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Höchberg: 500 Jahre evangelisches Leben in Würzburg: Wie Helmut Fries die Bildung revolutionieren möchte

Höchberg

500 Jahre evangelisches Leben in Würzburg: Wie Helmut Fries die Bildung revolutionieren möchte

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    Der ehemalige Lehrer und Rektor der Hauger Schule, Helmut Fries, hat sein zweites Buch verfasst.
    Der ehemalige Lehrer und Rektor der Hauger Schule, Helmut Fries, hat sein zweites Buch verfasst. Foto: Anca Herzog

    Helmut Fries aus Höchberg war 40 Jahre Grundschullehrer und von 1996 bis 2004 sogar Rektor der mittlerweile geschlossenen Hauger Schule. Nun erscheint in Kürze sein Buch "500 Jahre evangelisches Leben und Schule in Würzburg" , in dem er sich mit der engen Verknüpfung zwischen Schule und Religion befasst.

    Frage: Herr Fries, sind Sie auch Theologe?

    Helmut Fries: Nein, das bin ich tatsächlich nicht und möchte auch betonen, dass ich mit einem solch reichhaltigen Wissen, welches ein ausgebildeter Theologe vorzuweisen vermag, nicht mithalten kann. Aber ich würde mich als sehr interessierten und aktiven Mitchristen bezeichnen, der sich schon früh mit Religion und Bildung auseinandergesetzt hat.

    Ihr unermüdliches soziales Engagement wurde zuletzt 2021 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Über Jahrzehnte hinweg haben Sie aber nicht nur aktiv die Würzburger Bahnhofsmission, sondern auch die Telefonseelsorge unterstützt, waren mit ganzem Herzen Lehrer und veröffentlichten 2013 Ihr erstes Buch über die Geschichte ‚Ihrer‘ Hauger Schule. Woher nehmen Sie die Kraft?

    Fries: Ich habe das große Glück, das tun zu dürfen, was mir Spaß macht! Vieles entwickelt sich letztlich aus dem Vorausgegangen heraus. Als ich mich durch die Archive zum Thema meines ersten Buches arbeitete, stellte ich schnell fest, dass es da eine Forschungslücke zu geben scheint, was eine zusammenhängende Darstellung der Geschichte der evangelischen Gemeinde, vor allem des evangelischen Schulwesens in Würzburg und Unterfranken aufweist. Dieses Thema habe ich dann für mein aktuelles Buch aufgegriffen.

    Richtet sich Ihr Buch vorrangig an eine evangelische Leserschaft?

    Fries: Nein, es soll für eine möglichst breite Leserschaft lesenswert sein. Vom Heimatforscher, Historiker über Lehrer, bis hin zum allgemein interessierten Mitbürger, der etwas über die Geschichte Würzburgs erfahren möchte. Gerade im Hinblick auf die Zukunft, mit der sich mein dritter Themenkreis befasst, erkennt man wie die Trennlinien zwischen den Konfessionen angesichts einer gemeinsamen sozialen Aufgabe verblassen. Mir war gelebte Ökumene schon immer sehr wichtig, was man auch an meinem langjährigen Engagement für die ökumenisch ausgerichtete Bahnhofsmission erkennen kann.

    In seinem aktuellen Forschungsband beleuchtet Helmut Fies evangelisches Leben und Schule in Würzburg, von den Anfängen bis zur Gegenwart.
    In seinem aktuellen Forschungsband beleuchtet Helmut Fies evangelisches Leben und Schule in Würzburg, von den Anfängen bis zur Gegenwart. Foto: Anca Herzog

    "Zeitgeschehen und bildungspolitische Zusammenhänge" nennt sich Ihr dritter Themenblock, der einen spannenden Blick in die Zukunft wagt. Was muss sich Ihrer Meinung nach am Schulwesen ändern, damit es zu einem lebenswerten Ort wird?

    Fries: In erster Linie sollte Schule nicht mehr ausschließlich ein Ort der Wissensvermittlung sein, er muss endlich ein sicherer Raum werden, in dem sich die Kinder wohl und verstanden fühlen. Intoleranz und Mobbing müssen konsequent korrigiert werden, auch wenn das bedeutet, dass man sich zusätzlich soziale Kompetenz mit ins Boot holen muss. Investition in ein erweitertes Angebot an Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter unterstützen nicht nur eine individuelle Lernförderung, sondern schaffen eine friedliche Schulatmosphäre, in der jeder einzelne Schüler spüren darf: Ich bin wertvoll.

    Welche Fähigkeiten sollten vermittelt werden, um Schüler auch künftig wettbewerbsfähig gegenüber Maschinen zu machen?

    Fries: Natürlich ist es nicht einfach mit dem schier unendlichen Wissen der digitalen Welt und künstlicher Intelligenzen mitzuhalten, deshalb sollten wir uns darauf besinnen, was uns als Mensch ausmacht: Die Freiheit im Denken, Kreativität und Empathie! Das kann uns keine Maschine nachmachen! Deswegen sollten die Vermittlung und Ausbildung sogenannter ‚Softskills‘ in den Lehrplan mit aufgenommen werden. Dazu gehören: Kommunikations- und Teamfähigkeit, Selbstvertrauen, Selbstreflexion und Selbstmotivation, sowie Eigenverantwortung und Stressresistenz. Generell sollten die Lehrpläne künftig wesentlich schneller an die sich rasch verändernde Welt angepasst werden.

    Welche Rolle spielt hierbei die Lehrkraft?

    Fries: Für die Lehrer wird es nicht mehr ausreichen, lediglich mit ihrem Fachwissen zu glänzen. Sie sollten Kinderaugen zum Strahlen bringen! Als Mentor, der den Schülern bei- statt voransteht, ja als regelrechter ‚Influencer‘ nur live!

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