Schüler, Lehrer und Eltern klagen seit Jahren darüber: Viele Würzburger Schulen sind baulich in einem schlechten Zustand. Im Rathaus setzt man nun zu einem Befreiungsschlag an: 300 Millionen Euro sollen in den nächsten 15 Jahren in die teils maroden Schulhäuser investiert werden, auch Neubauten sind geplant. Benötigt werden Klassenräume, Aufenthaltsräume und Mensen mit Blick auf die Ganztagesentwicklung.
Stolze Schulstadt Würzburg
Die „Schulstadt“ Würzburg: Lange Zeit war man stolz auf dieses Etikett, das man sich in den 60er und 70er Jahren erworben hatte – bis die Kosten für Personal und den Unterhalt der Gebäude davonliefen. Schulen wurden zusammengelegt, teilweise an den Freistaat überführt.
Heute hat die Stadt rund 50 Schulgebäude in Schuss zu halten. Das kostet eine Menge Geld, in den vergangenen Jahren wurden die Ansätze im Haushalt bereits nach oben geschraubt. Doch der Bedarf ist weit größer.
Wo Schulen verlottern, hadern nicht nur Schüler und Lehrer – der Kommune schwinden auch Vermögenswerte. Insofern herrscht Einigkeit zwischen Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Schulreferent Muchtar Al Ghusain und Kämmerer Robert Scheller: Es muss mehr getan werden, um die Substanz an Schulen zu erhalten und zu pflegen.
Grundsatzbeschluss im Stadtrat
Ein Schulinvestitionsprogramm mit satten 300 Millionen Euro soll es richten. Die drei skizzierten es in einem Pressegespräch. Schul- und Hauptausschuss beraten im Februar darüber, am 23. Februar soll der Stadtrat den Grundsatzbeschluss dazu treffen.
Der Investitionsplan baut auf dem Schulentwicklungsplan auf, der über drei Jahre bis vergangenen Herbst erarbeitet worden ist. 300 Millionen Euro – da liegen Superlative nahe. Eine „historische Entscheidung“ erhofft sich Schulreferent Al Ghusain vom Stadtrat. Der OB spricht von einem „Meilenstein der politischen Entwicklung“.
Höhe Förderung durch den Freistaat
238 Millionen Euro Schulden hatte die Stadt Würzburg Ende 2015. Da mag manchem schwindelig werden bei 300 Millionen Euro an geplanten Investitionen. Dabei verteilt sich die Summe auf 15 Jahre, und vom Freistaat kann die Stadt mit hohen Förderungen rechnen: 60 Prozent hat die Regierung von Unterfranken laut Scheller kurz vor Weihnachten für Generalsanierungen zugesagt.
Für Maßnahmen zur Ganztagesbetreuung gibt's sogar 75 Prozent. Damit reduziert sich der Anteil für die Stadt auf jährlich fünf bis acht Millionen Euro. Und investiert wurde ja auch schon bisher. „Das Programm kostet uns pro Jahr netto zwei bis drei Millionen Euro zusätzlich“, präzisiert Heinz Benkert, Leiter des Fachbereichs Schule.
Auftakt am Siebold- und Riemenschneider-Gymnasium
Die hohen staatlichen Zuschüsse fließen nur bei Generalsanierungen – deshalb sollen sie in den kommenden Jahren absolute Vorfahrt haben. Der Auftakt ist am Siebold- und Riemenschneider-Gymnasium geplant. Hier soll generalsaniert und erweitert werden – aktuell hat das Siebold zwölf Klassen in der alten Mozartschule ausgelagert. Auch eine neue Sporthalle für beide Gymnasien soll entstehen und die Kapuzinerstraße mindestens verkehrsberuhigt wenn nicht gar dem Schulgelände zugeschlagen werden.
Allein diese beiden Schulen am Rennweger Ring schlagen in dem Investitionsprogramm mit 27,5 Millionen Euro zu Buche.
Generalsaniert werden sollen auch das Röntgen-Gymnasium und das Friedrich-Koenig-Gymnasium. Größter Einzelposten ist mit 40 Millionen Euro die kaufmännische Klara-Oppenheimer-Schule. Doch wer ist wann an der Reihe? Der Schulreferent rechnet nicht mit einem „Hauen und Stechen“. Man stehe in enger Abstimmung mit den Schulen, „die wissen, was kommt.“
Reihenfolge der Schulen nach Bedarf
Die Reihenfolge ergibt sich aus folgenden Kriterien, die der Stadtrat ebenfalls Ende Februar beschließen soll: Schulische Notwendigkeit (u.a. Ganztag, Mensa, Flächenmangel, Auslagerungen), bauliche Notwendigkeit (u.a. Brandschutz, energetischer Zustand, Barrierefreiheit, Leitungen) und dauerhafte Sicherheit des Standortes.
Ob die Sanierungsmillionen dann tatsächlich Jahr für Jahr fließen – das ist mit dem Grundsatzbeschluss freilich nicht verbürgt. Das Programm steht unter dem Vorbehalt, dass die Mittel im städtischen Haushalt auch aufgebracht werden.