Er war die erste Ehemaligen-Vereinigung einer juristischen Fakultät in Deutschland. Und mit fast 2000 Mitgliedern dürfte er heute der größte sein: Seit 20 Jahren gibt es den Juristen-Alumni-Verein an der Universität Würzburg. Er schafft Verbindung zwischen der älteren und jüngeren Generation von Jura-Studenten, finanziert sich im wesentlichen selbst und unterstützt laut Vorsitzendem Eric Hilgendorf die Fakultät derzeit mit rund 40 000 Euro jährlich. Damit können Referenten geholt, wissenschaftliche Veranstaltungen organisiert oder Veröffentlichungen finanziert werden. Auch in die Bibliothek und in Räumlichkeiten wird investiert.
Alumni-Verein ließ Hörsaal renovieren und Keller ausbauen
Nicht umsonst hatte der Verein zur Jubiläumsfeier in den Hörsaal II eingeladen, den "Alumni-Hörsaal", den der Verein 2008 für 35 000 Euro komplett renovieren ließ. Und eine echte Perle wurde mit dem Max-Stern-Keller in der Alten Uni geschaffen: Tagsüber wird das historische Gewölbe als Caféteria genutzt, abends finden hier Lesungen, Theatervorstellungen oder Diskussionen statt – wie die "Würzburger Kellergespräche", eine gemeinsame Reihe von Juristen-Alumni und Main-Post, nächste Ausgabe am 7.November zum Thema Sterbehilfe.

Gegründet wurde der Alumni-Verein vor 20 Jahren von Prof. Franz-Ludwig Knemeyer, emeritierter Ordinarius des Lehrstuhls für Staats- und Verwaltungsrecht und heute Ehrenvorsitzender des Vereins, zusammen mit Honorarprofessor Dieter Salch, heute Ehrensenator und seit Beginn stellvertretender Vereinsvorsitzender. Dem Vorstand gehören aktuell noch Stefanie Schüchel als Schriftführerin und Frank Eckert als Schatzmeister an.
In den USA hat das Alumni-Wesen eine lange Tradition
Die Idee, sich als Ehemalige einer Fakultät zusammenzuschließen, stammt aus den USA. Der Würzburger Jura-Student Thorsten Müller brachte sie von einem Studienaufenthalt mit. In den USA gehöre es traditionell zum guten Ton, die eigene Fakultät zu unterstützen, sagt Hilgendorf, Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik. "Eliteuniversitäten wie Harvard oder Yale erhalten auf diese Weise jedes Jahr viele Millionen Euro."
In Deutschland dagegen sei man gewohnt, dass der Staat finanziert. So ist auch das Spendenaufkommen bei den Juristen-Alumni eher gering. Bei einem überschaubaren Mitgliedsbeitrag von 25 Euro im Jahr sei der Verein auf eine große Zahl von Mitgliedern angewiesen. Durch "vorsichtiges Wirtschaften und die engagierte Einwerbung von Spenden" (Hilgendorf) habe man so viele Mittel gewonnen, "dass wir die Fakultät, ihre Professorinnen und Professoren sowie ihre Studierenden mit mehreren 100 000 Euro unterstützen konnten."
Vernetzung und konkrete Hilfsangebote für Jura-Studierende
Im Netzwerk der ehemaligen und aktiven Studierenden geht es nicht nur um die Weitergabe von Erfahrungen. Auch konkrete Hilfestellungen wie Praktika werden über den Alumni-Verein vermittelt. Besonders nachgefragt sind Hilgendorf zufolge die Kanzleipräsentationen: Jedes Jahr stellen drei bis vier Kanzleien im Hörsaal ihre Arbeitsschwerpunkte vor. Würzburger Jura-Studierende können dann ihre Bewerbungsmappen in der Kanzlei ihrer Wahl abgeben.

Zum 20-jährigen Bestehen plante Eric Hilgendorf, seit 2005 an der Spitze des Alumni-Vereins, anstelle eines Festaktes ein besonderes Format: Im Alumni-Hörsaal wurde eine Ringvorlesung mit prominenten Rednern eingeläutet - viele von ihnen mit langjährigen engen Beziehungen zur Uni Würzburg. Darunter sind unter anderem der ehemalige Verfassungsrichter Dieter Grimm und der einstige Vorsitzende Richter am Bundesgerichtshof Thomas Fischer.
Zum Auftakt gaben die Professoren Eric Hilgendorf und Florian Meinel, Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie, einen Vorgeschmack auf die Ringvorlesung: Sie stellten in zwei Vorträgen zahlreiche Facetten der „Abwägung“ vor.