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Gerolzhofen: Wenn es an der Schule Zoff gibt, sind sie zur Stelle

Gerolzhofen

Wenn es an der Schule Zoff gibt, sind sie zur Stelle

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    Das sind die zwölf neuen Streitschlichter der Grundschule Gerolzhofen am Lülsfelder Weg und in der Grabenschule. Das Bild zeigt sie bei der Überreichung ihrer Diplome mit (hinten von links) Schulleiter Helmut Schmid sowie ihren beiden Ausbilderinnen, Lehrerin Ute Leuxner und Förderlehreranwärterin Nadine Schierer.
    Das sind die zwölf neuen Streitschlichter der Grundschule Gerolzhofen am Lülsfelder Weg und in der Grabenschule. Das Bild zeigt sie bei der Überreichung ihrer Diplome mit (hinten von links) Schulleiter Helmut Schmid sowie ihren beiden Ausbilderinnen, Lehrerin Ute Leuxner und Förderlehreranwärterin Nadine Schierer. Foto: Norbert Vollmann

    Streit als Bestandteil des Schulalltags ist und bleibt ein wiederkehrendes Thema. Oft  vertragen sich die "Streithähne" von alleine wieder, manchmal aber gelingt es ihnen ohne Hilfe von dritter Seite nicht, sich wieder zu versöhnen. In der Grundschule Gerolzhofen sind dann die Streitschlichter gefragt und zur Stelle. Dazu gibt es bereits seit dem Jahr 2004, also heuer seit 15 Jahren, eine eigene Streitschlichter-AG. Allerdings sollte es ein paar Jahre dauern, bis sich jetzt wieder eine neue Generation der Ausbildung unterzogen hat. Die zwölf Jungen und Mädchen der dritten Klasse wissen jetzt genau, was aus Streit nicht werden darf, nämlich körperliche oder verbale Gewalt. Egal, ob dabei Fäuste, Worte oder Gegenstände fliegen.

    Rektor Helmut Schmid war dann auch bei der abschließenden Überreichung der Streitschlichter-Diplome voll des Lobes für die Ausbilderinnen, ganz besonders aber natürlich für die Kinder. „Ich bin stolz auf Euch und finde es richtig gut, dass Ihr nicht nur über die anderen redet, sondern selbst etwas dafür tut, dass es nicht so oft zum Streit kommt und es wieder Frieden wird.“ Jetzt beginne die eigentliche Arbeit aber erst, so der Schulleiter, und betonte: „Bislang seid Ihr erst quasi in der Fahrschule gewesen, jetzt geht es los und raus auf die Straße.“

    Streitschlichter tragen als Vorbilder viel Verantwortung. Sie sollten den richtigen Ton treffen, sich auf andere einstellen und kritisieren, ohne zu verletzen. Daneben sollten sie sich neutral verhalten und nicht auf die eine oder andere Seite schlagen, beide Seiten hören und sie sollten schließlich das, was bei der Konfliktlösung herausgekommen ist, für sich behalten können. Eine große Aufgabe also, der sich die Streitschlichter freiwillig unterziehen.

    Schließlich helfen die Jugendlichen Gewalt zu vermeiden und tragen so zu einem friedlicheren und respektvolleren Miteinander in der Schule bei. Außerdem stellen sie sich in den Dienst des Leitbildes der Schule unter dem Motto „Starke Kinder fit für’s Leben“. Die Streitschlichter zählen mit zu den ganz wesentlichen Bausteinen.

    Auch Streitschlichten will gelernt sein

    Um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, werden sie über einen längeren Zeitraum richtig für ihren Job ausgebildet. In diesem Schuljahr sind es insgesamt zwölf Drittklässler gewesen, sechs aus der Grundschule und sechs vom Lülsfelder Weg, die ein halbes Jahr lang einmal wöchentlich gemeinsam von Lehrerin Ute Leuxner und  Förderlehreranwärterin Nadine Schierer auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet wurden. Auch Streitschlichten will schließlich gelernt sein. Mit dabei waren immer auch die beiden Streithähne „Ole“ und „Mona“, zwei Stoffpuppen.

    Ein halbes Jahr werden die Mädchen und Buben nun noch in der dritten Klasse als Streitschlichter fungieren. Nach den großen Ferien werden sie dann in der vierten Klasse nochmals ein halbes Jahr eingreifen, wenn sich ihre Mitschüler zanken, zoffen und in die Haare kriegen, wenn getreten, gerauft und geschlagen oder verbal gemobbt wird.

    "Mona" und "Ole" die beiden Streithähne-Stoffpuppen sind immer dabei, wenn sich die  Streitschlichter AG der Grundschule Gerolzhofen trifft.
    "Mona" und "Ole" die beiden Streithähne-Stoffpuppen sind immer dabei, wenn sich die  Streitschlichter AG der Grundschule Gerolzhofen trifft. Foto: Norbert Vollmann

    In Gesprächen in einem eigens dafür vorgesehenen Raum werden sie versuchen, die unter ihren Mitschülern aufgekommenen Zwistigkeiten ohne die Hilfe von Erwachsenen beizulegen. Das geschieht mit deutlich mehr Erfolg als Lehrer und Schulleitung mit Strafarbeiten und Verweisen zu erreichen vermögen, wie die Erfahrung in der Praxis zeigt.

    Sie tragen auffällige blaue T-Shirts

    Damit auch jeder weiß, an wen er sich wenden kann, wenn er Knatsch mit jemandem an der Schule hat, tragen die Jungen und Mädchen ihre blauen Streitschlichter-T-Shirts, damit sie auf dem Pausenhof gleich auffallen.

    Ist es im Schulalltag im Pausenhof, Gang, Klassenzimmer oder sonst wo auf dem Schulgelände zu Streitigkeiten gekommen, setzt sich jeweils ein Streitschlichter-Paar mit den Streithähnen zusammen. Dafür gibt es einen eigenen Raum.

    Dort sind dann auch die Vordrucke für das Protokoll zu finden, dass über die Streitschlichtung geführt wird. Darin wird genau festgehalten, wann das Gespräch stattgefunden hat, wer miteinander in Konflikt geraten war und aus welcher Klasse die Streitenden stammen, worum es bei der Auseinandersetzung ging und wer was mit wem vereinbart hat, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun, um die Fehde zu beenden und sich wieder zu vertragen.

    Die fünf Phasen des Streitschlichtens

    Ferner sind in dem Raum die Tipps und Hinweise zu Gesprächsführung, Körpersprache, Kommunikation, richtigem Zuhören oder zu Streitarten hinterlegt. Ebenso können hier noch einmal die fünf Phasen nachgelesen werden, die das feste Schema und Grundgerüst dafür bilden, wie das Gespräch geführt werden soll und wie es während der Ausbildung in Rollenspielen immer wieder geübt worden ist.

    Die erste Phase betrifft die gemeinsame Begrüßung. Phase zwei könnte mit dem Stichwort "Dampf ablassen" überschrieben werden, um die verschiedenen Sichtweisen zu klären. Für die dritte Phase steht die Glühbirne. Hier geht es darum den Konflikt zu erhellen. In der vierten Phase wird gemeinsam nach Lösungen gesucht und darüber verhandelt. In der fünften und letzten Phase werden schließlich konkrete Vereinbarungen getroffen, damit sich derartige Vorfälle nicht wiederholen. Am Ende wird das Ganze noch per Handschlag besiegelt.

    Die Übereinkunft wird, wie erwähnt, ein einem „Streitschlichtungsablauf“, so der offizielle Name, sowohl von den beiden Streithähnen als auch von den beiden Schlichtern unterschrieben.

    Verschwiegenheit ist die oberste Streitschlichter-Pflicht

    Verschwiegenheit ist dabei die oberste Streitschlichter-Pflicht, denn alles soll natürlich geheim bleiben und nicht nach draußen dringen.

    Das sind die neuen Streitschlichter, die jetzt nach erfolgreicher Ausbildung durch Ute Leuxner und Nadine Schierer ihre Diplome ausgehändigt bekamen: Max Dörflein, Till Fugmann, Lena Jüttner, Angelina Körner, Laura Landauer, Dorothea Neeb, Joana Schoerner, Sarah Scholz, Linus Schmitt, Angelina Sterk, Alina Talmon und Tiffany Zängler.

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