In der extremen Kürze der Zeit hatte sich die Marktgemeinde auf die 100 Flüchtlinge gut vorbereitet, die am Montag mit zwei Bussen aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Schweinfurt ins Pfarrheim Werneck gebracht wurden. Dort hat das Landratsamt das Gebäude der Katholischen Kirchenstiftung als Notunterkunft angemietet.
Am Freitag hatte die Regierung von Unterfranken dem Landratsamt Schweinfurt mitgeteilt, dass früher als geplant, nämlich schon drei Tage später, die neue Notunterkunft gebraucht würde. Während Helfer noch das Pfarrheim ausräumten, reagierte die Verwaltung der Marktgemeinde sehr schnell: Sie verteilte am Samstag Handzettel, auf denen um Kleiderspenden und um Helfer geworben wurde.

Am Sonntagnachmittag wurden in der katholischen Kirche die Kleider angenommen, berichtet Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl. Sortiert nach Männer-, Frauen- und Kinderkleidung wurden die Spenden in den Bankreihen abgelegt.
Die Helferlisten sind gut gefüllt
„Wir wollen jedem Flüchtling bei der Auswahl einen Helfer an die Seite stellen“, sagt die Bürgermeisterin. Die ausgelegten Helferlisten für diverse Dienste sind bereits gut gefüllt.
Am Montagvormittag herrschte im Pfarrheim noch reges Arbeiten. Mitarbeiter des Landkreis-Bauhofs und zahlreiche Helfer von Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser oder Arbeiter-Samariterbund stellten Betten und Bauzäune mit Planen als Sichtschutz auf. Unterstützt wurden sie von Freiwilligen aus Werneck sowie der Feuerwehr aus Eßleben.
Deren Vorsitzender Eugen Oestreicher vertritt nach eigenen Worten zwar eher die Meinung, der Staat müsse mehr aktiv werden. Allerdings sei ihm klar geworden: „Wir sind der Staat“.
Stockbetten und Feldbetten aufgestellt
Kein Luxus sind die abgetrennten Schlafabteile im großen Saal sowie im Raum unterm Dach, wo die Familien unterkommen sollen. In Stockbetten können zwischen sechs und zwölf Personen je Abteil schlafen. Teilweise sind nur Feldbetten aufgestellt. „In der Kürze der Zeit war nichts anderes zu bekommen,“ sagte Roland Rost vom Landratsamt. Am Mittwoch wird der Kreisbauhof in München andere Betten holen.
Elektriker waren dabei, neue Leitungen zu legen und Steckdosen zu setzen, die als Aufladestation für Handys dienen sollen. Anschlüsse für zwei Waschmaschinen und einen Trockner wurden gelegt.
Das Pfarrheim Werneck wird als Außenstelle der Erstaufnahme Schweinfurt geführt. Das bedeutet, dass die Flüchtlinge nicht in der Gemeinde angemeldet werden müssen, erklärte Baumgartl. Aber sie werden registriert; einige Mitarbeiter des Landratsamtes hatten im Foyer Laptops und Drucker aufgebaut.
Drei junge Syrer dolmetschen
Als der erste Bus mit Flüchtlingen, etwa zur Hälfte Familien, zur Hälfte junge Männer, am Nachmittag am Pfarrheim vorfuhr, warteten viele Freiwillige für einen freundlichen Empfang. Helferinnen sprachen die Kinder an, schenkten ihnen Süßigkeiten. Drei junge Syrer, die schon länger in Eßleben Asyl haben, halfen als Dolmetscher für die überwiegend syrischen Flüchtlinge.
Zunächst wurden die Familien in das Pfarrheim gelassen und ihre Papiere aufgenommen. Um eine jüngere Frau mit vier kleinen Kindern, das jüngste zwei Monate, kümmerten sich die Helferinnen. Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl organisierte per Handy sofort noch zwei Kinderbettchen.
Als ein kleines Mädchen zur Toilette musste, führte eine Werneckerin sie ins Untergeschoss. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das Wasser im Haus abgestellt, weil frisch angelieferte Duschcontainer auf dem Parkplatz aufgestellt und angeschlossen wurden.
Nach ihrer Registrierung erhielten die Neuankömmlinge Armbändchen mit einer Nummer. Helfer übergaben ihnen Handtücher und Hygienepäckchen. Dann wurde ihnen der zugeteilte Schlafplatz gezeigt.
Kurz zuvor war die katholische Gemeindereferentin Barbara Hemmert mit zwei großen Dosen frisch gebackener Plätzchen gekommen. „Das hat mir eine Frau gebracht“, strahlte sie, „da dürfen aber auch die Helfer mal zugreifen.“ Dreimal am Tagen erhalten die Flüchtlinge Essen, das vom Gasthaus Krückel in Stettbach geliefert wird.
Untersuchungen im Krankenhaus
Am Dienstag werden die Flüchtlinge im Marktkrankenhaus Werneck durch das Gesundheitsamt Schweinfurt untersucht und geröngt. Im Rathaus wird ihnen das monatliche Taschengeld ausgezahlt. 143 Euro für eine Einzelperson, 126 Euro für Partner, für Kinder je nach Alter 82 bis 90 Euro. „Wir haben entschieden, das hier in der Gemeinde zu erledigen, damit Fahrdienste ans Landratsamt entfallen“, so Baumgartl.
Die Kleiderverteilung soll ebenfalls am Dienstag erfolgen; für jeden Flüchtling wurden von den Werneckern auch Koffer gespendet, damit sie ihre Habseligkeiten unterbringen können.
Schon bei der Ankunft des Busses waren Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Janus vor Ort. Tagsüber werden zwei, nachts vier von ihnen für Ordnung sorgen, so der Betriebsleiter der Securityfirma, Sebastian Löhr, „um Problemen von außen zu begegnen.“ Auch ein Hausmeister wird im Pfarrheim gestellt, „wir hoffen, dass er wie in Gerolzhofen arabisch spricht“, sagte die Bürgermeisterin.
Recht geordnet ging die Ankunft der Flüchtlinge in Werneck vor sich sich. Auf Warten hatten sich die Menschen eingestellt. Eine ältere Frau und ihre Tochter saßen auf einer Bank im Foyer. Die beiden Syrerinnen seien zunächst nach Libyen geflohen, übersetzt Ali Alzoubi. Dort wollten sie eigentlich bleiben, doch der Krieg zwang sie, mit einem Boot nach Italien zu fahren. Zwölf Stunden seien sie auf dem Meer gewesen, dolmetscht der junge Syrer aus Eßleben. Vor zehn Tagen seien sie in Schweinfurt angekommen und hätten erst mal acht Tage nur geschlafen.