Pünktlich um 20 Uhr sind die Schotten dicht. Und einmal zu spät aus der Arbeit gekommen, im Stau gestanden oder mit dem Nachbarn verquatscht, und schon steht man vor verschlossenen Ladentüren. Mit dem Einkauf wird es an diesem Tag nichts mehr. Und die Möglichkeiten, so spät noch an Lebensmittel zu kommen, sind überschaubar in Würzburg. Denn Einzelhändler dürfen ihre Waren unter der Woche nur bis 20 Uhr verkaufen und bis auf einige Ausnahmen bleiben an Sonn- und Feiertagen die Läden ganz geschlossen. Während fast alle Bundesländer die Öffnungszeiten freigegeben haben, hält Bayern weiterhin am traditionellen Ladenschlussgesetz fest.
- Lesen Sie auch: Leerstände: Wie schlimm steht es um Würzburg?
- Experten: Einzelhändler sollten auf die digitale Reise gehen
Für Laien ist das Ladenschlussgesetz oft schwer zu begreifen, denn während in anderen Bundesländern die Einzelhändler oft selber entscheiden dürfen, wie lange sie ihr Geschäft öffnen, ist es in Bayern etwas komplizierter. Tankstellen dürfen rund um die Uhr ihre Backwaren verkaufen und auch an Bahnhöfen sind die Öffnungszeiten weniger streng als in der Innenstadt. So kann man dort beispielsweise auch an Sonntagen noch schnell in die Drogerie oder den Supermarkt hüpfen. Für alle anderen gilt jedoch: Der Laden bleibt zu. Vor allem Lebensmittelgeschäfte würden in Großstädten gern länger öffnen, wie die Augsburger Allgemeine vor Kurzem berichtete. Doch ist das auch in Würzburg der Fall?
Handelsverband spricht sich gegen Lockerung des Gesetzes aus
Asim Bastürk ist Geschäftsführer des türkischen Supermarktes Ahsa in der Nürnberger Straße. Obwohl er weiß, dass sich knapp 30 Prozent seiner Kundschaft längere Öffnungszeiten wünschen, würde er sein Geschäft nicht länger öffnen, auch wenn er könnte. Als Grund nennt er unter anderem den hohen Kostenaufwand: "Ich muss die ganzen Abteilungen mit Mitarbeitern besetzen, die Frischetheke und auch bei Obst und Fleisch", sagt er. "Wenn ich einen kleineren Laden hätte, dann könnte ich mit ein, zwei Angestellten länger öffnen." So kosten die Mitarbeiter aber mehr, als durch den Umsatz reinkommen würde. Trotzdem ist er der Meinung, dass es gesetzlich möglich sein sollte, die Geschäfte länger geöffnet zu lassen. Es müsste die Möglichkeit für Einzelhändler geben: "Wer will, der kann."
Volker Wedde vom Handelsverband Unterfranken sieht dies ein wenig anders. Er weiß: "In der Summe ist der Einzelhandel hier in der Region zufrieden mit der Regelung." Deshalb spreche sich der Handelsverband auch gegen eine Lockerung des Gesetzes aus. Eine andere Regelung verursache Kosten, und "es ist zweifelhaft, ob diese durch die verlängerten Öffnungszeiten eingespielt werden." Dies lohne sich nur in top frequentierten Lagen und dies sei laut Wedde schwer vorstellbar in Unterfranken.
"Wir sind die letzte Bastion, früher oder später wird auch unser Bundesland einknicken."
Marco Trabold, Geschäftsführer Frischemärkte Edeka-Trabold
Marco Trabold von den Edeka Frischemärkten Trabold kann dem nur zustimmen. "Wir versprechen uns davon nichts, und es geht rein zu Lasten der Mitarbeiter." Er ist der Meinung, dass der Umsatz durch längere Öffnungszeiten nicht gesteigert werde. "Das einzige was steigt, sind die Kosten." Um seinen Kunden trotzdem einen 24-Stunden Service zu bieten, steht seit Kurzem eine Abholstation vor dem Edeka-Markt in der Sanderau. Kunden können so 24 Stunden lang ihren Einkauf online tätigen und zu einem gewünschten Zeitpunkt am Automaten abholen- auch nachts sowie Sonn- und Feiertags.
"Durch die direkte Innenstadtlage haben wir viel Kundenaufkommen, unsere Mitarbeiter sind so schon genug ausgelastet", sagt auch Wolfgang Luksch, Geschäftsführer des Kupsch' in der Würzburger Domstraße. "Ich sehe da keine Notwendigkeit. Unser Laden hat von 7 bis 20 Uhr geöffnet, das ist genug Zeit zum Einkaufen - auch für Berufstätige. " Und: "Längere Öffnungszeiten kann und will ich den Mitarbeitern nicht zumuten."
Im Landtag einstimmig gegen Lockerungsvorschlag der FDP ausgesprochen
Die Lebensmitteleinzelhändler sind sich einig, und zu ihrer Zufriedenheit werden die Ladenöffnungszeiten in Bayern wohl auf absehbare Zeit auch nicht ausgeweitet. Im Landtag sprachen sich CSU, Grüne, Freie Wähler, AfD und SPD Anfang Juni dieses Jahres nämlich einstimmig gegen einen Lockerungsvorschlag der FDP aus. Die Liberalen hatten unter anderem eine Freigabe der Öffnungszeiten an Werktagen von 0 bis 24 Uhr sowie eine Sonderregelung für die Sonntagsöffnung an 40 Tagen in Tourismusgebieten vorgeschlagen.
Trotzdem glaubt Marco Trabold, dass das Ladenschlussgesetz keine Zukunft in Bayern hat. "Wir sind die letzte Bastion. Früher oder später wird auch unser Bundesland einknicken", sagt er. "Zu Lasten der Mitarbeiter und auf Dauer auch zu Lasten des Kundenservices."