Die Stadt Gerolzhofen lud wieder die aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren von Gerolzhofen und Rügshofen zu einem Neujahrsempfang. Bürgermeister Thorsten Wozniak würdigte den ehrenamtlichen Einsatz der Floriansjünger und bezeichnete die Feuerwehr als die älteste und aktivste Bürgerinitiative in der Stadt.
Der königliche Notar Andreas Hippler habe anno 1868 angesichts der laxen Einstellung der Mitglieder der damaligen Pflichtfeuerwehr erkannt, dass ein effektiver Brandschutz nur durch das ehrenamtliche Engagement, wenn jeder mit Herzblut und Überzeugung bei der Sache ist, zu erreichen ist. "Jeder Bürger kann sich heute darauf verlassen, dass unsere Feuerwehr bei einem Notfall kommt und sofort hilft", sagte der Bürgermeister. "Die Männer und Frauen übernehmen Verantwortung für uns alle." Und diese Hilfe sei nicht nur auf das Stadtgebiet begrenzt, sondern oftmals rücke die bestens ausgestattete Gerolzhöfer Wehr auch zur Nachbarschaftshilfe aus.
Eine besondere Lebenseinstellung
Viele der Einsätze bekomme die breite Öffentlichkeit gar nicht mit, so Wozniak, weil in den allermeisten Fällen von der Integrierten Leitstelle über Funkempfänger alarmiert wird. Unter den 120 bis 140 Einsätzen im Jahr seien auch Aufgaben, die körperlich und psychisch belastend seien. "Dies spricht für ein Verantwortungsbewusstsein und für eine besondere Lebenseinstellung, wenn man ehrenamtlich sich solchen Herausforderungen stellt."
Die Stadt Gerolzhofen, namentlich der Stadtrat, versuche, die technische Ausrüstung auf einem hohen Niveau zu halten. Hier stehe man in einem vertrauensvollen Austausch mit der Wehrführung und man habe immer gute Kompromisse gefunden, mit denen beide Seiten gut leben können. Im vergangenen Jahr wurden im Gerätehaus an der Fahrzeughalle die Tore erneuert.
Hohe Investition
Der Brandschutz als Pflichtaufgabe der Stadt verursache pro Jahr ein Minus von rund 140 000 Euro. "Das Geld ist es uns aber wert." Allerdings warb Bürgermeister Wozniak in diesem Zusammenhang um Verständnis, dass nach der geltenden Feuerwehrsatzung die Stadt die Pflicht habe, bei bestimmten Einsätzen die entstandenen Kosten in Rechnung zu stellen. "Die überörtliche Rechnungsprüfung schaut da drauf."
Der Gerolzhöfer Feuerwehrkommandant Roland Feller sagte, die wichtigste Nachricht in 2019 sei gewesen, dass alle Einsatzkräfte gesund und heil wieder zurückgekommen seien. Besonders emotional sei es gewesen, als eine Frau, die bei dem verheerenden Verkehrsunfall Ende September auf der B 286 an der Anschlussstelle Gerolzhofen-Nord sehr schwer verletzt worden war, nach ihrer Genesung unter Tränen sich mit einer Geldspende bei der Feuerwehr Gerolzhofen für die sehr kompetente Betreuung an der Unfallstelle bedankt habe. Die Ärzte im Schweinfurter Krankenhaus hatten der Frau mitgeteilt, dass nur durch die schonende Rettung durch die Feuerwehrleute eine drohende Lähmung verhindert worden war.

Daneben ging eine weitere Geldspende von Landrat Florian Töpper bei der Wehr ein. Der Landrat bedankte sich damit für den Einsatz der Wehr an Heiligabend, als auf der Kompostanlage des Landkreises am nördlichen Stadtrat von Gerolzhofen eine Miete mit Biomüll mutmaßlich durch heiße Asche in Brand geraten war.
Eine Frage der Pietät
Zum Thema "Verrechnung von Feuerwehreinsätzen" sagte Feller, seitens der Feuerwehr sei man der Ansicht, dass bestimmte Einsätze nicht verrechnet werden sollten - und zwar bei Unwettereinsätzen und bei Unfällen, wo der Unfallverursacher verstorben ist. Bei den Unwettereinsätzen sei die für das Rechnungsstellen erforderliche Dokumentation der einzelnen Tätigkeiten schwierig bis unmöglich. Außerdem würden die Feuerwehrleute ja gerade für solche Fälle von höherer Gewalt ihre Freizeit ehrenamtlich, sprich kostenlos opfern. Und bei tödlichen Unfällen sei es aus seiner Sicht pietätlos, so Feller, den Hinterbliebenen des verstorbenen Unfallverursachers später noch eine Rechnung zu schicken, auch wenn diese an die Versicherung weitergereicht werden kann. Man sollte im Stadtrat nochmals darüber nachdenken.
Geselligkeit ist wichtig
Berthold Mößlein, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, bedankte sich bei der Stadt, dass sie wieder extra für die Feuerwehr einen Empfang ausrichtet. Die Geselligkeit sei ein wichtiger Faktor für die Kameradschaftspflege in der Feuerwehr. Dazu dienten auch die Ausflüge in das Feuerwehrmuseum in Fulda und nach München, wo man von Staatssekretär Gerhard Eck aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der Wehr in den Bayerischen Landtag eingeladen war.
Als Vertreter der Kreisbrandinspektion war Kreisbrandinspektor Alexander Bönig nach Gerolzhofen gekommen. Die ehrenamtliche Arbeit der weit über 300 000 Floriansjünger in den rund 7700 Freiwilligen Feuerwehren im Freistaat Bayern stelle einen Gegenwert von rund 45 Millionen Euro dar. Ohne das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrfrauen und - männer würden sonst pro Haushalt Kosten von 1500 bis 1800 Euro entstehen.
Der Empfang wurde von einer Flötengruppe der Musikschule Schweinfurt-Gerolzhofen unter der Leitung von Elke Friedl musikalisch umrahmt.