkstümliche Art." Die Angst vor dem Tod, dass es vielleicht besser sei, auf spielerische und leichtere Art mit dem für viele ernsten Thema Sterben umzugehen. Dass die Vorstellungen des Brandner Kaspar gerade in die Zeit um Allerheiligen fallen, passe auch gut. Gerade in den Tagen seien viele Leute auf dem Friedhof und machten sich Gedanken über Leben und Tod.

Als es feststand, dass Mai mitmacht und in die kurze Lederhose des Wilderers steigen wird, begann er mit dem Lernen. "Der Text von 2014 war bei mir weg. Im August habe ich mir den Grundstock angeeignet. Ich habe den Text auf CD und höre ihn oft, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin", sagte der Pfarrer.
Text perfekt ins Fränkische übersetzt
Den Text hat Mai übrigens schon damals perfekt ins Fränkische übersetzt. Das beherrscht der Dialekt-Liebhaber und Ur-Franke wirklich, wie man beim Proben hören konnte. Auch die anderen Schauspieler sprechen tiefen Dialekt, bis auf Boandlkramer Philip Errington-Zietlow. "Ich bin ja nicht von hier, aber in der Rolle macht das nichts", schmunzelte er. Errington-Zietlow gehört längst zu den Stamm-Akteuren im Theaterhaus.
Wieder mit dabei sind auch Mario Döpfner und Achim Winkelmann, in den Rollen wie vor neun Jahren. Den Spaß daran haben sie schnell wiedergefunden. "Die Rolle vom Jäger Simmerl ist mir auf den Leib geschrieben. Den Fiesling spiele ich gerne", meinte Winkelmann. Sein Kontrahent ist wieder Döpfner.

Der Geschäftsführer einer Fensterbau-Firma und der Radio-Journalist nehmen sich gerne die Zeit für die Proben, was bei fünf von sieben Abenden die Woche nicht immer einfach ist. Beiden gefällt die Gemeinschaft.
Maja Oppermann ist eher zufällig hineingerutscht
In diese ist die zweitjüngste im Bunde, Maja Oppermann, eher zufällig hineingerutscht. Die 20-Jährige, die zur Zeit ein Praktikum fürs spätere Medizinstudium am Geomed-Krankenhaus absolviert, stieß als Letzte erst Mitte September hinzu. "Pfarrer Mai fragte mich, ob das nichts für mich wäre. Ich bin Oberministrantin. Zeit habe ich eigentlich keine, ich bin ja sportlich ziemlich aktiv", meinte sie. Maja schaute im Theaterhaus vorbei, überzeugte und erwies sich auf der Bühne als Naturtalent. "Das ist schon ziemlich aufregend, weil ich noch nie so professionell gespielt habe", gab sie zu.

Alte Haudegen im wahrsten Sinne des Wortes sind das ebenso kongeniale Duo aus Bernd Beck und Karl-Heinz Weickert. Beck mimt den Petrus, Stöcklein seinen hektischen Gehilfen, den Erzengel Michael. Vervollständigt wird die Besetzung durch Anja Iff, sowie Lisa Döpfner. Die 16-Jährige als jüngste im Bunde darf als Engel singen.
Bis zu den Aufführungen ab 1. November hat Regisseurin Silvia Kirchhof noch manche Feinabstimmung mit der gut harmonierenden Truppe zu leisten, wie sie sagte. "Die Abläufe, die Details, da gibt's noch einiges zu tun." Dass der Brandner Kaspar ein Erfolg werden dürfte, steht bereits fest.
Glücklich darf sich schätzen, wer eine Karte ergattert hat. Die anberaumten sieben Vorstellungen plus die beiden zusätzlichen am Montag, 6. November, sind bereits ausverkauft. "Wir könnten einige weitere Vorstellungen machen, aber das geht leider nicht." Mehr lässt der Zeitplan ihrer Akteure einfach nicht zu.
Die MitwirkendenPhilip Errington-Zietlow, Stefan Mai, Mario Döpfner, Maja Oppermann, Achim Winkelmann, Anja Iff, Karl-Heinz Weickert, Bernd Beck. Regie: Silvia Kirchhof.Quelle: ast