Von sich selbst sagt Klaus Gottschlich (UBH), kein "Grüner" zu sein. In seiner neongrünen dicken Jacke allerdings mag man das aber aufgrund seines Outfit dennoch durchaus von ihm vermuten. Doch man müsse mehr tun aus der persönlichen Verantwortung heraus für die klimatische Entwicklung, als bei Demos Plakate hochhalten. Gottschlichs Intention teilen an diesem feucht-grauen Novembertag in Hettstadts Gemeindewald im "Greußenheimer Loch" auch die Würzburger Studentinnen Simone Tolkmitt (21) und Laura Herbst (24). Sie gehörten zu jenen etwa 75 Personen, die sich am vergangenen Wochenende an einer Pflanzaktion beteiligten, die Gottschlich in Zusammenarbeit mit dem Verein Bergwaldprojekt e.V. und dem zuständigen Revierförster Wolfgang Fricker initiiert hatte.
Die eher ungemütlichen äußeren Bedingungen für die Helfer der Pflanzaktion bedeuteten für die bereit liegenden Pflanzen jedoch beste Voraussetzungen, um dem durch Trockenheit und Schädlingsbefall in den letzten drei Jahren stark in Mitleidenschaft gezogenen Gemeindewald Hilfestellung angedeihen zu lassen. Zwischen Begeisterung und Enttäuschung pendelten allerdings die Gefühle von Gemeinderat Klaus Gottschlich und Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher (Parteilos). Denn zu dem pandemiebedingten dritten Anlauf der Pflanzaktion hätten sie sich eine stärkere Beteiligung aus der Bevölkerung erhofft. Stattdessen konnte der überwiegende Teil der Pflanz-Helfer aus dem Umfeld des Bergwaldprojekts rekrutiert werden, was wiederum dessen Vertreter, Diplom-Forstwirt Hendrik von Riewel, freute.
Sportlich war die Herausforderung für die Unterstützer, auf der Fläche von etwa 4000 Quadratmeter 3000 kleine, zweijährige Pflanzen in die Erde zu bringen. "Bei der Anzahl von Helfern war an nur einem Pflanztag rechnerisch alle sieben bis acht Minuten ein Baum zu pflanzen, inklusive der notwendigen Grabarbeiten", gab Riewel zu bedenken. Dass den Helfern dabei ordentlich warm wurde, wunderte so nicht. "Die Aufforstungsfläche entstammte einer ehemaligen Fichtenfläche, deren Bestand insbesondere der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen war", berichtete Revierförster Wolfgang Fricker. Nun wachsen dort 1700 Eichen, 850 Elsbeeren und 450 Hainbuchen. Von diesen Baumarten gehen Experten aus, dass sie über klimataugliche Eigenschaften verfügen und resistent sind gegenüber den sich wandelnden klimatischen Bedingungen.
Was aber veranlasst junge Menschen aus der Stadt, wie Simone Tolkmitt und Laura Herbst, sich aktiv an einer solchen Aktion auf dem Land zu beteiligen? Die beiden Studentinnen gehörten zu einer an der Pflanzaktion beteiligten Gruppe von Studierenden der Uni Würzburg, die sich in einem Projekt der Untersuchung von Bildung und nachhaltiger Entwicklung widmen. Die ungewohnte körperlich anspruchsvolle Arbeit bei der Pflanzaktion war dabei für die Studenten eine jedoch willkommene Abwechslung zur blanken Theorie.
Bei einer weiteren Pflanzaktion in alleiniger Federführung der Gemeinde Hettstadt sollen in den nächsten Wochen laut Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher durch die Mitarbeiter des Bauhofs im "Tännig" weitere 1500 Pflanzen ausgebracht werden. Für den Verein Bergwaldprojekt hingegen steht schon am 27. November der nächste Pflanz-Einsatz im benachbarten Greußenheim bevor. Und auch hier werden die Kosten für die Baum-Setzlinge über Spenden vom Verein Bergwaldprojekt getragen.