Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

LEINACH: 19 Hektar Wald und ein lückenloser Zaun

LEINACH

19 Hektar Wald und ein lückenloser Zaun

    • |
    • |
    Ortstermin: Die Gemeinderäte aus Leinach und Greußenheim bekamen von Revierförster Wolfgang Fricker (rechts), dem Leinacher Bürgermeister Uwe Klüpfel (Mitte) und der Greußenheimer Bürgermeisterin Karin Kuhn (4.von rechts) Informationen über die vom Gut Terra Nova geplante Erstaufforstung. von 23 Hektar Land.
    Ortstermin: Die Gemeinderäte aus Leinach und Greußenheim bekamen von Revierförster Wolfgang Fricker (rechts), dem Leinacher Bürgermeister Uwe Klüpfel (Mitte) und der Greußenheimer Bürgermeisterin Karin Kuhn (4.von rechts) Informationen über die vom Gut Terra Nova geplante Erstaufforstung. von 23 Hektar Land. Foto: Foto: Herbert Ehehalt

    Ziemlich machtlos ist der Leinacher Gemeinderat gegen einen Antrag von Gut Terra Nova. Auf einer Gesamtfläche von 23 Hektar sollen rund 19 Hektar Wald entstehen.

    Geplant ist die Erstaufforstung von Grundstücken zwischen Feldberg und Brennersrain auf der Gemarkung Oberleinach. Revierförster Wolfgang Fricker konnte den Gemeinderäten aus Leinach und Greußenheim bei einem gemeinsamen Ortstermin wenig Hoffnung machen, den befürchteten massiven Eingriff in die Kulturlandschaft verhindern zu können.

    Das Procedere ist ebenso bekannt wie die dadurch befürchteten Beeinträchtigungen für die Landwirtschaft und die Bevölkerung insgesamt: Am Feldberg zwischen Leinach und Greußenheim plant das Gut Terra Nova eine großflächige Erstaufforstung. Ein Drittel der vorgesehen Fläche befindet sich auf Greußenheimer, die restlichen zwei Drittel auf Leinacher Gemarkung.

    Der geplante Waldgürtel würde das Gut Terra Nova in nördlicher Richtung völlig abschotten. Auf 23 Hektar Land sollen 19 Hektar Wald entstehen. So sagt es der Antrag zur Erstaufforstung des von der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben betriebenen Gut Greußenheim, dem so genannten „Terra Nova“, aus.

    „Im Genehmigungsbescheid zur geplanten Aufforstung muss festgehalten werden, dass Wege jederzeit zu begehen sein müssen.“

    Aus dem Beschluss des Leinacher Gemeinderats

    Nach Auskunft von Leinachs Ortsoberhaupt Uwe Klüpfel hat Terra Nova bis vor Kurzem in dem betreffenden Bereich in großem Umfang landwirtschaftliche Flächen angekauft. Insider wissen, dass diese Flächen mit die beste Bonität haben, die im Leinachtal registriert ist. Gut Terra Nova will diese guten Böden aber nicht landwirtschaftlich nutzen, sondern plant die großflächige Pflanzung von hochwertigen Baumarten wie Elsbeere, Mehlbeere, Esche, Hainbuche, Traubeneiche und Wildkirschen.

    Bei einem gemeinsamen Ortstermin der Gemeinderäte aus Leinach und Greußenheim erläuterte Revierförster Wolfgang Fricker die geplante Maßnahme. Wegen der ökologischen Bereicherung begrüßt er die Aufforstung grundsätzlich. Gleichzeitig macht er aber klar, dass „solche Maßnahmen nicht zu erlauben sind, wenn Nachteile für die Landschaft zu befürchten sind und sich Beeinträchtigungen ergeben hinsichtlich des Erholungswertes und des Naturschutzes.“ Genau dies aber befürchten die Leinacher und Greußenheimer Gemeinderäte aus den Erfahrungen der Vergangenheit.

    Schließlich gab es die ersten vergleichbaren Maßnahmen auf Leinacher Gemarkung durch Gut Greußenheim schon 1993. Damals auf 19 Hektar Gesamtfläche. Nach weiteren 20 Hektar in den Folgejahren ist die nun beantragte Erstaufforstung mit 23 Hektar Fläche die bisher größte.

    Immer mit Aufforstungen einher gingen Einzäunungen – nach offizieller Begründung gegen Wildverbiss. Diese Einzäunungen bedürfen nach Darstellung von Revierförster Wolfgang Fricker ab einer Größe von fünf Hektar der Anzeigepflicht und dürfen bis zu zwölf Jahre bestehen.

    Der Leinacher Gemeinderat sieht aber die Belange der Landwirtschaft und der Bevölkerung massiv eingeschränkt. Wegen der lückenlosen Einzäunungen war ein uneingeschränkter Spaziergang in freier Natur in den betreffenden Bereichen in der Regel nicht mehr möglich. Nicht einmal die Feldgeschworenen als Hüter der Grenzen konnten ihrem Auftrag nachkommen.

    Darin sieht der Leinacher Gemeinderat einen gravierenden Verstoß gegen das in der Bayerischen Verfassung manifestierte „grundsätzliche Betretungsrecht von allen Teilen der freien Natur, auch Privatwege, Feld und Flur sowie Wald.“

    Einwände gegen durchgängige Einzäunungen seien nach Schilderungen von Ratsmitgliedern von Terra Nova in der Vergangenheit zwar durch die Schaffung von Überstiegsmöglichkeiten entkräftet worden. Gleichzeitig sollen diese jedoch direkt vor meterhohen Benjeshecken aus Totholz geendet haben.

    Nach Beratung in der jüngsten Sitzung fordert der Leinacher Gemeinderat deshalb: „Im absehbaren Genehmigungsbescheid zur geplanten Aufforstung muss festgehalten werden, dass entsprechend der Bayerischen Verfassung Wege jederzeit zu begehen sein müssen.“

    Es wurden auch Bedenken geäußert wegen des Schattenwurfs der künftigen Bewaldung auf die angrenzenden Ackerflächen. „Wenn Gut Terra Nova mit dem befürchtetem Schattenwurf gegen den Bau eines Windrads argumentiert, sollte dies auch für den beabsichtigten Wald zu angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen gelten“, forderte ein Gemeinderat.

    Die Verwaltung wurde aufgefordert, in der Stellungnahme der Gemeinde mit Nachdruck auf die Einwände der Leinacher Gemeinderäte hinzuweisen.

    Der Greußenheimer Gemeinderat wird sich laut Bürgermeisterin Karin Kuhn im September mit der geplanten Erstaufforstung beschäftigen.

    Artikel 141, Absatz 3, Satz 1

    Regelung des freien Betretungsrechts laut Bayerischer Verfassung:

    „Der Genuss der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, insbesondere das Betreten von Wald und Bergweide, das Befahren der Gewässer und die Aneignung wild wachsender Waldfrüchte in ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden