Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Adenauerpreis für Thomas Fritz und eine unbequeme Recherche

Würzburg

Adenauerpreis für Thomas Fritz und eine unbequeme Recherche

    • |
    • |
    Ausgezeichnet:  Thomas Fritz erhielt den Lokaljournalistenpreis 2017 der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Wächteramt. Den Preis übergaben Norbert Lammert (links), Vorsitzender der Stiftung, und Heike Groll, Vorsitzende der Jury.
    Ausgezeichnet:  Thomas Fritz erhielt den Lokaljournalistenpreis 2017 der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Wächteramt. Den Preis übergaben Norbert Lammert (links), Vorsitzender der Stiftung, und Heike Groll, Vorsitzende der Jury. Foto: KAS/Juliane Liebers

    Von einem "Festival der Recherche" sprach Heike Groll. Sie ist Vorsitzende der Jury des Lokaljournalistenpreises der  Konrad  Adenauer Stiftung. Er gilt als "Oscar" der Preise für lokalen Journalismus und wurde am Dienstagabend in Stuttgart vergeben. Aus 396 Bewerbungen wählte die Jury zwölf herausragende Arbeiten aus. Der Hauptpreis ging an die Stuttgarter Zeitung - der Preis in der Kategorie Wächteramt ging an den Main-Post-Reporter Thomas Fritz.

    Fritz berichtet seit vier Jahren über eine höchst umstrittene Baumaßnahme in Tauberrettersheim, die so genannte "Öchsner Villa". Weder die Verschwiegenheit der handelnden Personen noch Drohungen gegen die eigene Person hielten ihn von hartnäckiger Recherche und unbequemen Veröffentlichungen ab. Genau das würdigte die Jury, deren Vorsitzende Groll sagte:  „Unter dem Eindruck der Debatte um die Glaubwürdigkeit von Medien fokussiert man sich offensichtlich stärker auf die journalistische Kernkompetenz schlechthin. Die Preisträger zeigen, dass dies auch im Lokalen auf außerordentlich hohem Niveau möglich ist“, sagte Groll. 

    "Wir haben Lokalredakteure, die Dinge wissen, die Google nicht weiß."

    Norbert Lammert zitiert einen Chefredakteur

    Norbert Lammert, ehemals Bundestagspräsident und heute Vorsitzender der Konrad Adenauer-Stiftung würdigte die besondere Bedeutung von lokalem Journalismus: "Lokale Zeitungen genießen höchstes Vertrauen, weil der Leser  dort am ehesten überprüfen kann, ob es stimmt, was berichtet wird." Und er zitierte einen Chefredakteur: "Wir haben Lokalredakteure, die Dinge wissen, die Google nicht weiß." Lammert sagte, dass mit dem Internet zwar das Informationsangebot explodiert sei, aber umso mehr brauche es Profis, die einordnen, was wirklich wichtig ist. Guter Journalismus helfe Menschen, ein Urteilsvermögen zu entwickeln. Und: "Die Freiheit der Presse müssen wir mit Klauen und Zähnen verteidigen." Journalismus müsse unabhängig von der Regierung Missständen auf die Pelle rücken können. 

    Der Reporter galt in Tauberrettersheim schnell als Nestbeschmutzer

    Thomas Fritz hat genau das getan. Das Bauprojekt, über das er so nachhaltig berichtet, hat nämlich eine besondere Note. Das Grundstück gehört dem Bürgermeister von Tauberrettersheim – Bauherrin war dessen Tochter. Als Berichterstatter machte er sich schnell unbeliebt in dem Ort. Zum einen bei den handelnden Personen, zum anderen aber auch bei einem Großteil der rund 800 Einwohner. "Ich galt bei vielen als Nestbeschmutzer. Viele wollten das klein halten und fragten mich, warum man das so an die Öffentlichkeit zerren muss", sagt Fritz. Bei einer Veranstaltung drohte man dem Reporter: "Den Fritz, den werfen wir in die Tauber."  

    Den Preisträger beeindruckt das nicht. Er hat Erfahrung mit unbequemen Themen und er sucht sie immer wieder. Aktuell berichtet er über die umstrittene Rodungsaktion in Thüngersheim. In Aub bei Ochsenfurt hat er die Ungereimtheiten um illegal entsorgten Asphalt im dortigen Schotterwerk an die Öffentlichkeit gebracht.  Und  so ist es nur konsequent, dass der 46-jährige Journalist zum zweiten Mal mit einem renommierte Journalistenpreis ausgezeichnet wird.  Bereits 2005 hat er den „Wächterpreis der Tagespresse“ erhalten, als er mit seinem Kollegen Rainer Stumpf die Versuche eines Bürgermeisters abwehrte, das Informationsrecht der Presse auszuhöhlen. Im selben Jahr wurde er von einem Fachmagazin zum "Lokaljournalisten des Jahres" ernannt.

    Übrigens: Die Geschichte um die "Öchsner-Villa" ist noch nicht beendet. Derzeit klagt die Bauherrin gegen die Gemeinde. Thomas Fritz wird berichten. Auch wenn es nicht allen gefällt.

    Die weiteren Preisträger Die Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten erhalten den Hauptpreis für die Investigativrecherche über einen Bandenkrieg zwischen türkischen und kurdischen Rockerclubs. Der zweite Preis geht an die Pforzheimer Zeitung für die Serie „Verschwiegene Verbrechen“.  Weitere Preisträger: Der Tölzer Kurier in der Kategorie Kommunalpolitik für die Berichterstattung über die Kläranlage Benediktbeuern-Bichl, die Kieler Nachrichten in der Kategorie Recherche für die Langzeitrecherche in der „Rocker-Affäre“, die Nordwest-Zeitung in der Kategorie Wirtschaft für die Print- und Multimedia-Reportage „Dangast – das gespaltene Dorf“, der Nordkurier in der Kategorie Gesellschaft für die Analyse „Gespaltenes Deuschland – wo verläuft die neue Grenze?“, die Stuttgarter Zeitung in der Kategorie Datenjournalismus für das crossmediale Projekt „Feinstaubradar“, der Zeitungsverlag Waiblingen in der Kategorie Inklusion für die Serie „Was bedeutet Inklusion?“ und der Weser-Kurier in der Kategorie Gesundheit für die Serie „Ein Leben“ aus dem Leben eines Schwerkranken. Sonderpreise für Volontärsprojekte gingen an die Allgemeine Zeitung, Mainz und die Badische Zeitung, Freiburg.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden