Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

GEROLDSHAUSEN: 100 Flüchtlinge in ein 900-Seelen-Dorf?

GEROLDSHAUSEN

100 Flüchtlinge in ein 900-Seelen-Dorf?

    • |
    • |

    Die Regierung von Unterfranken sucht verstärkt nach Möglichkeiten, Flüchtlinge dezentral und somit auch dauerhaft unterzubringen. Fündig wurde sie in dem nur 900 Einwohner großen Geroldshausen. Dort soll bis zum Herbst 2016 ein Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber mit 75 bis 100 Plätzen entstehen. Damit wäre jeder zehnte Bewohner des Ortes ein Flüchtling. Dass man daran noch etwas ändern könnte, glaubt Johannes Hardenacke, der Sprecher der Regierung, nicht: „Es gibt Kontingente für die Landkreise, aber nicht für die Kommunen.“

    Bereits am Dienstag, 1. Dezember, findet um 19.30 Uhr in der Turnhalle eine Informationsveranstaltung mit dem Zuständigen bei der Regierung von Unterfranken Manfred Wetzel, dem Landrat, der Polizeiinspektion Würzburg-Land und vermutlich einem Vertreter der Caritas statt. Für Geroldshausens Bürgermeister Josef Schäfer (Geroldshäuser Liste) ist die Versammlung dennoch ein wichtiges Stimmungsbild in der Gemeinde. „Die Regierung hat bereits angekündigt, dass sie auf freiwillige Helfer angewiesen ist“, erklärt er.

    Der Rathauschef erwartet, dass dem Gemeinderat bereits in seiner Sitzung am Mittwoch die Baupläne zur Abstimmung vorliegen. Auch wenn es nur schwer vorstellbar ist, wie auf dem Grundstück in der Ortsmitte inmitten einer engen Bebauung bis zu 100 Plätze entstehen können, erwartet der Bürgermeister keine baurechtlichen Beanstandungen. Dem Gemeinderat wird also wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Bauantrag durchzuwinken.

    Daran, dass auch Geroldshausen seinen Beitrag bei der Unterbringung der Flüchtlinge leisten möchte, lässt Schäfer keinen Zweifel. Die Gemeinde hatte zuvor schon selber geprüft, ob sie eine Unterkunft zur Verfügung stellen kann. Ohne Ergebnis: Weder ein geeignetes gemeindeeigenes Grundstück noch die frühere Gaststätte „Zur Eisenbahn“, in dem ein Jugendzentrum und drei Obdachlose untergebracht sind, stehen dafür zur Verfügung.

    Im Gemeinderat herrscht Kopfschütteln. „Es fehlt uns an einem Konzept“, so UWG–Gemeinderat Gunther Ehrhardt. Er und die meisten Ratskollegen fühlen sich von der Regierung überrumpelt und alleine gelassen. Während der Bauherr, der an die Regierung herangetreten ist, von Fördermitteln profitiert, stehe die Kommune alleine da. Besonders was die Flüchtlinge den ganzen Tag über in Geroldshausen tun sollen, wo es bis auf einen Hausarzt und einen kleinen Lebensmittelladen mit Bäckerei wenig gibt, ist ihnen unklar. Eigentlich müsste ein Sozialarbeiter her, sagt Ehrhardt.

    Zu dem Thema lesen Sie  auch folgenden Artikel

    Eng wird es wohl auch im Kindergarten: Da überwiegend Familien aus Syrien und Afghanistan kommen sollen, ist damit zu rechnen, dass die Gemeinde dem Rechtsanspruch auf einen Platz nachzukommen hat, auch wenn dann gemäß Personalschlüssel ein zusätzlicher Erzieher nötig ist. Auf den Kosten bliebe die Gemeinde zum Teil sitzen. Gleiches gilt für die Schule. Nach drei Monaten in Deutschland besteht für Kinder und Jugendlichen Schulpflicht. „Die Regierung macht es sich sehr einfach“, sagte er. „Das ist bei uns zumindest so angekommen.“

    Man stehe mit der Gemeinde im Gespräch, versicherte Johannes Hardenacke, und versuche, bei der Zusammensetzung Rücksicht zu nehmen. Auch gebe es einen Verwalter, der als Ansprechpartner für die Flüchtlinge und für die Bevölkerung zur Verfügung steht.

    Derzeit betreibt die Regierung von Unterfranken 33 Gemeinschaftsunterkünfte. Ein ganze Reihe neuer sei in Planung. „Wir brauchen ganz dringend Unterkünfte“, sagt Hardenacke: „Wir appellieren an die Gemeinde, dies auch als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden