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SCHWEINFURT: Wenn iranische Trommeln erzählen

SCHWEINFURT

Wenn iranische Trommeln erzählen

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    Konzentriert: Mohammad Reza beim Nachsommer.
    Konzentriert: Mohammad Reza beim Nachsommer. Foto: Foto: Müller

    Selten war ein Perkussionskonzert so melodisch inspiriert wie der Soloabend des Iraners Mohammad Reza Mortazavi beim Nachsommer in der Halle 410 von SKF. Die zarten Melodien, die er mit dem Fell der kelchförmigen Bechertrommel Tombak durch unterschiedliche Fellspannungen am Rand zauberte, konnten vielerlei Gestalt und Farben annehmen, zuweilen glaubte man, hölzerne Woodblocks zu vernehmen.

    Da weiß eine Hand genau, was die andere tut. Zunächst sind einzelne Bassdaumenschläge der rechten Hand wie Trittstufen in ein fremdes Tal aufgereiht. Dieses Ostinato hält lange die Basis, zu der dann wirbelnde, schnipsende Finger der linken Hand treten. Und plötzlich fegt ein Wirbelsturm von 20 Fingern durch die imaginäre Traumlandschaft des kleinen Fells, um dann ebenso abrupt wieder in den ausgefeilten Groove zurückzufinden.

    Noch ein zweites Instrument hatte er im Gepäck, die mit dem europäischen Tamburin verwandte Trommel Daf. Der größere Umfang des Rahmens und das weitere Rund des Fells gaben diesen Stücken einen noch weiteren Landschaftshorizont. Diesmal kippte der Bass fast in Paukenschläge, während die virtuosen Fingerschläge den Charakter von Rasseln annahmen. Spannend war auch der Aufbau der Dynamik. Auf wuchtige Passagen mit donnerndem Fell konnte langes Nachschwingen in versunkener Stille folgen, mit ganz zarten, aber dennoch durchdringenden Schlägen am Rand. Oder das Monumentale wandelte sich mit einer geschickten Überleitung in ganz neue Rhythmen, welche die Spannung wieder neu vorwärtstrieben. Da konnte bei der letzten Zugabe niemand mehr still sitzen, auch der Akteur des Abends sprang ins Publikum und tanzte mit seinem Instrument durch die begeisterten Reihen. Zuvor hatte er noch ein Tombak im Einsatz, bei dem im Vergleich dazu eine Ukulele noch eine Riesenmonstergitarre ist. Mit zehn Fingerspitzen war das Fell fast bedeckt, doch auch hier blitzte durch das verschiedene Abdrücken des Fells eine Melodie auf, alle im Saal hatten Spaß mit der Kleinen Nachtmusik.

    Zwei Hände reichen aus

    „Codex“ heißt das neue Album von Mohammad Reza Mortazavi, das bestimmt die Frische der Livekonzerte vermitteln kann, bei solchem Können sind außer zwei Händen und wenigen Mikrofonen keine technischen Hilfsmittel nötig. Es war ein toller Abend mit einem sympathischen und ganz in seine Klangwelt versunkenen Künstler ohne Allüren.

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