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Schweinfurt: Wohlfahrtsverbände: "In Schweinfurt gibt es Wohnungsnot"

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Wohlfahrtsverbände: "In Schweinfurt gibt es Wohnungsnot"

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    In Schweinfurt werden auch 2019 Wohnungen gebaut. Es gebe aber weiter zu wenige, vor allem zu wenig bezahlbare, kritisieren Wohlfahrtsverbände und sprechen von "Wohnungsnot".
    In Schweinfurt werden auch 2019 Wohnungen gebaut. Es gebe aber weiter zu wenige, vor allem zu wenig bezahlbare, kritisieren Wohlfahrtsverbände und sprechen von "Wohnungsnot". Foto: Oliver Schikora

    "Es sind exakt 296 Personen in 103 Haushalten, dazu neun ,Couch-Schläfer', die in Schweinfurt gemeldet sind und akut unter Wohnungsnot leiden." Diese Zahlen seien durch persönliche Kontakte und konkrete Adressen belegt und sprächen eine deutliche Sprache, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der vier Wohlfahrtsverbände Diakonie, Caritas, Paritätischer und Rotes Kreuz. Sie wurde am Mittwoch den Medien präsentiert. 

    "In verschimmelten Zimmern"

    Unter Wohnungsnot verstehen die Vertreter der Wohlfahrtsverbände, Jochen Keßler-Rosa (Diakonie), Petra Langer (Paritätischer), Christine Steinmüller (Caritas) und Thomas Lindörfer (BRK), "dass Personen in unzumutbarer Enge, in verschimmelten Zimmern, nicht beheizbaren Räumen, ohne fließend (warmes) Wasser oder ähnlich schlechter Situation leben". Betroffen seien auch Menschen, die sich die Miete schlicht nicht mehr leisten könnten, ohne etwa auf Essen oder einfachste Anschaffungen verzichten zu müssen. Die Hälfte der knapp 300 betroffenen Personen seien Kinder, sagt Keßler-Rosa. Im Durchschnitt seien diese Haushalte seit zwei Jahren auf Wohnungssuche, 24 Parteien zählten mehr als fünf Personen.

    Dass die vier Wohlfahrtsverbände selbst eine konkrete Erhebung unter ihren Klienten zur Wohnungsnot in Schweinfurt durchgeführt und in einer Liste dokumentiert haben, ist eine deutliche Kritik an der Haltung der Stadt. "Die immer wieder von offizieller Seite geäußerte Meinung, ,es gibt keine Wohnungsnot in Schweinfurt'", werde hiermit widerlegt. Hinzu kämen Wohnungssuchende, die nicht bei einem der Verbände um Rat gefragt hätten. Es müsse von einer deutlich höheren Zahl Betroffener ausgegangen werden, so Keßler-Rosa. Er schätzt, dass es in Schweinfurt mindestens doppelt so viele Menschen gebe, die von akuter Wohnungsnot betroffen seien. Im Juli werde dazu ein Gespräch mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé stattfinden.

    Vor allem fehlen bezahlbare Wohnungen

    In der Stadt fehlten oft altersgerechte, vor allem aber bezahlbare Wohnungen. Für Ingenieure der Großindustrie gebe es sicher Wohnraum, den könne sich das Klientel der Wohlfahrtsverbände aber nicht leisten. Ein großer Mangel herrsche an Vierzimmerwohnungen, weshalb nicht zuletzt große Familien oft jahrelang vergeblich suchten und in viel zu kleinen Wohnungen verharren müssten.

    BRK-Mann Lindörfer ist in der Integrationsarbeit für Migranten tätig. Von 350 Klienten sei ein Drittel verstärkt auf Wohnungssuche. Er appelliert an Immobilieneigentümer, auch derzeit nicht genutzten Wohnraum wieder auf den Markt zu bringen. Keßler-Rosa nennt ein seit vielen Jahren sehr augenfälliges Beispiel: die Obergeschosse über Verkaufsläden in der Innenstadt, von denen nicht wenige leerstehen – ein paar alte Vorhänge vor den Fenstern.

    Sozialquote vorschreiben

    Familienzuwachs, die Trennung von Familien, die nicht mehr altersgerechte Wohnung im dritten Stock eines Hauses ohne Aufzug, zu geringe Einkommen: Unterschiedlichste Gründe kennen und nennen die Vertreter der Wohlfahrtsverbände für Wohnungsnot in Schweinfurt. Dabei dürfe es nicht sein, dass eine einkommensschwache Gruppen gegen die andere ausgespielt werde.

    Was sollte die Stadt gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum unternehmen? Grundsätzlich müsse gemeinnütziges Bauen wieder ein ganz anderes Gewicht bekommen, fordert Keßler-Rosa. Die Stadt Würzburg schreibe etwa beim Wohnungsbau mit mehreren Einheiten vor, dass 30 Prozent Sozialwohnungen sein müssten, so Petra Langer. Lindörfer kritisiert, dass im Konversionsgebiet Askren Manor im Wohnraum-Mix viel zu wenige erschwingliche Sozialwohnungen geplant seien, wie dies auch die Stadtrats-Linke bereits angeprangert hatte.

    Die öffentliche Hand soll ran

    Was das Neubauen betrifft, sagt Keßler-Rosa: "Die öffentliche Hand erhält die meisten öffentlichen Fördermittel." Die müsste ran, selbst bauen, was die Stadtratsmehrheit bislang konsequent ablehnt. Dass für nicht weniger Schweinfurter Bürger adäquater und bezahlbarer Wohnraum fehlt, haben die vier Verbandsvertreter selbst erhoben und in eine Liste gepackt. Mit der wollen sie demnächst den Oberbürgermeister konfrontieren. Mehr Engagement der Stadt für den sozialen Wohnungsbau fordern SPD und Linke seit langem.

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