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Niederwerrn: Über die Träume junger Migrantinnen und Migranten: "In Deutschland muss man hart arbeiten, um Erfolg zu haben"

Niederwerrn

Über die Träume junger Migrantinnen und Migranten: "In Deutschland muss man hart arbeiten, um Erfolg zu haben"

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    Einblicke in die Gedankenwelt junger Flüchtlinge, die im Ankerzentrum Deutsch gelernt haben: Bürgermeisterin Bettina Bärmann und Horst Kranz vom Schulförderverein besuchten dort eine kleine Ausstellung.
    Einblicke in die Gedankenwelt junger Flüchtlinge, die im Ankerzentrum Deutsch gelernt haben: Bürgermeisterin Bettina Bärmann und Horst Kranz vom Schulförderverein besuchten dort eine kleine Ausstellung. Foto: Uwe Eichler

    In welcher Welt möchte man aufwachen? Asia ist vor 17 Jahren "auf diesem Planeten aufgewacht", wie das Flüchtlingsmädchen geschrieben hat. Die Bild- und Textcollagen junger Asylbewerber waren bereits 2024 in einer Ausstellung beim Schulfest der Hugo-von-Trimberg-Schule in Niederwerrn zu sehen.

    Es ging um die Erlebnisse, Gedanken, Träume und Lebensziele von Mittelschülerinnen und -schülern "mit Migrationshintergrund", die im Ankerzentrum Deutsch lernen, oder, in diesem Fall, gelernt haben. Sie sind bereits weitergezogen. Derzeit werden ihre Werke im Ankerzentrum ausgestellt. Die jetzigen Besucher der Außenstelle der Trimbergschule haben die buchstäblichen "Vor-Bilder" mit kleinen Kunstwerken ergänzt.

    Drei Klassen werden aktuell unterrichtet, auch Grundschüler, die Fluktuation ist groß. Schulleiterin Tanja Hochrein hofft, dass die Texte einmal einem Publikum in Schweinfurt gezeigt werden.

    Ein poetischer Text zur Macht der Taliban

    "Auf diesem Planeten" meint bei Asia Afghanistan – nach der Machtübernahme der Taliban kein guter Ort für junge Frauen, denen höhere Schulbildung und Gleichberechtigung verweigert werden: "Der Schöpfer hielt mich dieser Welt für würdig und gab sie mir", heißt es in dem poetischen Text, den Google übersetzt hat. Asias Familie ist 2023 nach Deutschland geflohen, vor der Herrschaft der Islamisten.

    Das Bild hängt schief im Ankerzentrum: Zwei junge Deutsch-Schüler rücken es wieder zurecht.
    Das Bild hängt schief im Ankerzentrum: Zwei junge Deutsch-Schüler rücken es wieder zurecht. Foto: Uwe Eichler

    "Vögel fliegen weite Strecken", ist die Ausstellung überschrieben, die im "Gebäude Nr. 54" gezeigt wird, dem Gesundheitsamt. Außer den Lehrerinnen sowie Horst Kranz vom Schulförderverein ist auch Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann bei der Eröffnung dabei. "Ich kann alles außer Hochdeutsch", gesteht Lehrerin Diana Hick augenzwinkernd als gebürtige Stuttgarterin.

    Die jetzigen Zöglinge der Außenstelle stellen ihre jeweilige Sprache vor, frei nach dem Buch "Am Tag, als Saída zu uns kam": Im Original geht es um eine Marokkanerin, die es "sprachlos" nach Spanien verschlägt. Ebenso um das gegenseitige Lernen unbekannter Wörter. Worte wie Sonne, Wolke, Himmel, die von den jungen Migranten im Raum in ihrer Landessprache vorgestellt werden.

    Flucht und Migration als Teil der deutschen Geschichte

    Die Herkunftsländer Afghanistan und Armenien sind derzeit im Ankerzentrum gut vertreten, ebenso die Elfenbeinküste, aber auch Tschetschenien oder die Türkei. Bettina Bärmann erinnert daran, dass Flucht und Migration immer Teil der deutschen Geschichte waren. Die Gründe, seine Heimat zu verlassen, seien ähnlich, aber jedes Schicksal anders, betont die Bürgermeisterin. Die Gemeinde Niederwerrn tue ihr Bestes, den unterschiedlichen Schicksalen gerecht zu werden.

    Bei der Eröffnung einer kleinen Ausstellung im Ankerzentrum dabei waren (von links) Bürgermeisterin Bettina Bärmann, die Leherein Anita Hajani und Schulmitarbeiterin Dorothea Böttcher, Horst Kranz vom Förderverein der Trimbergschule, Lehrerin Diana Hick sowie Schulleiterin Tanja Hochrein.
    Bei der Eröffnung einer kleinen Ausstellung im Ankerzentrum dabei waren (von links) Bürgermeisterin Bettina Bärmann, die Leherein Anita Hajani und Schulmitarbeiterin Dorothea Böttcher, Horst Kranz vom Förderverein der Trimbergschule, Lehrerin Diana Hick sowie Schulleiterin Tanja Hochrein. Foto: Uwe Eichler

    "In Deutschland muss man hart arbeiten, um Erfolg zu haben": Dieses Motiv findet sich in den Berichten der "Ehemaligen" immer wieder. Latifa, die Sportlerin, ist als Afghanin mit Fußball zu sehen: am Hindukusch derzeit für sie undenkbar. Aber auch Koch oder IT-Spezialistin sind als Berufsziele gefragt. Vafa verspricht, ein "guter und nützlicher Bürger" zu sein: "Vielen Dank, Deutschland!" Auch den Deutsch-Lehrerinnen wird gedankt.

    Auf der Flucht aus Afghanistan wäre Yalda beinahe erfroren

    Der Somalier Mustafa hat Sätze gesammelt, die ihm auf der Flucht begegnet sind, darunter "Vögel fliegen weite Strecken." Aber auch: "Verlassen Sie diese Stadt!" Kirills Familie ist aus der ukrainischen Frontstadt Slawjansk geflohen, Alexander aus Marhanez. Yalda, 15, berichtet von ihrer abenteuerlichen Flucht von Afghanistan und Iran über die Balkanroute nach Deutschland, auf der sie beinahe erfroren wäre.

    Der Weg der Ivorerin Maferima führte durch Nordafrikas Wüste, ihr Vater ist gestorben. Sie will Ärztin werden, um Menschen physisch wie psychisch zu helfen.

    Vor der Tür steht dann noch der lächelnde Wachmann Ahmad, der aus Masar-i-Sharif stammt, als Familienvater in Schweinfurt lebt – und eine klare Meinung zu Straftätern hat, egal welcher Herkunft. Zusammen mit seinem somalischen Kollegen wacht er mit über die Sicherheit im Gebäude 54.

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