Der sechsspurige Ausbau der Autobahn A 3 bei Würzburg verzögert sich um mindestens zwei Jahre bis 2022: Diese Ankündigung der Autobahndirektion Nordbayern (wir berichteten) stößt auf Unverständnis und teils scharfe Kritik.
Ursprünglich sollte die Baumaßnahme 2019 abgeschlossen sein. Nun geht die Autobahndirektion davon aus, dass die zweite Fahrtrichtung (Nürnberg) erst im Herbst 2021 freigegeben wird – danach folgen noch Arbeiten an Gelände und Lärmschutz.
Autobahndirektion macht Baufirmen verantwortlich
Sowohl beim Abbruch und Neubau der Talbrücke wie auch beim Streckenbau hinkt man dem Zeitplan drastisch hinterher. Die Autobahndirektion macht drei Baufirmen für den zeitlichen Verzug verantwortlich, „erhebliche bauvertragliche Auseinandersetzungen“ hätten dazu geführt. Dagegen sehen Kritiker Fehler und gar eine Täuschung in der Planung.
Jahrelang hatte eine Bürgerinitiative für den Bau eines echten Tunnels durch den Heuchelhofberg gekämpft– anstelle der so genannten Troglösung auf bestehender Trasse mit der nun zur Hälfte fertiggestellten Einhausung (Katzenbergtunnel). Zwar hatten die Würzburger im April 2014 in einem Bürgerentscheid noch für eine Umplanung Richtung A3-Tunnel votiert – doch zu spät: Der Bund als Bauherr blieb bei seiner Trog-Variante.
Kritik: Bauzeit war schöngerechnet
Nun fühlen sich die Ausbaugegner von damals in ihren Befürchtungen bestätigt. Die Bauzeit bis 2019 sei für die Öffentlichkeit schöngerechnet worden, heißt es von der Umwelt- und Gesundheitsinitiative Würzburg-Tunnel.
Die lange Bauzeit mit möglichen Staus und Durchgangsverkehr in Würzburg war eines ihrer zentralen Argumente im Kampf für den Tunnel. „Hier wurde in jeder Beziehung Kleinrechnerei betrieben, nicht nur bezüglich der Bauzeit, sondern auch im Hinblick auf die Umweltbelastung und die Kostenrechnung“, so Sprecherin Johanna Paul.
Hätte Verzögerung eingeplant werden müssen?
Von einem „Armutszeugnis für eine planende Behörde“ spricht Stadtrat Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg), der die Ausbaugegner als Verwaltungsjurist bei ihrer gescheiterten Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht vertreten hatte. Die Autobahndirektion hätte Bauverzögerungen von Beginn an einkalkulieren müssen, kritisiert Baumann.
Die so gescholtene Behörde weist die Vorwürfe zurück. Man plane für eventuell auftretende Streitigkeiten üblicherweise einen Puffer ein. Aufgrund der „außergewöhnlichen Probleme und Differenzen“ habe er allerdings nicht gereicht, so die Autobahndirektion auf Anfrage. Es handele sich um einen „absoluten Ausnahmefall“, wie er aus der Vergangenheit nicht bekannt sei.
Verteuerung auf Kosten der Baufirmen?
Dass sich der im Jahr 2013 auf 221 Millionen Euro taxierte sechsspurige Ausbau nun deutlich verteuern dürfte, will die Autobahndirektion weder bestätigen noch dementieren. Die Kosten könnten erst mit Ausschreibung der letzten Gewerke 2020/2021 genau überprüft werden.
Ohnehin geht die Behörde davon aus, dass für etwaige Mehrkosten durch die Verzögerung die Baufirmen aufzukommen hätten. Details zu den Auseinandersetzungen will man nicht preisgeben, weil die Verhandlungen mit den Firmen noch laufen. Gerichte seien zumindest im Hauptverfahren (noch) nicht damit befasst. Lediglich ein Beweisverfahren für eine Baustraße sei beim Landgericht Nürnberg/Fürth anhängig.
Verwaltungsjurist Baumann sieht Unfallschwerpunkt durch Baustelle
Rechtsanwalt Baumann geht in seiner Kritik noch einen Schritt weiter. In einer Mitteilung verweist er auf „zahlreiche Tote und Verletzte, welche die Baustelle verursacht hat“ und fordert eine Entschuldigung der Autobahndirektion bei Angehörigen und Verletzten.
„Nicht nachvollziehbar“, heißt es dazu von der in Nürnberg ansässigen Behörde. Man habe von der Polizei keine Hinweise auf auffällige Unfallzahlen. Gleichwohl werde man die Unfallsituation noch einem überprüfen. Die Autobahndirektion rechnet für die restliche Bauzeit mit weniger Staus und besserem Verkehrsfluss, nachdem die Richtungsfahrbahn Frankfurt seit März freigegeben ist.