Beißende Rauchschwaden wabern über das SKF-Werksgelände, legen sich unaufhaltsam über das gesamte Geschehen. Durchdrungen werden sie nur von den Sirenen der Einsatzfahrzeuge, die hektisch auf das Werksgelände brettern. Im SKF-Werk 3, in dem Kegelrollenlager gefertigt werden, brennt es. Es herrscht der Ausnahmezustand.
Vollalarm – Löschzug raus
War es ein Trafo, der Feuer gefangen hat? Oder doch eine Lüftung, die mit Öl gefüllt war? Mittwoch Vormittag herrscht hier noch viel Unklarheit. In einem vorläufigen Bericht des Polizeipräsidiums Unterfranken heißt es hierzu: "Ersten Ermittlungen zufolge könnte das Feuer im Bereich eines Transformators im Keller der Halle ausgebrochen sein."
Es ist genau 13.28 Uhr, als bei der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt (ILS) der Notruf eingeht. Was brennt? Wie groß ist die Ausbreitung? Sind Menschen betroffen? Wird bereits evakuiert? "In solchen Fällen haben wir einen festgelegten Fragenkatalog nach dem wir vorgehen," erklärt Klaus Wörner, stellvertender ILS-Leiter. Schnell ist klar: Es handelt sich um einen sogenannten B4-Brand in einem Industriegebäude. Das bedeutet Vollalarm, haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute der Stadt werden einberufen, der Löschzug rückt aus.
500 Mitarbeiter evakuiert
500 SKF-Mitarbeiter werden derweil sofort evakuiert und in Sammelräumen untergebracht. Die Rauchschwaden werden immer stärker, ziehen in Richtung Haupttor, wo sich die nachfolgende Schicht versammelt hat. Betriebsratsvorsitzender Norbert Völkl informiert die Wartenden per Megafon darüber, dass sie sich unbedingt bei ihren Vorgesetzten zur Zählung melden sollen. Nur so kann sichergestellt werden, dass niemand vermisst wird.

Inzwischen sind die Rettungskräfte auf dem Gelände eingetroffen. 24 Feuerwehrfahrzeuge sind gekommen, dazu 41 Fahrzeuge des Rettungs- und Sanitätsdienstes. In der Luft kreist Christoph 18, der Rettungshubschrauber. Vier Leichtverletzte und eine mittelschwer verletzte Person werden ins Krankenhaus gebracht. Die Einzelheiten der Verletzungen kennt ILS-Leiter Klaus Wörner nicht. "Man kann aber sagen, dass in solchen Fällen zu 95 Prozent eine Rauchvergiftung die Ursache ist."
Brand in Abluftanlage entstanden?
Starker Rauch macht auch Martin Schneier, zuständiger Einsatzleiter der Schweinfurter Feuerwehr, und seinen Leuten das Leben schwer. Neun Minuten hatten sie gebraucht, um von der Wache zum Brandort zu kommen. Schwarze Rauchschwaden behindern die Sicht. Das Feuer hat die Deckenisolierung weggebrannt, sodass runterhängende Kabel das Vorankommen erschweren.
"Wegen des Hitzestaus und der starken Verrauchung hat es gedauert, bis wir geeignete Löschmaßnahmen gefunden haben", so Schneier. Um 16 Uhr ist das Feuer endlich unter Kontrolle, um 18.30 Uhr komplett gelöscht. "Man kann davon ausgehen, dass der Brand in einer Abluftanlage entstanden ist", sagt Schneier. "Bei Industriemaschinen entstehen manchmal Funken, die dann abgelagerten Staub entzünden können."
Zweite und dritte Schicht nochmals abgesagt
Nach SKF-Angaben vom späten Mittwochnachmittag haben Brandermittler und Versicherungsspezialisten ihre Untersuchungen zu Ursache und Schadensausmaß des Brandes aufgenommen. Die Ursache sei weiter unklar, doch könne ein Trafobrand ausgeschlossen werden. Erfreulich sei, dass nach Angaben der Fachleute zu keiner Zeit eine Gefahr für Mitarbeiter und Umwelt bestanden habe. Und: "Die Mitarbeiter, die mit Verdacht auf Rauchvergiftung in die Klinik gebracht wurden, konnten das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen."
Die zweite und dritte Schicht wurde auch am Mittwoch in den betroffenen Bereichen nochmals abgesagt, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion weiter in der SKF-Mitteilung. Fachkräfte von Spezialfirmen hätten einen Plan für Reinigungsarbeiten entwickelt und – unterstützt von SKF-Mitarbeitern – mit den Arbeiten begonnen. Wann die Fertigung wieder in Betrieb genommen werden könne, sei nach wie vor unklar. "In den nicht vom Feuer betroffenen Bereichen sollten die Arbeiten jedoch spätestens am Montag wieder aufgenommen werden können." Über die Schadenshöhe könne zurzeit noch keine Aussage getroffen werden.