Pfarrerin Gisela Bruckmann schlägt auf den Gong und dann geht sie los, die dritte Vesperkirche in St. Johannis. Unter der Kanzel stehen Kinderstühle, im Altarraum Tische und Stühle, hübsch geschmückt mit Tulpe.
Rund um den Taufstein werden Teller hergerichtet, weiter hinten stehen die Kuchen bereit, das Treppenhaus zur Empore ist zu einer kleinen Utensilienkammer geworden.
Essen und Dienstleistungen
Bis zum 12. Februar wird St. Johannis wieder zu einem Treffpunkt für die unterschiedlichsten Menschen. Es gibt Essen, (menschliche) Wärme, Nähe, Gesellschaft und Hilfsangebote für die die, die sich nicht alles leisten können: Haareschneiden zum Beispiel, Blutdruckmessen, das Repaircafé steht mit Rat und Tat beiseite, wenn etwas kaputt ist.
„St. Johannis lebt in den nächsten drei Wochen richtig auf“, freut sich Diakon Norbert Holzheid. An die 60 Leute kümmern sich täglich darum, dass sich die Leute wohlfühlen in der Kirche. „Und das mit einem Lächeln“. Gastgeber heißen sie, das trifft ihre Aufgabe besser als Freiwillige Helfer, meint nicht nur Holzheid.
Vesperkirche bringt zusammen
Sowohl auf der Seite der Gastgeber und der Gäste kommen Leute zusammen, die sich sonst nicht so begegnen würden. Jung, alt, arm, reich, einsam oder geborgen: Die Vesperkirche bringt die Menschen zusammen, sagt Dekan Oliver Bruckmann bei seiner Predigt. Die Vesperkirche sei ein Zeichen dafür, dass wir – wie im Himmel – alle zusammengehören, dass es da nicht die in der Mitte und die an den Rändern gibt.
Oliver Bruckmann hat auch eine schöne Definition für die Vesperkirche: Begegnungen, Gespräche, Tischgemeinschaft.
Nahrung für Leib und Seele
Gisela Bruckmann spricht davon, wie wichtig Nahrung ist: Für Leib und Seele. Auch dem trägt die Aktion in St. Johannis Rechnung. Deswegen gibt es auch täglich um 13 Uhr einen geistlichen Impuls. „Viele kommen allein deswegen“, meint Holzheid. Jochen Keßler-Rosa erinnert in den Fürbitten an die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt, an Leid und Not. Wer Frieden voranbringen will, könne selbst einen Anfang machen, durch sein Verhalten und sein Vorbild.
Was die Vesperkirche ganz besonders macht, ist die heitere, fröhliche Atmosphäre, die alle und alles umfließt. Obwohl die Gastgeber ziemlich viel schuften müssen, unter der Woche ab acht, am Sonntag ab halb acht. Und es auch mal hektisch werden kann, wenn viele Gäste zur gleichen Zeit kommen.
Handy-Dienst für die Kuchenspenden
„Es ist ein Erlebnis“, sagt Friedrich Senft, mit 81 Jahren einer der ältestes Gastgeber. Zusammen mit Christa Holzheid managt er die Kuchentheke. Christa Holzheid koordiniert die Kuchenspenden via Kuchenspenden-Handy. „Sie ist nur noch am telefonieren“, sagt ihr Mann Norbert Holzheid. Friedrich Senft ist mit voller Begeisterung bei der Sache. Gut 12 000 Stück Kuchen wird der Konditormeister bis zum 12. Februar wieder schneiden, schön arrangieren und sich freuen, wenn sich die Leute hier wohlfühlen in St. Johannis.
Und wer noch nicht hier war oder meint, in einer Kirche sollte man solche Aktionen nicht machen, dem rät er: „Ihr müsst einfach mal herkommen“. Zu den 12 000 Stück Kuchen werden dann noch 200 Pfund Kaffee gebrüht, sagt Holzheid und zeigt auf Rita Blaurock, die gerade am Aufgang zur Empore das Kaffee-Management macht.
Viele helfen mit
Holzheid freut sich sehr, dass es auch bei der dritten Vesperkirche so viele Menschen gibt, die mithelfen und so viele, die das Angebot wahrnehmen. Er freut sich auf die nächsten Wochen. Und auf die vielen, glücklichen Gesichter.
Die Vesperkirche in St. Johannis ist bis 12. Februar täglich von 11.30 bis 14.30 geöffnet. Das Essen kostet 1,50 Euro. Wer kann, darf auch mehr geben als Spende.
Mehr Infos: www.vesperkirche-schweinfurt.de