125. Geburtstag feierte die Bergrheinfelder Metallbaufirma Fenn. Das Familienunternehmen wird in der vierten Generation von Doris Fenn geführt. Aus der guten alten Dorfschmiede des Urgroßvaters hat sich ein leistungsstarker Metallbauspezialist entwickelt.
Geschäftsführerin Doris Fenn und Tochter Julia begrüßten die Gäste im erweiterten und erneuerten Betrieb. In der Produktionshalle hatten sich 140 Gäste zur Jubiläumsfeier versammelt.
„Was die Fenns machen, ist gelebtes Handwerk“, lobte Hugo Neugebauer, Präsident der Handwerkskammer Unterfranken, das Bergrheinfelder Unternehmen. In den 125 Jahren seines Bestehens habe der Familienbetrieb zwei Weltkriege, Finanz- und Wirtschaftskrisen sowie Strukturkrisen gemeistert. Neugebauer bezeichnete den Betrieb als Vorzeigeunternehmen und überreichte die Jubiläumsurkunde der Handwerkskammer.
Von Frauenpower, Kreativität und Mut zu Innovation sprach Staatssekretär Gerhard Eck. Angesichts der Bergrheinfelder Erfolgsgeschichte wünschte er sich mehr weibliche Präsenz in Männerdomänen.
Stellvertretende Landrätin Christine Bender gratulierte zum Mut, in die Firma zu investieren. Das Unternehmen habe so stets mit der Zeit gehen können.
Den Weg von der Tradition zur Innovation habe die Firma eingeschlagen, betonte Bürgermeister Peter Neubert. So sei aus der Dorfschmiede ein modernes Metallbauunternehmen geworden, das für den Ort eine sehr große Bedeutung besitze.
Sie sei tief beeindruckt von der Firma Fenn, sagte Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende von Warema-Renkhoff. Der Betrieb sei ein leuchtendes Beispiel für die Unternehmenskultur des deutschen Mittelstands.
Im Namen der Firmenmitarbeiter dankten Astrid Neubert und Frank Jaguczak ihrer Chefin Doris Fenn. Dazu gab es einen Filmspot, in dem „Waltraud und Mariechen“ zum Geburtstag gratulierten.
Einen Rückblick auf die Firmengeschichte gab Geschäftsführerin Doris Fenn. Am 3. Januar 1890 hatte der junge Schmiedemeister Karl Fella aus Wasserlosen in Bergrheinfeld das Anwesen mit der Dorfschmiede in der heutigen Hauptstraße 56 von der Schmiedemeisterwitwe Margarethe Eusemann gekauft. Die junge Familie bekam sieben Töchter, der erwartete Sohn blieb aus.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs kam Schmiedegeselle Leonhard Fenn aus Neubessingen ins Dorf, und eine der sieben Töchter, Augusta, verliebte sich in ihn. 1920 wurde geheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, zwei Söhne und zwei Töchter. Großvater Leo habe sich über die Grenzen Bergrheinfelds hinweg als Schmied und Wagenbauer einen Namen gemacht, sagte Fenn.
Die beiden Brüder August und Wendelin führten in den Nachkriegsjahren den Betrieb weiter. Mit den Jahren wandelte sich die Schmiede in einen florierenden Anhängerbau und Landmaschinenbetrieb mit Verkauf und Reparatur. 1965 wurden erstmals Aluminiumfenster aus Schüco-Profilen und fünf Jahre später Sonnenschutzanlagen aus dem Hause Warema montiert.
1956 heiratete Wendelin Finn seine Jugendliebe Frieda. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Wolfgang, Doris und Anita. 1978 stand der Umzug aus dem Dorf in den neuen Betrieb an der Landwehr an.
Dann kam das Jahr 1981: Wendelin Fenn war bereits 15 Jahre zweiter Bürgermeister in Bergrheinfeld und wurde nun zum ersten Bürgermeister gewählt. Weil dies eine hauptamtliche Aufgabe war, war im Betrieb Frauenpower gefragt. Ehefrau Frieda übernahm das Zepter, und mit Anton Hauck, der vergangenes Jahr in den Ruhestand ging, war ein technischer Leiter gefunden.
1991 stieg Doris Fenn in das Unternehmen ein. Sie hatte dabei den Spagat als alleinerziehende und berufstätige Mutter zu leisten. 2003 übertrugen ihr die Eltern den Betrieb. 2010 bestand die Möglichkeit, das Nachbargrundstück zu erwerben und so den Betrieb zu erweitern. Seit Januar ist nun auch Tochter Julia im Betrieb tätig. Die junge Wirtschaftsingenieurin ist im Firmenteam anerkannt und bringt viel Wissen mit.
Stolz ist Doris Fenn darauf, dass der Betrieb kürzlich mit dem Schule-Wirtschaft-Preis „Das hat Potenzial“ ausgezeichnet wurde. Bundesweit gehört der Betrieb jetzt in der Kategorie bis 100 Mitarbeiter zu den drei besten Unternehmen im Bereich Ausbildung. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Firma Fenn 88 Jugendliche ausgebildet. Heute beschäftigt der Betrieb 30 Mitarbeiter.
Architekt Rudy Laatsch übergab symbolisch den Schlüssel für das erneuerte Betriebsgebäude. Anschließend segnete Pfarrer Werner Kirchner die Räume.