Der erste Lkw mit Hilfsgütern für die Ukraine ist zurück, der zweite wurde am vergangenen Mittwoch beladen, ein dritter sollte noch am Wochenende auf die Reise gehen. Darüber hinaus haben sich vom Firmengelände des Geldersheimer Fahrzeug-Ersatzteilhändlers Jaroslaw Grosic , in den zurückliegenden Tagen mehrere Transporter der "Sprinter-Klasse" auf den Weg gemacht, um die Menschen in der Ukraine mit dem Nötigsten zu versorgen.
Welche Dinge werden gebraucht?
Warme Decken, Matratzen, Medikamente, Verbandsmaterial, haltbare Lebensmittel, Reis, Konserven, alle diese Dinge werden nach wie vor gebraucht, können bei der Firma in Geldersheim am Gelthari-Ring 6 abgegeben. Wer unsicher ist, ob gebraucht wird, was er hat, kann anrufen (Tel. 09721 9429868, mobil: 0170 8377770), so Chefin Karolina Grosic.
Die vom aus der Ukraine stammenden Ehepaar Karolina und Jaroslaw Grosic, ihrem Sohn Julian, und Schwiegersohn Thomas Lenz ins Leben gerufene Hilfsaktion ist gut angelaufen. Die Hilfsgüter werden direkt nach Uschhorod in die Westukraine gebracht. Die Karpaten-Ukraine, in der die Grenzstadt liegt, ist noch nicht direkt vom Krieg betroffen, berichtet Karolina Grosic am vergangenen Mittwoch. Inzwischen kann sich auch dies täglich ändern, denn das Kriegsgeschehen hat sich am Wochenende immer weiter in den Westen verlagert.

In Uschhorod sind wegen seiner Nähe zu mehreren EU-Grenzen viele Flüchtende angekommen. Uschhorod (117 000 Einwohner), liegt im Dreiländereck Ungarn, Slowakei, Ukraine, nahe der slowakischen Grenze. Dort stehen für die Hilfsgüter aus Geldersheim Depots zur Verfügung, von wo aus Freiwillige die Sachen mit Kleintransportern in die umkämpften Regionen verteilen. "Jeder Bezirk in der Ukraine hat Bereitschaften, die die Weiterverteilung übernehmen", so Karolina Grosic. Flüchtlinge, Soldaten, Kinder, alle Gruppen werden mit den Dingen versorgt, die sie brauchen, wenn zu ihnen ein Durchkommen ist.

Für diesen Weitertransport werden Gebrauchtfahrzeuge, am besten mit viel Stauraum oder Pick-Ups gesucht. Nicht als Spende, sondern als Gebrauchtwagen zu fairen Preisen. Der Markt dafür sei im Moment wie leer gefegt und wenn solche Fahrzeuge angeboten werden, dann zu überzogenen Preisen, so die Erfahrung von Jaroslaw Grosic, der für solche Autos gerne Angebote annimmt.

Kleidung wird aktuell nicht gebraucht, dafür orthopädische Hilfsmittel wie Gehhilfen, Rollstühle, Rollatoren. Auch Schutzwesten, Helme, Einsatzkleidung, wie etwa von der Feuerwehr getragen, ist willkommen. Bevor die Spenden auf den Weg gebracht werden, ist sortieren angesagt. Dafür haben sich auch schon Flüchtlinge eingefunden, so Karolina Grosic. Frauen, die aus der Ukraine geflohen sind, und jetzt in Geldersheim mithelfen, dass Hilfsgüter in ihre Heimat gebracht werden können.

In Uschhorod fallen noch keine Bomben, überall aber seien die Vorboten des Krieges zu spüren, so Karolina Grosic. Geschäfte und Firmen sind zu, Kraftstoffe sind sehr teuer und Mangelware. Die ganze Karpaten-Region sei voller Flüchtlinge.
Hilfsaktion auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine Herausforderung
Die Unterstützung für die Ukraine von Geldersheim aus soll weitergehen. Dazu braucht es nicht nur Sachspenden, sondern auch Geld, etwa für Sprit für die Transporte. Der ganze Betrieb läuft seit gut zwei Wochen mehr oder weniger im Dienst der Hilfslieferungen. Dazu komme, dass viele geschäftliche Verbindungen in die Ukraine wegen des Krieges kaum noch funktionieren. So wird die Hilfsaktion auch in wirtschaftlicher Hinsicht zu einer Herausforderung für den Betrieb.
Einmal ukrainische Grenze und zurück
Auch der Schweinfurter Matthias Lorz, dessen Frau Olena aus Lwiw (Lemberg) stammt, das am Wochenende unter ersten Angriffen zu leiden hatte, organisiert als Privatmann seit Anfang März Hilfstransporte. "Der Aufruf zu Sachspenden war sehr erfolgreich und wir konnten die Firmen ESN aus Hofheim, sowie den Freundeskreis Asyl Hofheim für unser Vorhaben gewinnen, die Firma LumaTec stellte kostenlos ein Auto zur Verfügung", teilt Lorz mit. "Der Zuspruch war riesig, wir waren von der Hilfsbereitschaft der Menschen, auch mit russischen Wurzeln, überwältigt". In den Räumen des Architekturbüros Planungswerkstatt am Marktplatz in Schweinfurt und in Hofheim bei den Experten für Tischtennis-Technologie der Firma ESN, stapelten sich die Sachen.

Am 4. März wurde verladen, Medikamente und Ausrüstung besorgt, Proviant organisiert, um 21 Uhr fiel in Hassfurt der Startschuss für die Fahrt zur ukrainischen Grenze. Sieben Fahrer in vier Autos machten sich auf den Weg. "Die genaue Reiseroute stand bis zuletzt nicht fest, da der schnelle Weitertransport ins Kriegsgebiet gewährleistet sein sollte", so Lorz. Deshalb wurden nach Abstimmung mit Kontaktperson in der Ukraine zwei kleinere Übergange an der slowakisch-ukrainischen Grenze angesteuert.

Kleiderspenden wurden vor Ort abgegeben. Medikamente, Nahrung und Ausrüstung wurden zunächst zwischengelagert, beim Weitertransport ins Kriegsgebiet wurde großer Wert auf Nachverfolgbarkeit gelegt und darauf, dass die Kartons auch dort ankommen, wo sie hin sollen. "Nach dem Ausladen hatten wir Platz in den Fahrzeugen und konnten von der Grenze acht Flüchtlinge mitnehmen, darunter zwei alleinreisende Jugendliche und eine Mutter mit zwei Kindern", berichtet Lorz. Zwei Flüchtlinge wurden auf der Rückreise in München und in Nürnberg an den Hauptbahnhöfen abgesetzt, von wo aus sie weiterreisen wollten. Die anderen sechs wurden zunächst in die vorab vom Freundeskreis Asyl organisierte Unterkunft im Schüttbau Rügheim gebracht.
Der nächste Transport fährt am 18. März
Am 6. März im Morgengrauen waren alle nach rund 2700 Kilometern und 36 Stunden mit kaum Schlaf wieder zu Hause. "Die Müdigkeit steckte uns noch eine Weile in den Knochen, doch die Aktion war ein voller Erfolg, jeder Kilometer hat sich gelohnt". Die zwischengelagerte Medizin, Ausrüstung und Lebensmittel waren schon am Tag darauf im Kriegsgebiet.
Da sich die Lage in der Ukraine eher zuspitzt als entspannt und man dank zuverlässiger Kontaktpersonen in der Ukraine schnell und wirkungsvoll helfen könne, ist in dieser Konstellation für den 18. März der nächste Hilfstransport geplant.
Annahmestellen für die Hilfsaktion von Matthias Lorz und der Firma ESN: Was wird gebraucht?ESN Deutsche Tischtennis-Technologie, Hans-Elbe-Straße 11 in Hofheim und im Architekturbüro Planungswerkstatt Schweinfurt, Markt 30 in Schweinfurt (Montag bis Samstag von 8 bis 16 Uhr). Annahmeschluss ist der 17. März, bitte Kartons nutzen und mit Inhalt beschriften.Medizinisches Material: Medikamente, Wärmedecken, Verbandsmaterial auch für Verbrennungen, Erste-Hilfe-Pakete, Kanülen/Spritzen, Schutzkleidung, Infusionen, Braunülen, Tubus, Dekompressionsnadeln.Ausrüstung: Zelte, Schlafsäcke, Wolldecken, Batterien, Taschenlampen, Powerbanks, Seife, Regenkleidung, Schutzbrillen.Nahrung: Müsliriegel, Babynahrung, Konserven, DosenbrotDer Freundeskreis Asyl Hofheim hat ein Spendenkonto eingerichtet. IBAN: DE23 7935 0101 0009 3204 17 BIC: BYLADEM1KSW. Verwendungszweck "Ukraine". Von diesem Geld wird Ausrüstung und vor allem medizinisches Material gekauft. Für Infos zur Spendenquittung Email an anna.zuber@web.dehg